„Hadouken!“ ist wahrscheinlich das erste Wort, das Spielern einfällt, wenn sie den Titel Street Fighter hören. Capcoms weltbekannte Kampfspielreihe feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag. Zur Feier des Jubiläums erscheint Ultra Street Fighter II: The Final Challengers auf der Nintendo Switch. Ob sich die Neuauflage des Retro-Prügelspiels auch in der heutigen Zeit durchsetzen kann? Finden wir es heraus.
Viertelkreis + Schlag
Street Fighter II ist eine Legende im Fighting Game Genre. 1991 erblickten die World Warriors das Licht der Welt und setzten damit den Grundstein für zahlreiche Kampfspiele. Eine bunte Auswahl an markanten Charakteren und Spezialmoves, die durch Viertelkreis- oder Zickzack-Bewegungen ausgeführt werden, machten das Spiel einzigartig. Im Laufe der frühen Jahre wurde Street Fighter II immer wieder verbessert. Super Street Fighter II (1993) brachte neue spielbare Charaktere mit und die Turbo-Edition (1994) machte das Gameplay deutlich schneller. Das Ausführen von Combo-Attacken und einem zerstörerischen Super-Move brachten mehr Würze in das Kampfspiel.
Über die Jahrzehnte hielt sich der Erfolg der Spielreihe und bis heute sind nun insgesamt fünf Hauptteile der Street Fighter Spielserie erschienen. Als Meilenstein wurde zum 15. Jubiläum Hyper Street Fighter II, eine Sammlung aller bisherigen Anläufe des zweiten Teils, herausgebracht. Zwei Jahre später erschien eine komplette graphische Überarbeitung: Super Street Fighter II – HD Remix war als Downloadtitel für PS3 und Xbox360 verfügbar und brachte einen neuen Grafikstil in 1080p mit. Zum ersten Mal erhielt die Street Fighter II Serie mit diesem Titel einen Online-Modus.
Heute, im Jahre 2017, erhalten wir nun die von vielen Spielern angeprangerte finale Version des Urgesteins. Ultra Street Fighter II: The Final Challengers wurde aus dem Nichts fast zehn Jahre nach Erscheinen der HD-Remix-Version angekündigt. Jetzt erhält dieser Titel Einzug auf Nintendos neuester portabler Konsole. Allerdings mit mehr als nur einem Wermutstropfen.
Der Kampf des Jahrhunderts?
Im Schlepptau der Neuauflage kommen zunächst wieder ganz klassische Spielmodi zum Einsatz. Der Arcade-Modus bietet die typische Erfahrung für Solisten, computergesteuerte Gegner einem nach dem anderen zu besiegen. Im Versus könnt ihr euch nach bekannter Manier mit einem Kumpel messen oder nach Lust und Laune einem CPU-Gegner auf die Mütze geben. Das aus den 17 altbekannten Charakteren bestehende Roster wurde nun um die zwei Kämpfer „Evil Ryu“ und „Violent Ken“ erweitert. Aber auch ein paar andere neue Spielereien sind geboten.
Beim „Kumpelkampf“ könnte ihr euch mit einem Freund eurer Wahl zusammentun und gemeinsam übermächtige Gegner bekämpfen. Falls gerade kein Kumpel in der Nähe ist, könnt ihr stattdessen einen CPU-Helfer zu Rate ziehen. Ihr teilt euch einen gemeinsamen Lebensbalken und müsst die Kontrahenten zweimal besiegen, um weiter zu kommen. Schafft ihr es nicht, heißt es sofort Game Over und ihr müsst von vorne beginnen.
Wie fühlt es sich an einen Feuerball aus den eigenen Händen zu schießen? Oder einen Gegner mit einem gezielten Shoryuken durch die Lüfte zu schleudern? „Der Weg des Hado“ stellt dieses Gefühl mithilfe der Joy-Cons so gut es geht nach. Aus der Ego-Perspektive Ryus erledigt ihr zahlreiche Gegner mit seinen weltberühmten Spezialtechniken. Dabei könnte ihr Werte steigern und höhere Schwierigkeitsgrade anstreben, um schließlich Shadaloo-Anführer M. Bison das Grinsen aus seinem Gesicht zu polieren.
Für die Kreativen gibt es den „Farben-Editor“, in dem ihr drei Sektionen des jeweiligen Charakters individuell einfärben könnt. Sämtliche Farbkombinationen sind möglich, sodass ihr am Ende mit eurem neonpinkhaarigem Zombie-Ken gegen andere kämpfen könnt. Auch der Stil des Gameplays an sich ist anpassbar. Bei der Wahl zwischen Original und Neu könnt ihr euch einerseits dem pixeligen 2D-Stil mit allen alten Musikstücken und Soundeffekten hingeben. Andererseits könnt ihr ebenso der neuaufgelegten Musik lauschen und euch den Grafik-Importen aus dem HD-Remix-Teil ergötzen – wie man es mag.
Go Home And Be A Family Man
So interessant die verschiedenen Spielmöglichkeiten auch klingen, viel ist das für den starken Preis von 40 Euro nicht. Die angeblich neuwertigen Grafiken wurden größtenteils aus dem HD-Remix entnommen, die auf der Switch mehr schlecht als recht aussehen. „Kumpelkampf“ existierte als eigenständiger Modus schon früher und liefert kaum Abwechslung. Gerade „Der Weg des Hado“ erinnert an die alten Zeiten von Kinect, denn die Steuerung funktioniert auch nur dann, wenn sie Lust hat. Danach ähnelt es einem furiosen Ganzkörper-Button Mashing.
Ebenfalls fällt auf, dass Ultra Street Fighter II nur für die Nintendo Switch erhältlich ist. Wer auf der Xbox One, Playstation 4 oder PC nach dieser Neuauflage sucht, wird nicht fündig werden. Ein Ärgernis für sämtliche Fighting Game Spieler, denn die neuesten Street Fighter-Teile sind eher auf anderen Systemen präsent und schon lange nicht mehr bei Nintendo zu finden. Arcade Sticks lassen sich an der Switch nicht anschließen und die Steuerung ist mit den Joy-Cons etwas unhandlich und ungenau.
„Evil Ryu“ und „Violent Ken“ lassen sich nicht wirklich als „neue“ Addition bezeichnen. Beide Charaktere sind bloße Farbumkehrungen der Standardversionen mit mehr Power, mehr Speed und weniger Ausdauer. Obgleich die Alter Egos je einen zusätzlichen Special und Super-Move bekommen haben, spielen sie sich kaum anders als ihre Originale. Wie sich das Ganze im Online-Play und auf ein mögliches Metagame auswirkt, bleibt noch abzuwarten.
Alle Elemente werden dieser Neuauflage zum 30. Jubiläum nicht gerecht. Es fühlt sich an, als hätte sich Capcom wenig darum geschoren guten Content zu liefern und hat vieles einfach nur draufgeklatscht. Die Artwork-Galerie ist ja schön und nett anzusehen, aber auch die betrachtet man allerhöchstens einmal. Vielmehr hätten hier die damaligen Bonus-Stages oder Trial-Herausforderungen einen guten Platz gefunden.
Ultra Street Fighter II: The Final Challengers – Mein Fazit
Als Kampfspiel für Zwischendurch ist es eine gelegene Abwechslung vom Alltag. Dank der Möglichkeit Ultra Street Fighter II auf der Switch spielen zu können, lässt sich auch unterwegs die Zeit vertreiben. Allerdings steht der horrende Preis von 40 Euro in keinem Verhältnis zum insgesamt glanzlosen Content. Fans der Prügelspielserie werden diese Edition erst bei einem Sonderangebot abgreifen oder sogar ganz umgehen. Das Geld kann ebenfalls eher in ausgereiftere Fighting Games wie Injustice 2 investiert werden. Sogar ARMS macht einen vielversprechenden Eindruck.
Bilderquelle(n): Capcom