Endzeit mal anders
Eine ferne Zukunft in der die Menschheit ihrem Ende ins Auge sieht. Zwei mächtige Alien-Rassen fechten einen Krieg aus und unser Planet steckt mittendrin. Der einzige Ausweg: Die Menschheit evakuieren. Was folgt ist eine Reise ins Ungewisse. Zwei Jahre ist die Menschheit unterwegs, bis sie von ihren Verfolgern eingeholt und zur Notlandung auf einem fremden Planeten gezwungen wird. Ein Planet namens Mira soll zur neuen Heimat werden und um dies zu ermöglichen, haben die Menschen in der einzigen Stadt, die an Bord des Raumschiffes war, ein kleines Ökonomiesystem namens „New Los Angeles“ aufgebaut. Die Abteilung mit dem Namen „BLADE“ ist mit verschiedenen lebenserhaltenden Aufgaben betreut: Ressourcen sammeln, die lokale Fauna und Flora erforschen, die Stadt verteidigen und natürlich die Suche nach den Bruchstücken des Raumkreuzers, in denen noch immer andere Menschen im Kälteschlaf stecken könnten.
Erwachen in einer fremden Welt
Als Teil von BLADE beginnt für unseren selbst erstellten, stummen Hauptcharakter das Abenteuer. Wir können nicht nur Missionen bestreiten, die uns mit Geld und Erfahrung belohnen, sondern auch an der Infrastruktur selbst teilhaben. Örtliche Waffenhändler können durch uns gesponsort werden, damit sie uns bessere Ausrüstung herstellen, wir können in der Wildnis Forschung betreiben oder auch Neben- und Sammeljobs erledigen. Aber natürlich ist das nur ein Bruchteil dessen, was es zu tun gibt. Hauptsächlich zieht es uns hinaus in die weite Welt, die an Umfang wirklich kaum zu toppen ist. Von grasbewachsenen Ebenen über dichte Urwälder und staubige Wüsten bis hin zu riesigen Vulkanlandschaften ist alles vertreten, was man von einem urzeitlichen Planeten wie Mira erwarten kann. Das Artdesign von Xenoblade Chronicles X ist absolut phantastisch. Nicht zuletzt auch durch die massive Größe, die die Dinge auf dem Planeten erreicht haben. Monster mit den Maßen eines Einfamilienhauses sind da noch klein. Zudem ist der Soundtrack ebenfalls sehr gelungen. Die Sprachausgabe erfolgt zwar nicht in deutsch, die englischen Sprecher haben aber einen guten Job gemacht und jedem Charakter eine einzigartige Persönlichkeit gegeben.
MMO als Singleplayer
Jeder, der schon ein Mal ein MMORPG gespielt hat, wird sich genau denken können, wie sich Xenoblade Chronicles X spielt. Wir reisen durch die riesigen Landschaften, erfüllen oftmals die altbekannten „Sammle“ oder „Töte“-Queste und begegnen dabei natürlich allerhand seltsamer Kreaturen. Grafisch ist für Wii-U-Verhältnisse eine Bombe explodiert. Detailgetreue Landschaften, enorme Weitsicht und hübsche Effekte sorgen für ein problemloses Eintauchen in die Spielwelt. Gekämpft wird an Ort und Stelle gegen die Monster, die ihr dort auch tatsächlich seht. Das Kampfsystem ähnelt sehr stark dem Vorgänger. Ihr könnt euch mit dem linken Stick frei bewegen und je nachdem, wo ihr euch im Verhältnis zum Gegner befindet, kann das Vor- aber auch Nachteile haben. Jede Kreatur erfordert ihre eigene kleine Strategie um effektiv bekämpft zu werden. Nach Beginn des Kampfes greift euer Charakter automatisch mit seiner Nah- oder Fernkampfwaffe an. Über das Steuerkreuz schaltet ihr durch eine Liste mit 8 frei austauschbaren Fähigkeiten, die ihr einsetzen könnt. Nach dem Angriff müssen sie sich MMO-typisch wieder aufladen.
Im Onlinemodus von Xenoblade Chronicles X können wir uns zudem anderen Spielern anschließen und gemeinsam in die Schlacht ziehen.
Sobald ihr dann euren ersten Mech namens Skell bekommen habt, erweitert sich das Spielerlebnis noch ein gutes Stück. Euer Skell ist wie ein eigener Charakter, den ihr ausrüsten müsst. Allerdings solltet ihr gut aufpassen: Wird er zerstört, ist er weg. Mit jedem gekauften Exemplar bekommt ihr zwar zwei Ersatzmodelle an die Hand, sind diese aber aufgebraucht, müsst ihr euch für teures Geld einen neuen zulegen. Wirklich genial ist die Fortbewegung in eurem neuen Gefährt. So verwandelt es sich auf Knopfdruck in ein Fahrzeug und Distanzen, für die ihr vorher ewig gebraucht habt, sind in Nu zurückgelegt. Ein wenig später kann euer Skell dann sogar fliegen!
Kritik muss leider sein
So viel gutes und richtiges ich auch entdecke, so kann ich leider nicht ignorieren, dass Xenoblade Chronicles X auch einige Probleme hat. Wo Präsentation, Grafik, Musik und Charme voll ins Schwarze treffen, da hinkt das Gameplay. Das Spiel leidet vor allem an sehr grind-intensivem Voranschreiten. Wollen wir eine der Handlungsmissionen spielen, so erfordert diese nicht nur einen gewissen Charakterlevel (was ja durchaus verständlich ist) – nein, wir müssen auch vorher gewisse andere Nebenmissionen erfüllen und oft auch einen gewissen Teil der Welt erforscht haben. Außerdem sind unter Umständen nur gewisse Partymitglieder erlaubt. Charaktere, die nicht in der Party sind, erhalten keine Erfahrung und so kann es passieren, dass ihr für eine Level 24-Mission einen Charakter aufgezwungen bekommt, der nur auf Level 15 ist. Unter Umständen müssen wir also Charaktere nachleveln, was den Storyfortschritt unnötig ausbremst und weiteres, eintöniges Leveln nach sich zieht.
Viele Bildschirmtode und irreführende Questbeschreibungen
Als zweite Bedingung zum Spielen der Handlungsmissionen gibt es, wie vorher bereits erwähnt, die Erforschung der Gebiete. Forschungsprozente erhalten wir durch das Entdecken neuer Areale, das Platzieren von Datensonden oder Erfüllen von Quests. Oftmals seid ihr dann auch dazu gezwungen, euch an hochstufigen Monstern „vorbeizuschleichen“ um weitere Gebiete für die Zwangsforschung zu entdecken. Auch hier gab es so einige Frustmomente, da euch die hochstufigen Gegner natürlich keine Chance lassen, wenn sie euch entdeckt haben. Werden wir losgeschickt um Items zu sammeln, wird es ebenfalls etwas nervig. Die Questbeschreibung weist uns darauf hin, dass wir in einem bestimmten Areal 12 Gegenstände sammeln sollen. Diese finden wir überall verteilt als blaue Kristalle. Laufen wir an einem vorbei, landet ein zufälliges Item in unserem Inventar. Was euch hier nicht verraten wird ist, dass sich manche Gegenstände nur in den Rotationen gewisser Teilbereiche befinden.
Xenoblade Chronicles X ist mit dem WiiU Pro-Controller spielbar. Das klappt soweit zwar recht reibungslos, eine per Tastendruck aufrufbare Weltkarte gibt es allerdings nicht. Ausschließlich auf dem Touchscreen dürfen wir darauf zugreifen. Spielen wir also mit dem Pro-Controller, müssen wir das WiiU GamePad immer griffbereit haben. Ärgerlich. Dafür können wir aber auch hier das Spielbild vom Fernseher auf das Pad holen und auch wenn die Schrift etwas arg klein ist, ließ es sich doch einwandfrei spielen.
Schlussgedanken
Ist Xenoblade Chronicles X eine Empfehlung wert? Was Monolith Software hier aufgefahren hat, ist eines der umfangreichsten und aufwändigsten Spiele, die es auf der WiiU gibt. Eine mit viel Liebe gestaltete Spielwelt zum darin verlieren und nahezu unendlich viele Möglichkeiten, seine Zeit zu investieren – oder auch zu vergeuden, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Wer keine hohe Toleranz für längere Sitzungen hat, in denen es nur ums stumpfe Sammeln und Leveln geht, sollte es sich vielleicht überlegen. Allen, die damit kein Problem haben, sei das Spiel ans Herz gelegt.
Stefan Scholz
Bildquelle(n): Nintendo