Nach einer Reihe von Verschiebungen ist South Park: The Fractured But Whole endlich da. Statt wie der Vorgänger auf Fantasy zu setzen, springt die Fortsetzung auf den Superheldenzug auf. Doch ist es überhaupt möglich den Wahnsinn und die unfassbar bekloppten, jedoch guten, Szenarien von Stick of Truth zu toppen oder die Qualität erneut zu erreichen?
New Kid on the Block…again
Wie schon im ersten Teil, schlüpft ihr wieder in die Rolle des Neuen. Dabei ist es den anderen Kindern anscheinend vollkommen egal, dass ihr zusammen große Abenteuer erlebt habt und sie euch schlussendlich zum König in ihrem Fantasyspiel gekrönt haben.
Genau dieser letzte Punkt scheint gerade den entthronten Cartman extrem zu stören. Also wird erklärt, dass Fantasy doof ist und die Kinder jetzt lieber Superhelden spielen. Außerdem kann man mit Superhelden auch viel mehr Geld verdienen, denn Superheldenfranchises sind ja quasi ein Garant für große Einnahmen. Wie passend, dass überall in South Park Katzen verschwinden und für eine davon, eine Belohnung von 100 $ ausgeschrieben wurde.
So schart also Cartman, alias The Coon, seine Freunde um sich um das Superheldenteam „Coon and Friends“ zu bilden. Als Mitglied dieser Gruppe müsst ihr nicht nur gegen eine andere Gruppe von Kindern, die sich „Freedom Pals“ nennen antreten, sondern auch versuchen dem Geheimnis um die verschwundenen Katzen auf den Grund zu kommen.
Abseits davon bekommt ihr es mit Professor Chaos zu tun, Sechstklässlern und anderen gefahren zu tun. Und was zum Teufen hat Katzenanaldrüsensekret mit Drogenhändlern zu tun?
Umfangreiche Charaktererstellung des Gags wegen
Als Fantasycharakter kommt ihr in einer Superheldenwelt natürlich nicht weit. Kurzum bekommt ihr von Cartman eine Herkunftsgeschichte aufgedrückt, die bescheuerter nicht sein könnte: Ihr konntet als kleines Kind euren Vater nicht daran hindern mit eurer Mutter zu schlafen. Von diesem Ereignis traumatisiert, erwachten in euch Superkräfte. Anfangs habt ihr dabei die Wahl zwischen dem Speedster, Brawler und Blaster. Je nach Wahl erhaltet ihr also Kräfte im Stil von Flash, dem Ding oder Charakteren wir Pyro oder Heatwave. Da ich großer Fan der „The Flash“-TV-Serie bin und das Ding und Pyro schon immer blöd fand, fiel meine Wahl auf den Speedster.
Jede der Klassen beschert euch drei Fähigkeiten und eine Ultimate-Attacke. Leider war es das dann auch. Es gibt leider keine Möglichkeit, im Verlauf des Spiels mehr Fähigkeiten für eure gewählte Klasse freizuschalten. Allerdings bekommt ihr im Zuge der Hauptstory die Möglichkeit zweimal eine zusätzliche Klasse zu wählen, wobei ihr dann die Wahl von noch mehr Klassen bekommt.
Eure Fähigkeiten beiseite, bekommt ihr durch Nebenquests die Möglichkeit eurem Charakter mehr Persönlichkeit zu geben. So müsst ihr zum Schulpsychologen Mr. Mackey gehen um euer Geschlecht zu wählen. Dabei wählt ihr zwischen männlich, weiblich und anders und zusätzlich ob ihr cisgender oder transgender seid, also euch mit eurem angeborenen Geschlecht identifiziert oder nicht. Daraufhin werden eure Eltern angerufen und gefragt, ob sie das wussten.
Doch es wäre nicht South Park, wenn es nicht noch einen doofen Gag aus dieser Genderthematik machen würde. Sobald ihr die Schule verlasst, werdet ihr von Rednecks angegriffen, die mit eurer sexuellen Identifikation nicht zufrieden sind…egal welche ihr wählt.
Später gilt es noch Dinge wie eure Religion zu wählen, nachdem ihr für Seaman, einem immer wieder als Semen angesprochenem Aquaman-Klon, einem als „little gay fish“ bezeichneten Fisch dabei helft seine Mutter in den Himmel zu befördern. Wie macht man sowas? Richtig. Mit einem Flappybird artigen Minispiel, in dem ihr ein regenbogenpupsendes Einhorn steuert.
Let’s do the Timefart again…
Apropos Pupsen. Wie schon in „The Stick of Truth“ nehmen Darmwinde auch in South Park: The Fractured But Whole eine zentrale Rolle ein. Als Farting Vigilante nutzt ihr eure Fürze nun nicht mehr so sehr im Kampf, sondern eher außerhalb für das Lösen von Rätseln.
Nach und nach schaltet ihr sogenannte Buddy-Kräfte frei. Diese befähigen euch beispielsweise dazu, den Helden Captain Diabetes zu rufen, der Diabetes hat, weil seine Mutter bei seiner Geburt pupsen musste. Dieser kann übermenschliche Kräfte entwickeln um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wenn ihr euch auf sein Gesicht setzt und ihm in selbiges flatuliert.
Anderenorts könnt ihr zum Beispiel Kiteman rufen, der einen Drachen auf dem Rücken hat. Mithilfe dieses Drachen und eurer Fürze, könnt ihr Fartkour nutzen um in ungeahnte Höhen zu steigen und entfernte Orte erreichen.
Doch das ist noch nicht alles. Eure Fürze können nicht nur andere motivieren oder in die Luft steigen lassen. Dank eures Lehrmeisters Morgan Freeman, der einen Tacoladen betreibt, könt ihr Fähigkeiten wie das Zurückspulen oder Pausieren der Zeit meistern. Diese Fähigkeiten könnt ihr beispielsweise Nutzen um im Kampf eine Runde des Gegners zu überspringen oder respektive außerhalb von Kämpfen Gefahren wie Elektroschocks zu entgehen.
Das Kampfsystem setzt durch mehr Figuren und verschiedenere Fähigkeiten mehr auf Taktik als noch in Teil 1.
Gürtellinie? Was ist das?
South Park wäre nicht South Park, wenn es wüsste was eine Gürtellinie ist. Der derbe Humor, der die Serie ausmacht, lässt sich auch in South Park: The Fractured But Whole finden. So gibt es beispielweise eine Nebenmission, in der ihr Yaoi-Bilder zweier Jungen suchen sollt. Für alle, die es nicht wissen: Yaoi ist ein Mangagenre, das gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Jungen thematisiert. Der Questgeber ist dabei der Vater eines der abgebildeten Jungs.
An anderer Stelle bekommt ihr es mit pädophilen Priestern zu tun.
Das ist zwar im ersten Moment ganz witzig, aber leider sehr vorhersehbar und etwas ausgelutscht.
Wo es in Teil 1 noch nazizombifizierte abgetriebene Babys, die Stelle mit den Unterhosenzwergen und Reisen durch das Rektum von Mr. Sklave gab, gibt es hier ein recht zahmes Lapdanceminispiel und Polizisten, die jeden Schwarzen als Verbrecher ansehen.
Fazit: South Park: The Fractured But Whole
South Park: The Fractured But Whole ist definitiv kein schlechtes Spiel. Sonst hätte ich es nicht mit Freuden innerhalb eines Wochenendes durchgespielt und dabei viel gelacht.
Das taktischere Kampfsystem macht wirklich Spaß und erfordert auf Grund der verschiedenen Angriffe eurer Teammitglieder teils wirklich etwas Vorausplanung.
Die Gags sitzen und wenn in einem Kampf mit Kyle’s Mutter eine fast schon oktoberfestartige Version des „Kyles Mom ist ne Schlampe“-Songs aus dem South Park Film anstimmt, kann man eigentlich nur lachen.
Leider braucht die Story eine ganze Weile um in Gang zu kommen und bietet dabei nicht viele große Überraschungen. Die Überraschungen, die es gibt, sind leider bei Weitem nicht so gut, wie noch in „The Stick of Truth.“
Alles in Allem bildet South Park: The Fractured But Whole eine gute Fortsetzung des Vorgängers, die jedoch im Vergleich etwas zu zahm geraten ist. Doch mal schauen, vielleicht ändert sich das ja noch durch die Story-DLCs.
Bildquelle(n): Ubisoft