Es hätte so gut werden können… Seit dem legendären TMNT IV – Turtles in Time (1991) warten Fans der Ninja-Schildkröten auf ein neues, qualitativ überzeugendes Turtles-Videospiel. 25 Jahre später sah man endlich einen Hoffnungsschimmer am Firmament. Doch Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan ist nicht mehr als Durchschnittskost und das obwohl Platinum Games das Spiel entwickelt haben.
Monotonie im Turtles-Alltag
Schon in der ersten Mission wird klar, dass Platinum Games sämtliches Potential eines ordentlichen Arcade-Prüglers nicht genutzt haben. Statt einem auf Retro getrimmten Sidescroller oder modernem Hack’n’Slay werden uns „weitläufige“ Level vorgegaukelt, deren unsichtbare Mauern jedoch schneller den Spielspaß nehmen, als man Cowabunga sagen kann. Jede der 9 Missionen ist nach dem selben Muster aufgebaut. So muss man in den teils sehr unübersichtlichen, grafisch hässlichen und langweiligen Leveln hin und her rennen und kleine Mini-Missionen á la „Besiege jeden Gegner“ oder „Entschärfe die Bomben“ erledigen, bevor der Weg zum Boss-Gegner freigeschaltet wird. Die Bosse können durchaus als das Highlight von Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan bezeichnet werden, denn diese sind doch recht cool inszeniert und selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad noch sehr anspruchsvoll.
Schnell erwischt man sich jedoch dabei, wie man sich durch die Level „quält“ um schnellstmöglich den nächsten Boss zu sehen und obwohl das Spiel durch kleinere RPG-Elemente wie ein Level-System, neue Skills und haufenweiser freischaltbarer Items einen Wiederspielwert generieren möchte, ist dieser nach dem ersten Durchlauf zumindest aus unserer Sicht nicht vorhanden. Gute Ideen im Keim erstickt.
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Ungenutzte Turtle-Power
Die Tatsache, dass Platinum Games tatsächlich eine Menge großartiger Ideen für das Spiel hatten, zeigt sich in vielen Ansätzen. Jedoch wirkt keine davon sonderlich ausgefeilt. War die Deadline zu knapp? Ist den Entwicklern die Lust vergangen? Man weiß es nicht. Fest steht jedoch, dass Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan viel Potential erkennen lässt, dieses aber nicht nutzt. So ist das Gameplay unglaublich flüssig und stylisch: Die Turtles klettern, surfen und schweben absolut dynamisch durch die Level, was es nur umso trauriger macht wie karg und langweilig eben jene gestaltet wurden. Auch der 4 Spieler Koop (Der leider nur online und nicht lokal vorhanden ist) könnte so viel besser sein. Wären nur die Level-Strukturen abwechslungsreicher oder spannender. Die Kämpfe enden trotz vieler Kombos und Spezialattacken oft im stupiden Tastenhämmern. Auch der Wechsel zwischen den Turtles gestaltet sich so unbequem, dass man lieber im drögen Buttonmashing versinkt, statt den Cooldown der nächsten Spezialfähigkeit effizient zu nutzen und z. B. zwischen Raphael und Donatello zu wechseln.
Schlechter Wortwitz und nette Anekdoten
Über die deutsche Synchronfassung müssen wir keine großen Worte verlieren, denn leider sind die Stimmen entweder schlecht besetzt oder absolut lustlos. Lediglich die Turtles selbst können auf Deutsch noch einen gewissen Charme versprühen. Dafür sind einige Anspielungen auf die bisherigen Spiele und Serien versteckt. Der wohl tollste Moment in Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan dürfte für jeden Fan des Klassikers TMNT IV – Turtles in Time wohl der Kampf gegen Shredder sein. Zitiert dieser sich doch selbst und sagt in Anlehnung an den Kampf des Klassikers „Tonight I dine on turtle soup“. Natürlich darf auch der Bonus-Kampf gegen Super Shredder nicht fehlen, dieser ist jedoch so verzwickt, dass die meisten ihn wohl nicht zu Gesicht bekommen werden. So wird dieser ausschließlich rein zufällig gestartet je nachdem auf welchem Schwierigkeitsgrad man spielt und wie schnell man das letzte Level löst. Selbst bei Bestleistungen ist der Kampf noch zufällig. Während unseres Tests konnten wir den Kampf kein einziges Mal starten – Fragwürdige Designentscheidung und äußerst schade.
Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan – Unser Fazit
Das war wohl nichts Platinum Games. Zwar sind viele tolle Ideen vorhanden, werden aber kaum bis gar nicht genutzt. Visuell ist diese Interpretation der Turtles zwar gelungen, spielerisch und inhaltlich bleibt Teenage Mutant Ninja Turtles – Mutanten in Manhattan jedoch weit hinter den Erwartungen der Fans zurück. Was bleibt ist eine Menge verschenktes Potential und ein Spiel, welches gefühlt einige Monate zu früh auf den Markt gekommen ist.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): 2016 Activision Publishing