Unser Chefredakteur Mikis hat sich vier Bücher geschnappt, die nicht weniger miteinander zu tun haben könnten. Doch wie kann das bunte Potpourri bestehend aus EIN FEINER DUNKLER RISS, VEGAN BACKEN – 300 Lieblingsrezepte, DIE WÄCHTER- LICHT UND DUNKELHEIT und SUCHE WOHNUNG FÜR MICH UND MEINE MÖPSE abschneiden?
SUCHE WOHNUNG FÜR MICH UND MEINE MÖPSE von Leonie Haug (Blanvalet)
Scheint genau das richtige Buch für eine lange Zugfahrt zu sein, schließlich verspricht es, ein ernstes Thema mit Humor zu kreuzen. Es geht um das schwierige Thema Wohnungssuche in Zeiten wie diesen. Also mit ständig steigenden Mieten, immer knapper werdenden Wohnungen und Vermietern die scheinbar tun können, was sie wollen und ihre Bude trotzdem vermietet kriegen.
In Berlin Hauptbahnhof steig ich in den Zug nach Dresden, in Berlin Südkreuz habe ich mich eingerichtet und beginne zu lesen. Kurz hinter der Stadtgrenze von Berlin (keine lange Fahrstrecke…) bin ich so weit, dass ich das Buch am liebsten aus dem Fenster werfen würde. Biedere Erlebnisberichte von Wohnungsbesichtigungen, ausrechenbare Klischees und langweilige Plots ziehen sich wie Kaugummi. Ja es ist schlimm, dass es so wenige Wohnungen gibt, ja es ist fürchterlich zum WG-Casting anzutreten, aber ein gutes Buch wird deshalb noch lange nicht automatisch daraus. Endlich in Dresden angekommen verschenke ich das Buch. An jemanden, der auf Wohnungssuche ist.
DIE WÄCHTER- LICHT UND DUNKELHEIT von Sergej Lukianenko (Heyne)
Mit seinem „Wächter der Nacht“ katapultierte sich Sergej Lukianenko vom russischen Nachwuchsschriftsteller zum internationalen Fantasy-Lieblingsautor. Mit „Wächter des Tages“ ließ er eine fulminante Fortsetzung folgen und machte sogar Hollywood auf sich aufmerksam. Ach das ist schon so lange her. Er schrieb noch einige weitere Romane über den Zauberer Anton und seine Moskauer Wache(n), die allerdings nie an die Qualität der ersten beiden Bücher heranreichten, Stück für Stück ihre Originalität verloren und irgendwie immer etwas verkrampft wirkten. Mit „Die Wächter“ legt er nun einen tollen Relaunch der Geschichte hin. Befreit von den ewigen Hauptpersonen und mit neuem Personal ausgestattet besteht nun die Chance, den liebgewonnenen Konflikt zwischen den Kräften des Lichts und der Dunkelheit neu zu erleben. Passt perfekt in die Badewanne, dem besten Lese-Ort, wenn der Herbst langsam aufzieht und das Licht verdrängt.
VEGAN BACKEN – 300 Lieblingsrezepte (Hanns-Nietsch Verlag)
Das dieses Buch in die Küche gehört und nicht ins Schlafzimmer, versteht sich von selbst. Und da ist es auch wunderbar aufgehoben. Niemand braucht Milch, Butter und Eier zum Backen, es geht viel einfacher (und pflanzlicher). Das Buch ist Basic as Hell, keine Hochglanzbilder verstören den Nachwuchsbäcker, dafür sind die Rezepte einfach, variabel und verständlich. Wir haben diverse Obstkuchen und unsere erste Schwarzwälder Kirschtorte gebacken und bisher gab es keinen einzigen Ausfall. Demnächst steht der vegane Stollen auf dem Back-Plan und an sowas hab ich mich selbst in der vorveganen Zeit nie herangetraut. Ich bin begeistert, inspiriert und empfehle dieses Buch unbedingt. Besonders für all diejenigen, die die Nase voll haben, von langweiligem Supermarktkuchen.
KLASSIKER:
EIN FEINER DUNKLER RISS von Joe R. Landsdale (Suhrkamp)
Sommerurlaub, Hängematte, Strand. Da braucht es das passende Buch. Ich werde jetzt nicht verraten, welches Buch als Papierschiff endete, weil es eben nicht passte, aber „Ein dunkler feiner Riss“ war das perfekte Buch dieses Sommers. Mr. Landsdale entführt in die Südstaaten der späten 50er Jahre, mit all ihren Abgründen. Manchmal hab ich mich gefühlt, wie bei „Tom Saywer“, manchmal wie bei „Stand by Me“ und manchmal wie in einem Film Noir. Und wenn Bücher wie Filme wirken, dann sind sie sowieso schon Gewinner. Ja, toll werdet ihr jetzt sagen, schöner Tipp, wo der Urlaub vorbei ist. Aber warum nicht mal Urlaub zu Hause machen, auf der Couch, mit Kerzen und einem gutem Southern Comfort im Glas? Das perfekte Buch dafür kennt ihr ja nun.
Mikis Wesensbitter
Bildquelle(n): © Suhrkamp Verlag AG / © Mikis Wesensbitter