Licht aus, Kopfhörer auf und macht euch mit einem kleinen Mädchen, im Folgenden als Yoma-chan bezeichnet, auf die Suche nach ihrer Schwester und ihrem Hund in einer Welt voller Monster. Yomawari: Night Alone führt uns durch eine alptraumhafte Nacht, die unseren Herzschlag in die Höhe treibt.
‚If I didn’t throw the rock…‘
In der Abenddämmerung geht Yoma-chan mit ihrem Hund Poro spazieren. Vor dem Tunnel fährt ihr ein Schauer über den Rücken — Bloß schnell nach Hause! Auf der Straße findet das kleine Mädchen einen Stein und wirft ihn, wie es Kinder nun mal machen, auf die Fahrbahn. Poro springt hinterher und wird in diesem Moment von einem Auto erfasst. Yoma-chan ist geschockt. Auf der Straße sind nur den Abhang hinunter führende Blutspuren zu sehen. Aber Poros Körper ist verschwunden. Mit der hundelosen Leine in der Hand, läuft das Mädchen nach Hause. Dort wartet bereits ihre große Schwester auf sie. Als sie das Fehlen des Hundes bemerkt, fasst sie den Entschluss, nach ihm zu suchen. Yoma-chan soll währenddessen zu Hause warten. Es wird schließlich bald dunkel. Ohne ihrer großen Schwester zu sagen, dass Poro von einem Auto überfahren wurde, lässt sie sie gehen.

Nach einer Weile macht sich das Mädchen Sorgen und geht los, um ihre Schwester und Poro zu suchen. In der Stadt glaubt sie immer wieder dunkle Schemen unter den Laternen zu erkennen. Aber das ist sicherlich nur Einbildung. Nachdem Yoma-chan einige Straßen durchkämmt hat, findet sie schließlich ihre Schwester auf einem kleinen, verlassenen Grundstück. Diese sagt ihr aber, sie solle sich im Busch verstecken und, egal was passiert, nicht herauskommen. Während sich das kleine Mädchen versteckt, hört sie beunruhigende Geräusche und ihr Herz schlägt ihr bis zur Brust. Als nichts mehr zu hören ist, wagt sie sich aus ihrem Versteck. Ihre Schwester ist wieder verschwunden und auf dem Boden findet sie ihre Taschenlampe. Im Schein dieser sieht sie nun überall groteske Monster in der Stadt. Yoma-chan wird klar, dass ihre Schwester von diesen Kreaturen entführt wurde und sie ihr helfen muss.

Lauf Yoma-chan, lauf!
Mit der Taschenlampe bewaffnet, erkundet ihr nun die Welt von Yomawari, wobei ihr die Monster, die sich euch entgegenstellen, nicht mit dieser bekämpft. Das Spielprinzip besteht nämlich darin, geschickt an den Gestalten vorbeizukommen und Gegenstände, die für das Weiterkommen notwendig sind, zu finden. Diese werden, wie auch die Kreaturen, durch den Schein der Taschenlampe sichtbar und machen sich durch ein Glitzern bemerkbar. Außerdem zeigt euch Yoma-chan mit einem Fragezeichen über ihrem Kopf, dass sich in ihrer Nähe etwas befindet, mit dem sie interagieren kann. Darüber hinaus fängt ihr Herz an zu schlagen, wenn sich Monster in der Nähe befinden. Dieser Herzschlag wird immer lauter und schneller, je näher sie an einem dran ist.

Vor den meisten Gegner muss man schnell weglaufen, aber das kleine Mädchen kann nicht unendlich lang rennen. Sobald ihr anfangt zu sprinten, erscheint im unteren Bereich des Bildschirms euer Ausdauerbalken. Dieser leert sich schneller, wenn Yoma-chans Herz klopft, also wenn ihr zwischen den Kreaturen durch lauft. Meist bietet sich dann die Möglichkeit, sich bspw. hinter einem Busch zu verstecken und zu warten bis die Monster weiterziehen. Und ich rate euch diese Versteckmöglichkeiten nicht zu verschmähen. Denn im weiteren Verlauf des Spiels werden die Gegnermengen größer und heimtückischer.
Tolle Atmosphäre und nicht komplett linear
Die Story von Yomawari spielt sich in einer Nacht ab, welche aber in mehrere Abschnitte unterteilt wird. In jedem Abschnitt startet ihr im Haus des kleinen Mädchens, in dem ihr auch richtig speichern könnt. Ansonsten stehen euch unterwegs kleine Schreine zum Schnellspeichern zur Verfügung. Dafür müsst ihr aber auch eine Münze springen lassen, die man unterwegs findet. Diese kleinen Schreine können auch als Schnellreisesystem verwendet werden und das sogar kostenlos. Startet man einen neuen Abschnitt, empfiehlt es sich stets, einen Blick auf die Karte zu werfen. Dort wird einem meist das aktuelle Ziel mitgeteilt und man kann sehen, in welcher Richtung das zu erkundende Gebiet liegt. Ihr müsst aber nicht sofort zum Story-Gebiet gehen. Ihr könnt auch weiter die Stadt erkunden oder für optionale Quests an bereits besuchte Orte zurückkehren.

Das Bild, das Yomawari erzeugt, wirkt wie ein düsteres Kinderbuch. Die Figuren sind süße Chibis und die Umgebung ist in einem realistischen Retro-Game-Stil gehalten. Die Monster sind sehr unterschiedlich designt: von einfachen Schatten über riesige Insekten bis zu abstrakten Fleischgebilden. Dabei müssen diese auch mit unterschiedlichen Strategien umgangen werden, indem man bspw. die Taschenlampe ausschaltet und mal langsamer oder mal schneller geht. Die Geräuschkulisse ist dabei minimalistisch gehalten und Hintergrundmusik gibt es nur an wenigen Stellen. Meist hört man nur Schritte, das Rascheln von Bäumen und Büschen, das Herzklopfen von Yoma-chan. Das erzeugt ähnlich wie in anderen Indie-Horrorspielen für eine beklemmende Stimmung. Und dadurch, dass die Umgebung sich verändert und neue Gegner auch an Stellen auftauchen können, an denen man schon mehrere Male vorbeigegangen ist, wird man von kleinen Jumpscares überrascht.

Kleine Schwächen und Bugs
Kleine Macken gibt es trotzdem hier und da. Am Ende des Spiels sind bei mir zweimal Soundbugs aufgetreten. Das erste Mal fiel der Sound auf dem Weg zum Endboss aus, nachdem ich einmal gestorben und am Speicherpunkt wiedergekommen bin. Das zweite Mal war direkt beim Endboss. Als ich dort gestorben bin und wiederbelebt wurde, war der Sound für das komplette Ende weg und mein Spiel ist während der Credits abgestürzt. Beim dritten Mal hat es dann komplett mit Sound geklappt. Auch finde ich, dass es der Spielmechanik widerspricht, dass man Gegenstände aufheben, danach sterben kann und sie weiterhin im Inventar hat. Wobei mich das sicherlich vor vielen frustrierenden Momenten bewahrt hat. Schade ist auch, dass es nur einen Speicherstand gibt.

Yomawari: Fazit
Insgesamt hat mir Yomawari gut gefallen. Der Schwierigkeitsgrad ist ab der Mitte des Spiels schon etwas knackig, aber wenigstens bekommt man eine Trophäe fürs viele Sterben. Ich kann es definitiv denjenigen empfehlen, die auch Indie-Titel wie The Witch’s House, Mad Father oder Ib gespielt haben, da es mich von der Stimmung her sehr an diese erinnert hat. Mit der süßen Optik und der beklemmenden Geräuschkulisse ist es aber ein netter kleiner Happen für alle Horror-Enthusiasten.
Infobox:
- Titel: Yomawari: Night Alone
- Entwickler: Nippon Ichi Software
- Publisher: NIS America
- Release: 28.10.2016
- Plattform: PS Vita (PS TV kompatibel), PC (Steam)
- USK: 12
- Genre: Horror
- Sprachausgabe: Audio und Text Englisch
- Multiplayer: Nein
Clea Reumbach
Bildquelle(n): Nippon Ichi Software America, Inc.