Du magst Musik, Farben und geometrische Formen? Dann bist du entweder sechs Jahre alt, oder bei REZ Infinite genau an der richtigen Adresse. Der psychedelische Rail-Shooter wurde ein weiteres Mal neu aufgelegt, und unser Test verrät, was sich in der neusten Version geändert hat.
Willkommen zurück im Cyberspace
15 Jahre hat REZ nun auf dem Buckel, und die Faszination, die seitdem von dem Spiel ausgeht, mag sich vielen nicht gleich erschließen. Das reine Gameplay ist schnell erklärt und eigentlich nur Basiskost. Euer virtueller Avatar fliegt selbstständig durch abstrakte Welten, die ein bisschen aussehen wie Werbespots für Techno-Sampler aus den 90ern, und eure Aufgabe ist es, allem, was euch entgegenkommt, eine Laserladung vor den Bug zu knallen.
Das Ganze spielt sich dabei eher gemächlich und nach fünf Leveln ist der Spaß auch schon vorbei. Die Story um eine künstliche Intelligenz, die sich nach einem Hackerangriff selbst ausschaltet, könnte zwar ganz spannend sein. Sie liefert aber eigentlich nur das Szenario und wird während des Spiels kaum aufgegriffen. Was macht den Titel also so besonders?
Farbrausch
Es ist das einzigartige, audiovisuelle Erlebnis, welches REZ liefert. Jedes der Level ist in diverse Abschnitte eingeteilt, und von einem anderen Song unterlegt. Sind diese im ersten Abschnitt noch relativ minimalistisch, nehmen sie von Abschnitt zu Abschnitt an Fahrt auf, bis ihr schließlich bei den Bosskämpfen einen treibenden Beat auf die Ohren bekommt. REZ verzichtet zudem auf konventionelle Soundeffekte und unterlegt eure Schüsse mit passenden Samples oder Drum-Effekten. Ihr spielt quasi die Musik.
Zusammen mit den immer aufwändigeren Farbexplosionen, welche euch das Spiel auf die Netzhaut brennt, ergibt sich ein Spielgefühl, welches bis heute einzigartig ist. Nicht mal der inoffizielle Nachfolger Child of Eden konnte REZ in diesem Sinne das Wasser reichen. Ihr seht Drahtgitterwüsten und neonfarbene Tempelanlagen an euch vorbeifliegen, zerstört gekonnt Feinde sowie anfliegende Projektile und werdet eins mit dem Spiel.
Neuer Freund oder alter Bekannter?
Aber genug der Lobhudelei. Was ist denn jetzt neu an REZ Infinite? Zunächst ist der Titel kein einfaches HD-Remake, sondern erweitert das Grundspiel um eine neue Stage namens „Area X“. Hier könnt ihr euch, anders als in den klassischen Leveln, frei bewegen und die PS4-Hardware kann zeigen, was sie kann. Das Grundspiel sieht zwar dank Grafik-Update noch immer gut aus, an die Pracht von „Area X“ kommt es jedoch nicht ganz heran. Hier liegt auch der größte Negativpunkt von REZ Infinite, denn „Area X“ macht Lust auf mehr. Man wünschte sich, statt einer weiteren Neuauflage hätte man hier ein tatsächliches Sequel produziert. Weshalb man dem Spiel dann doch verzeihen möchte, ist wiederum die fabelhafte Playstation-VR-Unterstützung.
Es ist fast schon seltsam wie gut sich REZ in VR anfühlt. Wüsste ich es nicht besser, ich würde annehmen, das Spiel wurde von Grund auf für dieses Feature konzipiert. Das Zielen über Kopfbewegungen fühlt sich natürlich an und erfordert kaum Nachjustierung per Joypad und die VR-Brille sorgt dafür, dass sich euer audiovisueller Trip noch verstärkt und ihr beinahe schon mit dem Game verschmelzt. Lediglich der ein oder andere Bosskampf sorgt dann doch für etwas Hektik, gerade wenn schnelle Kameraschwenks vonnöten sind. Wer schnell einen flauen Magen bekommt, sollte vielleicht einen Spuckbeutel bereithalten.
Fazit: Rez Infinite
Mögt ihr elektronische Musik? Habt ihr das Original-REZ lieben gelernt? Besitzt ihr Playstation VR? Wolltet ihr immer mal in eine Welt aus flüssiger Musik eintauchen, aber habt keine Lust auf Gespräche mit zwielichtigen Typen am Bahnhof? Wer mindestens zwei dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte ohne groß nachzudenken bei REZ Infinite zugreifen. Auch nach 15 Jahren hat der Titel nichts von seiner Bannkraft eingebüßt, und nach wie vor sorgt die Mischung aus treibenden Techno-Beats und abstrakt-bunten Szenarien für ein unvergleichliches Spielerlebnis, das den Spieler in seinen Bann zieht. Unterstützt wird dieser Eindruck noch vom fantastischen Playstation-VR-Feature. Auch wenn der Umstand schmerzt, dass es lediglich ein neues Level gibt, ist REZ auch in seiner neusten Inkarnation ein Titel, den keiner an sich vorbei ziehen lassen sollte.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: Enhance Games