Comic Cons scheinen derzeit wie Pilze aus dem Boden zu sprießen und so schlug auch die Comic Con Austria Ende März in Linz auf – eine Premiere! Dass es ein etwas größeres Event werden könnte, dafür gab es allerdings gute Anzeichen: Zum einen die Location, das Design Center, das als Wahrzeichen gilt (unter anderem findet man es auch als Briefmarkenmotiv) und die als Glas- und Metallkonstruktion eine Hommage an die Stahlproduktion bekannte Stadt ist. Zum anderen kenne ich teils Conventions, wo die hiesige Bevölkerung absolut uninformiert ist und eben nur ein paar Nerds hinfahren. Hier gab es Mitteilungen in sämtlichen regionalen Medien. (Ich selbst lebe jetzt – wieder – in dieser Gegend).
Der Auftakt
Schon in der Straßenbahn saß eine Familie mit zwei kleinen Jungen, die als Super- und Spiderman kostümiert waren. Die Kleinen streiten und schubsen einander, die Mutter erklärt ihnen, dass Superhelden die Guten sind und deshalb einander nicht bekämpfen. Ein kleines Teufelchen meldet sich in meinem Kopf, einen Hinweis auf den neuen „Batman vs. Superman“-Film anzubringen. (Natürlich habe ich es nicht gemacht.)
Vor der Con war eine gewaltige Schlange. Ich ging dann nach vorne, da ich eine kürzere Schlange für Vorverkaufstickets vermutet habe. Nun ja, es gab eine kürzere Schlange – die war aber für die Tageskasse! Normalerweise ist es eben umgekehrt – immerhin dauert das Kassieren und Herausgeben von Wechselgeld natürlich länger – und so mancher Conbesucher war da auch deswegen irritiert und verärgert.
Drinnen war es aber angenehm. Sehr belebt, an manchen Stellen etwas zu viele Leute, aber auch nicht so gestopft voll, dass es ein Problem gewesen wäre. Und gerade das: Wow! Dass eine Convention Tausende Besucher erreicht, und das gleich beim ersten Mal, ist gerade in Österreich wahrlich keine Selbstverständlichkeit!
Durch die bereits erwähnte Bauweise hatte man in der Messehalle auch erstaunlich viel Tageslicht. Drinnen: Stände, Stände, Stände. Und zwar schön gemischt, verschiedene Shops, Second-Hand-Comics, fannische T-Shirts, ausstellende Zeichner und auch Plätze zum Ausprobieren von Spielen – an der Konsole oder auch einfach auf dem Brett.
Das Programm
An Programm gab es zu einem eine Workshop-Ecke, wobei ich das mit dem Workshop bezweifle, denn da macht der normale Teilnehmer ja etwas. Schreiben, zeichnen, basteln. Es gab aber keine Tische und immer, wenn ich dort war, wurde einfach was vorgetragen. Was ja auch toll, aber eben kein Workshop, ist.
Das Highlight waren aber natürlich die Panels mit den Stargästen. Zum einen waren da die Star Wars-Darsteller Brian Wheeler, Pam Rose und Femi Taylor. Und ja, zugegeben, bei den Namen hat es bei mir nicht gleich Klick gemacht. Also Brian hat einen Ewok gespielt, also einen dieser teddybärenartigen Aliens. Und einen Jawa, das sind diese Wüstenaliens mit den leuchtenden Augen. Die beiden Damen haben hatten beide kleine Nebenrollen, die eine war in einer Bar zu sehen und die andere bei Jabba the Hutt als „exotische Tänzerin“. Macht aber nichts, immerhin, Star Wars und die alle waren am Set und hatten Interessantes zu berichten!
Es gab zu dem Thema eine Fragerunde, wobei die naheliegendsten Fragen von den Moderaten gestellt wurden und dann dufte auch das Publikum. Die Gäste waren recht interessiert, aber es gab auch eine gewisse Scheu, etwas tatsächlich öffentlich zu fragen. Dazu hat sich sehr schnell herausgestellt, dass die Stargäste – die wie zu erwartet kein Deutsch sprachen – mit der typisch österreichischen Interpretation der englischen Sprache überfordert waren. Daher haben nach einer Weile die Besucher nur noch auf Deutsch gefragt und die Moderatoren übersetzen lassen. Die Antwort gab es allerdings ausschließlich auf Englisch.
Es waren alle drei recht nett, wobei sich Pam recht zurück gehalten hat und auch teils so Antworten wie „Wen ich gerne mal spielen würde, wenn ich es mir aussuchen könnte? Gar keinen, ich bin in Pension!“ vermutlich nicht nur Freunde gemacht hat. Da war natürlich ein Kerl wie Brian wesentlich unterhaltsamer, der auf dieselbe Frage unter Johlen der Gäste „Indiana Jones“ verkündet hat. Oder auch Femi, von der man, wenn man sieht wie schlank und jung sie aussieht, man gar nicht glauben will, dass sie schon über zwanzig Jahre davor schon als Erwachsene überhaupt eine Rolle gespielt hat. Sie sieht immer noch so aus – von der Figur her. Denn im Film war sie bei ihrem kurzen Auftritt von oben bis unten grün angemalt. Bei ihrem Auftritt auf der Comic Con kam sie auf sie auf jeden Fall jung, sexy, aber auch natürlich rüber. So musste sie bei der Frage nach der peinlichsten Panne am Set lachen und hat bereitwillig über einen Busenblitzer bei den Dreharbeiten berichtet, der ihrem zu knapp bemessenen Outfit geschuldet war. Brian dagegen erzählte, wie er sich zusammen mit einem anderen Ewok über ein Loch schwingen sollte und die beiden immer wieder reingepurzelt sind, bis George Lucas die Szene gestrichen hat. Nach einer Weile meldet sich ein kleines Kind: „Wie viele Ewoks gibt´s denn?“
Die Stargäste schmelzen förmlich dahin, obwohl sie die auf Deutsch gestellte Frage nicht verstehen und ratlos sind. Als der Moderator weiterhilft, erklärt Brian, dass es etwa 60-70 waren, die aber von amerikanischen und britischen Schauspielern verkörpert wurden, an unterschiedlichen Drehorten. Das war mir auch neu, im Film wirkt alles so einheitlich. Oder auch dass in Jabba drei Schauspieler steckten, die über einen Monitor sehen konnten, wie ihre Bewegungen nach außen wirken … Also das war alles recht kurzweilig zum Zuhören.
Ein weiterer Stargast war Tom Wlaschia, der in Games of Thrones den Charakter Jaqen H’ghar verkörperte. Als Deutscher blödelte er anfangs noch mit amerikanischem Akzent rum – eben weil vielen Fans nicht bewusst war, woher er kommt. Überhaupt war er sehr publikumsnahe und ist nach wenigen Augenblicken dann von seinem Platz weiter nach vorne gekommen und saß dann locker auf dem Tisch. Mich hat vor allem seine Ehrlichkeit beeindruckt – er hat halt auf die Frage hin erzählt, wie das halt so ist, eine lustige Anekdote vom Set aus dem Ärmel schütteln zu müssen und dass ihm immer wieder nichts einfällt. Oder dass er gar nicht so viel vom Set erzählen kann, weil er in einer Nebenhandlung feststeckt und nein, er geht nicht seinen Schauspielerkollegen nach Drehschluss was trinken, weil er hauptsächlich mit der minderjährigen Schauspielerin Masie William – die er übrigens in höchsten Tönen gelobt hat – zu tun hatte. Und woher soll er dies und das wissen? – Er weiß doch auch nicht mehr als die Fans, wie es weitergeht! – Wer am Ende am Eisernen Thron sitzt? – Na Jaqen H’ghar! (Also er.) Und wer ist seine Lieblingsperson? – Er stellt sich dumm und ignoriert, dass wohl sein Lieblingscharakter aus Games of Thrones gemeint ist und verkündet mit breitem Grinsen: „Meine Mutter!“. Auf die Frage hin, ob es wohl eine Sexszene mit ihm in Game of Thrones geben wird, antwortet er angesichts des der Begeisterung des Publikums: „Applaudiert ihr eigentlich, weil es gerade peinlich für mich ist oder wollt so was wirklich unbedingt sehen?“ – Nach einer Weile holt er sein Smartphone raus und fotografiert das Publikum. „Mir glaubt sonst keiner, dass mir Leute zuhören!“
Tom Wlaschiha war wirklich ein Hit, sehr natürlich, ehrlich, nett, schlagfertig und bei dummen und indiskreten Fragen aus dem Publikum kam seine humorvolle Seite zu Tage. Er ist wirklich der perfekte Stargast für eine Convention! – Dass er so nebenbei bemerkt auch noch ziemlich gut aussieht, tritt da gänzlich in den Hintergrund …
Dann war natürlich der Cosplay-Wettbewerb noch ein Highlight. Es gab da wirklich großartige Kostüme, Nähkunst und Haarstyling auf höchstem Niveau bis hin zu selbstgeschmiedeten Rüstungen. Dementsprechend groß war auch der Andrang unter den Zusehern, wer sich nicht lange vorher einen Platz gesichert hatte, hatte dann eben einen Stehplatz in x-ter Reihe.
Insgesamt gesehen war die Comic Con eine wirklich gelungene Veranstaltung! Was mir ebenfalls gefallen hat, war, dass die Tagestickets, mit denen man auch die Programmpunkte mit den Stargästen sehen konnte (lediglich Autogramme kosteten extra) mit gerade mal sieben Euro auch höchst erschwinglich waren.
Nina Horvath
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