Furcht und Schrecken sind in die Herzen der Bewohner Azeroths, der World of Warcraft gekrochen. Propheten in sämtlichen Städten verkünden das Ende – das unmittelbare Bevorstehen der Apokalypse. Der verderbte Hexenmeister Gul’dan hat einem uralten Feind der freien Völker zu neuer Macht verholfen. Die Brennende Legion ist zurückgekehrt.
Ob mit ihr auch der Spielspaß wieder Einzug in das MMO gehalten hat, der vielen Spielern in Warlords of Draenor gefehlt hat, beantworten wir euch in der Review.
Story
Um eine riesige Dämonenstreitmacht und letztendlich den Dunklen Titanen zu entfesseln, hat Gul’dan das Grab des Sargeras geöffnet. In einem verzweifelten Versuch, die Dämonen aufzuhalten, reisen die Armeen von Horde und Allianz auf die Verheerten Inseln. Als sie dort ankommen, hat der Hexenmeister bereits den nächsten Schritt seines Plans vollzogen und den Leichnam Illidans aus dem Verlies geraubt. Als verzweifelte Maßnahme befreien die Wächter des Gefängnises daraufhin die seit Illidans Tod eingesperrten Illidari. Diese brennen nach wie vor darauf, die verhasste Legion auszurotten und schließen sich der Horde beziehungsweise der Allianz an. Doch selbst mit diesen mächtigen Verbündeten scheint der Krieg gegen die Dämonen aussichtslos. So ziehen die Helden beider Fraktionen durch die Regionen der Inseln und versuchen, Bündnisse mit den einheimischen Völkern zu schließen.
Einen riesigen Wermutstropfen bildet hier die vollends sinnlos gewordene Aufteilung in Horde und Allianz, die sich während des Kampfes gegen die Legion weiterhin gegenseitig bekämpfen.
Gebiete
Die neuen Gebiete sind stilistisch nicht so außergewöhnlich wie beispielsweise Pandaria. Was ihre Architektur beziehungsweise ihre generelle Atmosphäre angeht, hat man eher den Eindruck, dass Blizzard sich auf die Stärken bereits bekannter Schauplätze besinnen wollte. Konkret heißt das, dass viele der Schauplätze die charakteristischen Merkmale der Siedlungen von Tauren, Nachtelfen und anderen bestehenden Völkern aufweisen. Dennoch sind sie untereinander wunderbar abwechslungsreich und toll gestaltet. Trotz der grundlegenden Ähnlichkeit fühlen sich die Regionen beim Erkunden neu und frisch an. Die Grafik hat im Vergleich zu WoD nochmal einen Sprung gemacht, was sich hauptsächlich in den Texturen und der größeren Anzahl an Details niederschlägt.
Wirklich beeindruckt hat mich Suramar, die Maximalstufenzone Legions. Hier wartet nicht nur eine bisher unbekannte Zivilisation mit einer interessanten Historie auf die Spieler, sondern auch ihre imposante, wunderschöne Hauptstadt.
Ordenshalle
Zusätzlich gibt es für jede Klasse einen eigenen Stützpunkt, die sogenannte Ordenshalle. Im Gegensatz zu der Garnison aus WoD ist dieser Bereich keine isolierte Singleplayer-Zone, sondern ein Treffpunkt sämtlicher Angehöriger der jeweiligen Klasse eines Realmpools – unabhängig von der Fraktion. Die von manchen Spielern als Browsergame empfundenen Missionen, bei denen Anhänger ausgeschickt werden, um Gold, Erfahrung oder Gegenstände zu verdienen, sind zurück. Dadurch dass sie im Umfang geschrumpft und storytechnisch besser eingebunden sind, machen sie allerdings einen besseren Eindruck und können mit einigen Ausnahmen bei Nichtgefallen besser ignoriert werden als im Vorgänger-Addon. Gut gefallen hat mir, dass auch bekannte Gesichter unter den Anhängern zu sehen sind, wie zum Beispiel Chen und Lili bei den Mönchen oder Rexxar bei den Jägern.
Zudem ist die Ordenshalle eng mit den Klassenquests verbunden. Diese sind leider von stark unterschiedlicher Qualität, sowohl zwischen den verschiedenen Klassen als auch den unterschiedlichen Spezialisierungen innerhalb einer Klasse. Im Rahmen dieser Quests erhaltet ihr auch die mächtigen Artefaktwaffen.
Artefaktwaffe
Jede einzelne Klassen-Spezialisierung hat eine eigene Waffe, die mit mal mehr und mal weniger spannenden Quests verbunden ist. Da in Legion sowohl die Spezialisierung als auch die Talente ohne großen Aufwand gewechselt werden können, ist es möglich, in relativ kurzer Zeit alle Artefaktwaffen für die eigene Klasse zu erhalten. Beim Erkunden, in Dungeons und als Questbelohnungen könnt ihr Artefaktmacht erhalten, mit der ihr die Waffe in eurer Ordenshalle aufleveln könnt. Dabei steigt nicht nur das Item-Level, es werden auch Skills dauerhaft verbessert. Jedes Upgrade ist dabei teurer als das vorige. So ist es zwar möglich, eine oder sogar mehrere Artefaktwaffen voll aufzuleveln, allerdings nimmt das eine Menge Zeit in Anspruch. Zudem lassen sich verschiedene Designs und Farbgebungen durch das Erreichen bestimmter Ziele für die Waffen freischalten.
Transmogs
Darüber hinaus lassen sich natürlich auch die Artefakte transmoggen, also optisch in eine andere Waffe verwandeln. Diese Funktion ist in Legion bedeutend verbessert worden, denn nun sind alle Designs, die man mit seinem Account jemals gefunden hat, in einer Kollektion zusammengefasst. Gegenstände nur aufgrund ihrer Optik zum Transmoggen aufzuheben, ist nicht mehr notwendig.
Gear, Pets, Mounts
Da ist es natürlich umso schöner, dass es auch in diesem Addon wieder viel neue Ausrüstung zu finden gibt. Die Herausforderungssets aus MoP sind in abgewandelter Form nun in den Klassenhallen erhältlich. Außerdem sind wieder neue Haustiere – sowohl die für die Jägerklasse, als auch die für die Pokémon-ähnlichen Haustierkämpfe – zu entdecken. Wirklich fantastisch sind die liebevoll gestalteten Mounts. Obwohl mir davon viele sehr gefallen sei hier der Fisch genannt, der einen auch Unterwasser deutlich schneller voran bringt. Geflogen werden kann zumindest bisher auf den Verheerten Inseln übrigens nicht.
Dungeons, World Quests
Diese neuen Items gibt es nicht nur als Questbelohnungen oder im Rahmen der Berufe. Auch in Dungeons können natürlich wieder Gegenstände gefarmt werden. In Legion kommen nicht nur toll designte dazu, sondern auch überraschend viele. Sehr schön ist auch, dass einige der Bosse mit interessanten Dynamiken aufwarten. Eine Neuerung stellen die World Quests dar, die einem Quest auf dem Maximallevel freigeschaltet werden. Das sind innerhalb verschiedener Zeitintervalle wechselnde Aufgaben in den verschiedenen Regionen der Inseln, die euch unterschiedliche Belohnungen einbringen. Mit Glück lassen sich hier wirklich tolle Gegenstände ergattern.
Demon Hunter
Die Illidari können entweder auf Seite der Horde als Blutelf oder bei der Allianz als Nachtelf gespielt werden. Sie sind zwar wahlweise als Damagedealer oder als Tank spielbar, weisen aber in beiden Specs eine extrem hohe Beweglichkeit auf. Das macht sich in Form des Doppelsprungs und dem Gleitflug auch bei der Erkundung der Inseln bemerkbar. Mir persönlich macht die Klasse damit deutlich mehr Spaß als die restlichen. Der Kampf fühlt sich direkter und dynamischer an. Momentan ist die Klasse im Kampf noch etwas zu mächtig – das wird in kommenden Patches aber sicherlich behoben. DH’s starten auf Level 98 in einem eigenen, spannenden Startgebiet und erhalten dort auch ihr spezielles Klassenmount, den Teufelssäbler.
PvP, Serverprobleme
Während bedauerlicherweise an sich keine neuen PvP-Maps hinzugekommen sind, gibt es nun mit der Kanalisation von Dalaran ein Gebiet, dass zwischen PvE und PvP wechselt. Zudem gibt es spezielle PvP-World Quests, die Gebiete von Zonen auch auf PvE-Servern vorübergehend in kompetitive Schlachtfelder verwandeln. Hier fällt das größte Problem von WoW noch stärker ins Gewicht als ohnehin schon bei den anderen World Quests: das Server-Ungleichgewicht. Mein Server beispielsweise hat circa 97 % Allianzler und 3 % Horde-Spieler. Das führt dazu, dass die PvE-World Quests häufig mit hohen Wartezeiten bezüglich des Respawnens von Mobs verbunden sind und PvP-Quests schlicht unspielbar sind. Eine ernstzunehmende Lösung dafür bietet Blizzard nicht und eine solche ist auch langfristig wohl nicht zu erwarten. Sehr bedauerlich.
Legion: Fazit
Mit Legion liefert Blizzard ein echtes Prachtstück ab. Die teils wunderschön, teils verwegen, aber immer interessant designten Schauplätze sind mit unterhaltsamen Quests und tollen Geschichten gefüllt. Gerade die neuen Nachtgeborenen und ihre Hauptstadt haben mich in ihren Bann gezogen. Die Dämonenjägerklasse hat für mich das Spielgefühl auf eine ganz neue Stufe gehoben und somit habe ich in Legion meine bisher besten WoW-Tage verbracht. Die Serverproblematik besteht zwar schon lange, wird durch die World Quests allerdings noch weiter verstärkt und wurde nicht behoben. Somit muss sich Legion diesen deutlichen Kontrapunkt gefallen lassen. Wer aber bisher schon Spaß auf seinem Server hatte, der wird mit Legion eine fantastische Zeit haben.
Infobox:
- Titel: World of Warcraft: Legion
- Publisher/Entwickler: Blizzard Entertainment
- Release: 30.08.2016
- Plattform: PC
- USK: 12
- Genre: MMO-RPG
- Sprachausgabe: Audio & Text Deutsch
- Multiplayer: Ja (online)
- Besonderheiten: ausschließlich online spielbar, Ingame-Shop, Optionen für Farbenblinde