Die Konzertreihe Distant Worlds: music from FINAL FANTASY blickt auf eine lange und erfolgreiche Existenz zurück. Stammt das erste Konzert noch aus dem Jahre 2007 und einer Zeit, wo Videospiele um ihren Platz als kulturelle Bereicherung kämpfen mussten, blickt die Konzertreihe rund um Arnie Roth und Nobuo Uematsu inzwischen alleine in Japan auf über 100 Shows zurück. Am 2. April hatten wir die Ehre, im Berliner Tempodrom anwesend zu sein und uns für gute 2 Stunden in die verzaubernden Welten der Final Fantasy-Reihe entführen zu lassen.
Atmosphäre, Emotionen & Entertainment
Auch wenn die Kompositionen des legendären Nobuo Uematsu der traditionellen Klassik in nichts nachstehen, musste man sich beim Besuch von Distant Worlds: music from FINAL FANTASY darüber im Klaren sein, dass die Regeln und Konventionen normaler Klassik – Konzerte hier nicht gelten. Der vor Leidenschaft und Spaß strotzende Arnie Roth macht dies auch direkt zu Beginn deutlich; So wird spontanes Applaudieren oder reinrufen des Publikums nicht etwa abgestraft, sondern mit Anerkennung und Aufmerksamkeit belohnt. Dieser Abend gilt schließlich den Fans, ohne die das alles hier nicht möglich gewesen wäre, stellt Roth in seiner einleitenden Rede klar. Und obwohl Arnie Roth leidenschaftlich dirigiert und man seinen Spaß förmlich spüren kann, lässt er es sich nicht nehmen, sich auch während der Stücke immer wieder einmal kurz zum Publikum zu drehen und uns in das Stück eintauchen zu lassen – Nein sogar ein Teil davon werden zu lassen. Die Set-List entpuppte sich als äußerst ausgewogen. Selbstverständlich war die Final Fantasy Victory Fanfare genauso anwesend wie das Chocobo-Theme, welches dieses Mal in einer Swing-Variante präsentiert wurde. Es war für jeden Geschmack und für jede Generation etwas dabei. Neuere Titel wie Final Fantasy XIII fanden genauso ihre Beachtung, wie die 2D-Klassiker I – VI. Fast immer standen epische, schwere Bombaststücke im Wechsel mit leichten, aufheiternden Medleys und sogar für die ein oder andere Ballade fand sich im knapp 140-minütigen Konzert ein Platz. Doch auch der Chor hat eine besondere Erwähnung verdient. Natürlich war der ganze Abend mehrfacher Auslöser starker Emotionen, aber vor allem das Chor-Solo inklusive den beiden Frontsängern, legten mit ihrem Stück von Final Fantasy X eine Welle der Gänsehaut über das Publikum.
Der Meister höchstpersönlich
Auch wenn Final Fantasy wohl für immer mit Nobuo Uematsu in Verbindung gebracht werden wird, fanden sich auch Stücke anderer Final Fantasy Komponisten wieder. Stücke von Naoshi Mizuta (Final Fantasy XI) oder Masashi Hamauzu (Final Fantasy XIII) waren auch nicht weniger beliebt als die restlichen Stücke des Abends und wirkten zu keiner Zeit wie „Fremdkörper“. Doch natürlich ist und bleibt Uematsu etwas ganz Besonderes für die Fans. So verwunderte es nicht, dass es regelrechte Jubelstürme hagelte, als Uematsu sich für die Zugabe selbst in den Chor stellte und seinen Teil zum Fan-Favoriten „One Winged Angel“ beitrug.
Fans des berühmten Komponisten konnten sich zudem zusätzlich zum Ticket ein VIP-Package erwerben, welches ein kurzes Meet&Greet inkl. Foto und Autogrammen von Roth & Uematsu ermöglichte. Erwähnenswert ist hierbei, dass die letzten VIP-Package Besitzer erst gegen 0:30 Uhr vor Uematsu standen und der Japaner zu keiner Sekunde genervt war, sich die Zeit für Fragen nahm und außerordentlich nett und höflich wirkte. Ein organisatorisch äußerst gelungener Abend, der ohne große Verzögerungen oder andere Probleme auskam. Auch das Tempodrom erwies sich mit seiner Soundkulisse mehr als würdig dem bombastischen Distant Worlds Philharmonic Orchestra & Chorus eine Bühne zu bieten. Ein sensationeller Abend, der deutlich Lust auf mehr macht.
Vanessa Pfennig
Bildquelle(n): AGM-Magazin