In White Day: A Labyrinth Named School werden die schlimmsten Vorstellungen eines jeden Schülers wahr. Wie doll mir das Herz geschlagen hat, verrate ich euch im Folgenden.
Will you be my Valentine… Janitor-Darling?
Wer schon ein paar Animes geschaut oder Mangas gelesen hat, der wird ihn sicher kennen — den White Day. Während in Japan und Südkorea am Valentinstag die Mädchen ihren Angebeteten Schokolade überreichen, bedanken sich die Jungs ihrerseits ebenfalls mit welcher oder anderen kleinen Geschenken einen Monat später am White Day. Auch Hee-Min Lee hat sich ein Herz gefasst und möchte der beliebten So-Young Han ein Präsent überreichen. Ganz traut er sich aber doch nicht und schleicht sich deshalb am Abend davor in die Schule, um die Pralinen dem Mädchen heimlich zukommen zu lassen. Nachdem die Rolläden direkt nach dem Betreten der Schule herunterkrachen, wird dem Schüler jedoch schnell bewusst, dass das vielleicht doch keine so gute Idee war.
Die Grundstory von White Day: A Labyrinth Named School reißt sich kein Bein aus. Eine furchteinflößende Schule bei Nacht, in der ein gewalttätiger Hausmeister jeden Schüler, der ihm über den Weg läuft, mit einem Baseballschläger niederstreckt und Geister, die aus dem Nichts auftauchen. Dennoch kann sich gerade deswegen Jeder mit der Thematik identifizieren. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was der Hausmeister in der Nacht in der Schule treibt?
Den Geistern liegt dabei eine Horror-Genre typische Erklärung zu Grunde. Der Bau der Schule soll nämlich unter schlechtem Feng Shui gestanden haben und das Gebäude diente zu Kriegszeiten als Krankenhaus. Das ist wohl ungefähr das asiatische Pendant zum Indianerfriedhof. Den Nervenkitzel beim Durchstreifen der Korridore schmälert das jedoch nicht.
Auch ein blindes Huhn findet mal einen Kreis
In der First-Person Sicht wollt ihr nun Hee-Min Lee heil durch die Nacht bringen. Um Gegenstände zu untersuchen, hovert ihr dabei mit eurem Mauszeiger, in diesem Fall einem kleinen, weißen Ring, darüber. Vergrößert sich der Ring etwas, könnt ihr mit dem entsprechenden Objekt agieren. An sich recht intuitiv, bei manchen Gegenständen ist die Vergrößerung des Ringes jedoch so gering, dass man das in der Panik, in der man sowieso konstant ist, gar nicht richtig mitbekommt und auf gut Glück einfach auf Alles klickt (siehe Bilder).
Zu sammeln gibt es neben den zum Lösen der Rätsel und Freischalten neuer Wege benötigten Gegenständen beispielsweise Schuldokumente mit Hinweisen, wo Schlüssel oder dergleichen zu finden sind. Natürlich finden sich auch einige Schriften über Geistergeschichten, die sich auf dem Schulgelände zugetragen haben sollen. Die Schule will also genau erkundet werden. Die erwähnten Rätsel bieten dabei eine willkommene Abwechslung zum bloßen Verstecken und Weglaufen. Ab und zu trifft man auch auf zwei andere Schülerinnen, die in der Schule wohl noch etwas zu erledigen hatten. In den Gesprächen kann man sich stets zwischen zwei Antwortmöglichkeiten entscheiden. Das Spiel besitzt übrigens verschiedene Enden, sodass ein Anreiz zum Wiederspielen besteht.
Hier findet er mich ni…. doch
Wer sich in die Welt von White Day wagt, der sollte gegen Jumpscares gefeit sein. Geister können aus dem Nichts auftauchen und auch der Hausmeister überrascht euch gerne mal, obwohl ihr die Lichter ausgelassen und euch nur in der Hocke voran bewegt habt. Hier liegt auch mein größter Kritikpunkt an dem Survival-Titel — die Willkür des Hausmeisters. Eigentlich patrouilliert er über die Flure und betritt die Seitenräume, wenn ihr durch eine offene Tür sichtbar seid oder das Licht eingeschaltet habt. Wie gesagt eigentlich, tatsächlich sieht das Ganze anders aus. Trotz fast nur schleichender Fortbewegung und Benutzung des unauffälligen Feuerzeugs bis zur reglosen Verharrung in einer Ecke eines geschlossenen, dunklen Raumes kommt der gute Mann herein und drescht auf euch ein. Entkommen ist zwar eine Option, wer sich aber wie ich in eine Ecke verkrümelt hat, kommt da meist nicht schnell genug raus.
Das Speichern funktioniert ähnlich wie in „Resident Evil“. Mit einem Filzstift, von denen es natürlich nur eine begrenzte Anzahl gibt, könnt ihr bei Polaroidbildern „etwas aufschreiben“.
Die Geräuschkulisse von White Day lässt euch in einem andauernden angespannten Zustand. Das Knarzen der Holzdielen, das Klingeln des Schlüsselbunds des Hausmeisters, das Klacken von Türen die geöffnet oder geschlossen werden und mysteriöses Flüstern. Zur musikalischen Untermalung kommen typisch asiatische Zupfinstrumente zum Einsatz, etwa wie ein Shamisen oder eine Koto. Ab und zu war es für mich schwer zu unterscheiden, wo der Hausmeister gerade lang lief. Denn häufig waren Geräusche zu hören, selbst wenn niemand sich sichtbar bewegte und man selbst auch ruhig verharrte. Optisch hat mir das Spiel sehr gut gefallen. Das Schulgebäude bietet zwar nicht viel Abwechslung, die Charaktere und die Umgebung sehen aber überzeugend und ansprechend aus. Eine Grafikperle ist das Spiel allerdings nicht, das Niveau entspricht etwa der letzten Konsolengeneration.
Augen zu und durch
White Day: A Labyrinth Named School bietet Horror-Survival-Action ähnlich einem “Outlast” oder “Amnesia”, nur mit asiatischem Touch. Durch eine gute Geräuschkulisse und dem Wissen, dass überall Geister oder der zunächst lächerlich wirkende Hausmeister auf euch lauern können, ist eine nervenaufreibende Nachtwanderung durch das Schulgebäude gesichert. Die verschiedenen Enden bieten auch genug Anreiz für erneute Durchläufe. Frustfaktor sind die ab und zu grundlosen Kontrollen der Zwischenräume durch euren Widersacher. Diese enden meist in einer Flucht quer durch die Schule oder mit dem Tod Hee-Min Lees. Wer aber nicht gleich in Rage verfällt und auch mal “die Arschbacken zusammenkneifen” und einfach drauf los rennen kann, der sollte White Day auf jeden Fall zur Hand nehmen.
Infobox:
- Titel: White Day: A Labyrinth Named School
- Entwickler: ROI Games ( Sonnori )
- Publisher: PQube
- Release: 25.08.2017
- Plattform: PS4, Windows (Steam)
- USK: 16
- Genre: Survival, Horror
- Sprachausgabe: Audio Englisch, Text Deutsch, Englisch, u.a.
- Multiplayer: nein
Bildquelle(n): ROI Games, PQube