Mit Yo-Kai Watch 2: Geistige Geister erreicht die erweiterte Version von Level 5’s Geisterhatz den europäischen Markt. Kann der Titel erneut begeistern?
Geistreiche Geschäftsideen
Erweiterte Version? Ja, nachdem man beim ersten Teil von Yo-Kai Watch noch gnädig war und auf Versionsspielereien Marke Pokémon verzichtete, setzt man für Teil 2 nun auf das volle Programm.
So folgt auf „Yo-Kai Watch 2: Knochige Gespenster“ und „Yo-Kai Watch 2: Kräftige Seelen“, die Anfang des Jahres erschienen, jetzt das Vorliegende Yo-Kai Watch 2: Geistige Geister. Neben den Inhalten der beiden Vorgängerversionen verspricht Geistige Geister dabei neue Quests, noch mehr sammelbare Yo-Kai und sogar komplett neue Handlungsstränge. Aber worum geht es eigentlich?
Hinterhältige Hexen und entfallene Erinnerungen
Nach den Strapazen des letzten Abenteuers steht uns der Sinn nach dem wohlverdienten Heldenschlaf. Leider haben wir hier jedoch die Rechnung ohne die Yo-Kai gemacht. In der Nacht stiehlt eine Gruppe Hexen unsere Yo-Kai Watch, was nicht nur mit dem Verlust aller gesammelten Yo-Kai, sondern auch einer Amnesie die bisherigen Abenteuer betreffend einhergeht.
Von der Existenz der Yo-Kai nichts mehr ahnend, gehen wir unseren Sommerferien nach, bis wir in einem Antiquitätenladen auf eine seltsame Uhr stoßen. Der Händler drängt uns diese nahezu auf, und kaum haben wir sie angelegt, Treffen wir unseren alten Yo-Kai-Freund und Assistenten Whisper wieder, welcher uns erneut in die Welt der Geisterwesen einführt.
So langsam dämmert uns: So ähnlich haben wir das doch schonmal erlebt? Irgendwer scheint sich da einen Scherz mit uns erlaubt zu haben. Es gilt, dem Verlust unserer Yo-Kai Freunde und unserer temporären Gedächtnislücke auf den Grund zu gehen. Hierfür brauchen wir aber natürlich erstmal wieder ein paar Yo-Kai und das bedeutet: Kämpfen!
Fiese Fights in stimmiger Szenerie
Hier werden sich alte Hasen direkt wohlfühlen, denn was das Kampfsystem betrifft hat sich seit Teil 1 wenig getan. Während euer Geisterteam automatisch kämpft, greift ihr eher assistierend in das Kampfgeschehen ein und löst z.B. Spezialangriffe aus, oder haltet euer Team kampffähig.
Beides ist dabei immer mit kleineren Touch-Screen-Spielereien verbunden. Nach wie vor lässt dieses System etwas echte Interaktion vermissen und kann schnell frustrieren, wenn es in einem Kampf nicht so gut läuft. So stellt nach wie vor gerade der Spielmittelpunkt eine der größten Schwächen von Yo-Kai Watch dar.
Ansonsten kann sich das Spiel aber nach wie vor sehen lassen. Die Spielwelt ist wunderschön detailliert gestaltet und dank diverser Zeitreisen, die während des Spielverlaufs anstehen, sogar noch abwechslungsreicher als im Vorgänger.
So stellt sich wieder das bereits bekannte „Reise in die Kindheit“-Gefühl ein, welches dafür sorgen sollte, dass ihr den 3DS nicht so schnell wieder weglegen wollt. Dies gilt besonders, wenn ihr ein Grundinteresse für Japan und die dortige Geisterwelt mitbringt.
Ihr verbringt also Zeit mit euren Schulfreunden, lernt seltsame Nebencharaktere wie Disko-Dieter kennen und helft von Yo-Kai gepeinigten Menschen. In den ersten Spielstunden werdet ihr von den Side-Quests fast schon erschlagen. Ständig trefft ihr auf neue Personen, die Nebenjobs für euch im Angebot haben. So schafft es Yo-Kai Watch trotz eines eher drögen Kampfsystems durch unterhaltsame Story und gekonnt eingesetztes Setting zu überzeugen.
Da „Geistige Geister“ die Zahl der Nebenmissionen gegenüber der bereits umfangreichen Grundversion nochmal erhöht, bekommen Serienfreunde zudem wirklich viel Spiel fürs Geld geboten. Schade nur, dass die meisten Fans wohl bereits in „Kräftige Seelen“ oder „Knochige Gespenster“ investiert haben.
Kühler Kapitalismus oder erfreuliche Erweiterung?
In diesem Fall wird es nämlich etwas schwierig, eine Kaufempfehlung auszusprechen. Theoretisch könnt ihr euren Spielstand von der Vorgängerversion übernehmen, wodurch euch ein erneutes Durchspielen erspart bleibt.
Ihr könnt direkt in die neuen Inhalte starten und schaltet so gleichzeitig sogar noch exklusive, besonders harte Dungeons frei. Die Anzahl an Monstern wurde ebenfalls noch mal aufgestockt, und dass erstmals die besonders starken Fiesa-Yo-Kai spielbar sind, wird Hardcore-Fans begeistern.
Gleichzeitig machen diese Boni aber eben nur einen Bruchteil des Spiels aus. Auch bieten sie teils weniger Spieltiefe, als es das Grundspiel tat. Der Epilog, in welchem ihr mehr über die Vorgeschichte eures Geisterfreundes Whisper erfahrt, verzichtet z.B. vollständig auf Kämpfe und spielt sich eher wie eine Visual Novel.
Ob es sich hierfür lohnt, noch einmal den Neupreis zu zahlen? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Eleganter wäre es jedenfalls gewesen, hätte man für Besitzer der Standard-Versionen ein E-Shop Upgrade zum schmalen Preis angeboten.
Fazit: Yo-Kai Watch 2 – Geistige Geister
Alles in allem bleibt Yo-Kai Watch 2: Geistige Geister also ein gelungener Nostalgie-Trip in das Reich der Kindheit. Fans der Serie bekommen viel Neues geboten, Skeptiker aber werden kaum überzeugt werden. Hierfür ist das Kampfsystem leider nach wie vor zu flach und bietet nicht die spieltiefe eines Titels wie Pokémon.
Wer zudem bereits „Kräftige Seelen“ oder „Knochige Gespenster“ besitzt, sollte sich den Kauf wirklich gut überlegen. Denn allem Umfang zum Trotz, den Preis eines vollwertigen Spiels sind die Neuerungen wohl eher nicht wert. Wer allerdings bisher mit dem Kauf gezögert hat, bekommt mit Yo-Kai Watch 2: Geistige Geister ein Spiel, welches mit seiner liebevoll gestalteten Spielwelt und dem verrückten Humor für viele, viele Stunden unterhalten kann
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: Nintendo, Level 5