Wie gern erinnere ich mich zurück. 1996 erschien das Survival-Horror Abenteuer „Resident Evil“ auf der PlayStation, welches den Grundstein für die Reihe legte und sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Seit der Geburt des Franchises wurden uns viele Spiele beschert, darunter auch Resident Evil: Operation Raccoon City. Capcom probierte sich 2012 erstmalig an dem Third-Person Shooter Genre, jedoch konnte dieser Titel weder technisch noch spielerisch überzeugen. Nun steht ein neuer Titel dieses Genres in den Startlöchern: Umbrella Corps. Kann Capcom hiermit den Karren aus dem Dreck ziehen? Macht euch besser keine Hoffnungen.
Horror – soweit das Auge reicht
Gehen wir zurück in das Jahr 2015. Capcom kündigte im Rahmen des 20. Jubiläums von Resident Evil den Multiplayer Shooter Umbrella Corps an und eindeutiger hätten die Kritiken nicht ausfallen können. Nach der Enttäuschung, die uns Resident Evil 6 beschert hatte, soll Umbrella Corps uns die Wartezeit auf Resident Evil 7 versüßen? Nur zu ungern wurden wir an Resident Evil: Operation Raccoon City erinnert, welches zwar kommerziell erfolgreich war; den Titel Resident Evil aber aufgrund der halbherzigen Umsetzung nicht stemmen konnte. Ich sah hier eine große Chance. Dieses Spin-Off, welches im Resident Evil Universum spielt, war die perfekte Gelegenheit für Capcom zu zeigen, dass diese Spiele auch funktionieren können und ich sagte noch zu einem guten Bekannten: „Hey! Morgen ist Umbrella Corps auf Steam erhältlich. Ich hätte mal wieder Lust auf einen Third-Person Shooter.“ Diese Worte bereue ich bis heute. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr ein Spiel startet, im Menü seid und euch klar wird, dass eine große Enttäuschung auf euch zukommt nachdem ihr euch auf das Spiel gefreut habt?
Wer hier auf ein ausgereiftes Third-Person Shooter Erlebnis in Bezug auf sauberes Movement und Next-Gen Gameplay hofft, ist bei Umbrella Corps fehl am Platz. In dem Tutorial wurde mir schnell klar, dass ich es hier mit einer starken Herausforderung zu tun haben werde. Der Soldat Umbrellas steuert sich sehr schwerfällig und auch die Sinnhaftigkeit des Zielsystems erschließt sich mir nicht, da es eine gute Sekunde braucht bis ich einen Gegner gezielt ausschalten kann. Auch das Deckungssystem hat so seine Probleme. Da das gesamte Spiel mit Gegnern wie Zombies und weiteren klassischen Gegnern wie Ganados überhäuft ist, ist man hier besser dran, wenn man ständig in Bewegung bleibt. Für mich ein klarer Widerspruch, zu dem, was Umbrella Corps eigentlich sein möchte.
Herzloser Singleplayer, magerer Multiplayer
„Das Experiment“, der Einzelspielermodus, besteht aus 20+ Level, welche sich an bekannten Resident Evil Schauplätzen wie beispielsweise Pueblo aus Resident Evil 4 und der Public Assembly aus dem Nachfolger abspielen – neben D.C. Douglas, dem Voice Actor hinter Albert Wesker, der den geheimnisvollen Unbekannten in Umbrella Corps synchronisierte, einer der wenigen und eher unbedeutenden Einflüsse aus Resident Evil.
Jede Mission hat seine eigene Aufgabe, jedoch wiederholen sich die Abläufe kontinuierlich, sind nicht fordernd und werden schnell langweilig, da die KI sehr vorhersehbar agiert, Nahkampfattacken ausreichen um die meisten Gegner mit einem Treffer auszuschalten und es zu viele Möglichkeiten gibt seine Gesundheit durch klassische Kräuter wieder zu erneuern. Dieser Modus wird nur geringe Zeit eure Aufmerksamkeit genießen, da dieser sehr herzlos und ohne Charakter umgesetzt wurde.
Umbrella Corps‘ 3on3 Multiplayermatches sind aufgrund der geringen Anzahl an Modi und des schlechten Balancings des Arsenals absolut unbefriedigend. Aktuell stehen euch zwei Modi zur Verfügung: „Ein Leben“ und „Multi-Mission“.
In dem Modus „Ein Leben“ müsst ihr alle Spieler des gegnerischen Teams besiegen. Solltet ihr sterben, könnt ihr bis zum Ende der Runde nicht respawnen. „Multi-Mission“ ist hier schon etwas interessanter. Hier ist alles an dem Einzelspielermodus „Das Experiment“ angelehnt. Zu dritt müsst ihr ründlich Aufgaben mit endlosen Respawns bewältigen bis die Zeit abläuft. Für mich persönlich für ein Spiel, welches auf Multiplayer setzt, etwas zu wenig.
Ein wahrer No-Brainer
In puncto Balancing bringt folgende Waffe einige Probleme mit sich: Die Einführung des sogenannten „Brainers“. Eine mächtigen Nahkampfwaffe, welche Multiplayermatches aufgrund des schnellen Movements, welches der Spieler durch die Waffe erhält und der nicht zu vergleichbaren Stärke dominiert. In der Tat ein No-Brainer, besonders wenn diese Waffe jedem Spieler von Beginn an zur Verfügung steht. Noch deutlicher wird dieser Punkt durch die anderen Waffen unterstrichen, da diese kaum Schaden im Multiplayer anrichten. So hat also der Spieler mit dem „Brainer“ oft genug Gelegenheiten seine Gegner zu töten ohne selbst sein Leben einzubüßen. Wurden diese Entscheidungen bewusst vom Entwicklerteam getroffen? Denn in der Tat habe ich im Customization Menü ein Abzeichen für den Charakter gefunden, welches da heißt: „100 Shot 1 Kill!!“ An der Stelle konnte ich mir ein Lachen leider nicht verkneifen.
So kommen wir zu einem Punkt, der mir an diesem Spiel gut gefällt. Umbrella Corps bietet euch eine Fülle an Möglichkeiten das Outfit eures Soldaten in einem gewissen Rahmen so zu gestalten, wie es euch beliebt. Angefangen bei den bereits erwähnten Abzeichen und Aufklebern, die ihr an eurem Charakter anbringen könnt bis hin zu speziellen Masken, die den Spieler beispielsweise wie Chris Redfield, Leon S. Kennedy oder Albert Wesker aussehen lässt. Auch Farben und Items lassen sich mit der Zeit anpassen, denn wenn ihr genug EXP sammelt und Level aufsteigt, könnt ihr so mehr Gegenstände freischalten.
Umbrella Corps – Fazit
Ich bring es schnell auf den Punkt. Umbrella Corps ist ein schlechter Shooter, welcher seine Potenziale durch schlechte Mechaniken, Gameplay, Balancing und einer fehlenden guten Portion Resident Evil ungenutzt lässt. Das Spiel bringt leider kein einzigartiges Spielgefühl rüber und wirkt sehr leidenschaftslos, was mich vor die Frage stellt für welche Zielgruppe dieses Spiel bestimmt ist. Erspart euch den Stress und freut euch lieber auf viele schöne Stunden im Januar 2017 mit Resident Evil 7 biohazard.
Robert Brandl
Bildquelle(n): Capcom