Für Zelda-Fans, die Hyrule Warriors Legends noch nicht kennen, hier ein kleiner Hinweis: Dieses Spiel ist kein klassisches Zelda. Das mag aufgrund des für die Reihe völlig untypischen Namens offensichtlich sein, ich weise jedoch lieber noch einmal darauf hin. Hyrule Warriors Legends ist ein Ableger der Dynasty Warriors Reihe im Zelda Gewand. Doch bringt es eigene Stärken mit sich oder versagt es als Ableger einer vielversprechenden Lizenz?
Eine Schlacht jagt die nächste
Das eigentliche Spiel läuft folgendermaßen ab: Man wählt eine Mission aus und verschafft sich nach einem kurzen Einleitungsvideo im Vorbereitungsmenü einen Überblick über das Schlachtfeld. Anschließend kämpft man sich auf von eigenen und feindlichen Einheiten überfluteten Karten durch Horden von Gegnern. Im Vergleich zur Hauptreihe bietet Hyrule Warriors Legends vergleichsweise eintönige Missionen. Diese können das Vernichten eines bestimmten Gegners, das Verteidigen einer befreundeten Einheit, das Einnehmen einer gegnerischen oder das Verteidigen einer eigenen Festung sein. Es gibt noch ein paar andere Missionstypen, die sich aber letztendlich nicht groß von den genannten unterscheiden. Eigentlich ist der Missionstyp aber auch egal, denn sämtliche Aufträge werden immer durch das Bekämpfen der gegnerischen Horden gelöst.
Die höchste Ähnlichkeit, die Hyrule Warriors Legends in Sachen Gameplay jemals zu den Legend of Zelda Spielen aufweist, ist der Einsatz der typischen Items: Bogen, Bombe, Bumerang, Greifhaken, Hammer, Okarina, Flasche mit Elixir. Während die Okarina wie in Majoras Mask oder z.B. Minish Cap zum Teleport zwischen aktivierten Eulenstatuen, und das Elixir nach wie vor der Heilung dient, werden die übrigen Gegenstände überwiegend zum Bekämpfen von Gegnern genutzt. Zwar öffnet der Hammer in seltenen Fällen Wege und der Greifhaken dient auf einigen Karten der Nutzung von Abkürzungen, letztendlich werden mit diesen Gegenständen aber doch nur im richtigen Moment Schwachpunkte von mächtigeren Gegnern freigelegt. Prinzipiell spielt sich dieses Vorgehen nicht großartig anders als in den Legend of Zelda Spielen. Das Problem ist, dass sich diese Gegner im Gegensatz zur Hauptreihe extrem oft wiederholen. Somit verkommt der Einsatz der genannten Items schnell zur öden Routine und bietet nahezu keinen Tiefgang.
Das klingt erstmal vernichtend. Ich hatte aber schon auf der Wii U und habe auch jetzt mit der 3DS Version des Spiels viel Spaß. Denn der Reiz des Spiels ergibt sich aus mehreren Punkten. Der Kampf selbst ist auf Dauer zwar eintönig und nicht besonders anspruchsvoll, sieht aber aufgrund toll designter Angriffe und Attacken-Kombinationen klasse aus.
Klasse Kombinationen
Die Charaktere sind mit wenigen Ausnahmen aus Spielen der Hauptreihe bekannt und hervorragend in das Design von Hyrule Warriors Legends übertragen worden. Auch die verschiedenen Angriffe erinnern immer wieder daran, dass es sich um ein Spiel der Dynasty Warriors Entwickler handelt. Dies wirkt sich nicht nur optisch aus, sondern sorgt auch dafür, dass sich jeder Charakter sehr unterschiedlich spielt. Sheik zum Beispiel wirkt mit Hilfe ihrer Harfe Elementarbuffs und -angriffe, Link kämpft klassisch mit Schwert und Schild und Midna beschwört mit ihrem Spiegel Schatten- und Lichtkonstrukte. Für einige Charaktere lassen sich außerdem weitere Waffen finden, die die Spielweise grundlegend ändern. Link zum Beispiel kann Epona, sein treues Pferd, als Waffe freischalten und von diesem herab kämpfen. Dieser Umstand wirkt der Monotonie stark entgegen. Auch die Jagd nach dem Schlagen des Highscores einer Karte ist je nach Spielertyp motivierend. Mir jedenfalls macht es immer wieder viel Spaß, zu versuchen, noch mehr Gegner in meine Flächenangriffe und damit in meine Kombo zu ziehen.
Die Story weiß ebenfalls gut zu unterhalten und hat erstaunlich viel Tiefgang. Vergleichbar mit Heavy Rain oder Persona ist sie sicherlich nicht, hat mich aber deutlich mehr interessiert, als die Handlungen von zum Beispiel Ocarina of Time und A Link to the Past.
Fehlende Wii U Konnektivität und andere Schwächen
Die neuen Kapitel, in denen man teilweise Linkle spielt, eine junge Frau, die eine legendäre Heldin wie Link zu sein scheint, aber auch auf das Wind Waker Universum trifft, fügen sich sehr gut in die bestehende Handlung der Wii U Version ein. Leider lassen sich die Linkle Missionen nur parallell zu den ursprünglichen Missionen freispielen. Wer außerdem die Wind Waker Aufträge erleben möchte, muss sich sogar komplett durch die Wii U und die Linkle Schlachten kämpfen. Hier müsst ihr euch zwangsläufig also nochmal durchbeißen. Daher folgt nun auch meine größte Kritik an der 3DS Version: Was hat Nintendo sich dabei gedacht, diese Missionen nur exklusiv für den Handheld zu veröffentlichen und somit den bereits bestehenden Wii U Kunden außen vor zu halten und dazu nicht einmal die Möglichkeit zu bieten, Speicherstände auf den 3DS zu übertragen? Freigespielte Charaktere, erreichte Level, gesammeltes Loot, nichts davon kann importiert werden. Das ist meiner Meinung nach ein unverständliches und unzeitgemäßes Verhalten, das jeglicher Kundenfreundlichkeit völlig entbehrt. Loot, sprich gefundene Waffen und das Aufleveln der Charaktere, funktionieren als Motivation aber selbstverständlich auch in der 3DS Version.
Zusätzlich zum Story Modus gibt es den Abenteuermodus, der deutlich schwieriger ist. Hier müssen bestimmte Herausforderungen erfüllt und oft auch bestimmte Highscores erreicht werden, um zur nächsten Karte fortschreiten zu können. Als Belohnung warten dafür neue Waffen, Kostüme und sogar neue Charaktere. In der 3DS Version lassen sich hier außerdem Feen finden, die im Prinzip aber auch nur eine weitere Angriffs- bzw. Buffmethode im Kampf darstellen. Ein wesentlicher Spaß-Faktor der Wii U Version fällt in der 3DS Version wiederum komplett weg: Der Koop-Modus. Weder lokal noch über das Internet kann man hier zu zweit in die Schlacht ziehen. Auf dem alten 3DS sind die schon in der Originalversion nicht übermäßig hübschen und wenig detailreichen Maps noch karger und laden nicht zu genauerem Hinsehen ein.
Die Gegnerhorden schrumpfen auf diesem System außerdem deutlich zusammen, das Gefühl durch eine riesige Armee zu pflügen, geht dadurch verloren. Man hat eher das Gefühl, in einem kleinen Dorfaufstand zu kämpfen, als in Schlachten apokalyptischen Ausmaßes. Wer sich den alten 3DS vor allem wegen des 3D zugelegt hat, wird zudem sehr enttäuscht sein. Keine einzige Cutscene, keine einzige Map, nicht ein einziger Menü-Screen lassen sich in 3D anzeigen. Dafür spielt es sich aber auch auf diesem System angenehm und überraschend flüssig. Die Betonung liegt dabei auf „überraschend“, denn Einbrüche in der Framerate sind durchaus zu bemerken. Mir konnte das den Spielspaß zu keinem Zeitpunkt verderben. Wer auf eine konstante Bildwiederholungsrate großen Wert legt, sollte allerdings einen Bogen um die 3DS Version machen. Auf dem New 3DS (N3DS) fallen diese grafischen Probleme weg: Die Gegnermassen verdienen den Namen hier wieder und sind nur wenig kleiner als auf der Wii U, die Maps sind trotz Detailärme wieder hübscher anzusehen und der 3D Effekt lässt sich nach Belieben aktivieren. Hier kann außerdem der C-Stick zum Schwenken der Kamera verwendet werden, während Nutzer des Vorgängers lediglich die Kamera durch Druck der linken Schultertaste zentrieren können. Das Circle Pad Pro kann wie schon bei Super Smash Bros. 3DS leider nicht verwendet werden.
Empfehlung
Ich empfehle Hyrule Warriors Legends denen, die die Dynasty Warriors Reihe und Zelda mögen und einen New Nintendo 3DS ihr Eigen nennen, vorbehaltlos. Reine Zelda Fans sollten sich gut überlegen, ob sie mit der Abwesenheit der offenen Welt und der Dungeons leben können oder ob bloßes Kämpfen ihnen auf Dauer zu monoton ist. Besitzer alter 3DS Modelle können gerne zugreifen, wenn ihnen der fehlende 3D-Modus und kleinere Gegnermengen nichts ausmachen. Spielbar ist es allemal auch auf diesem System, auf dem auch der größte Teil meines Tests und damit einiges an Spielzeit lief. Mich hat das Spiel auch dort gut unterhalten. Trotzdem betone ich erneut, dass Spieler, die sich an Einbrüchen der Framerate stören von der 3DS Version lieber Abstand nehmen sollten. Wer sich in diesem Punkt unsicher ist, dem hilft vielleicht die Demo, die im Nintendo eShop erhältlich ist, um sich ein besseres Bild zu machen. Durch die Möglichkeit, jederzeit zu speichern – und den schnellen Einstieg in die Missionen – eignet es sich perfekt als Handheld Spiel für eine schnelle Runde in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Fahrt im Reisebus.
Lars Baumgart
Bildquelle(n): Nintendo
Infobox:
- Titel: Hyrule Warriors Legends
- Publisher: Nintendo
- Entwickler: Koei Tecmo
- Release: 24. März 2016
- USK: Ab 12
- Genre: Third-Person Action / Hack’n’Slay
- Sprachausgabe: Englisch mit deutschen Untertiteln
- Multiplayer: Nein
- Cross-Save: Nein
- Besonderheiten: Amiibo Unterstützung, Season Pass angekündigt