Wer dem Herbst mit seiner breiten Farbpalette und seiner leicht melancholischen Stimmung etwas abgewinnen kann, der wird sich in der neuen Hitman-Episode wohl fühlen. Agent 47 ist diesmal nämlich im herbstlichen Colorado, USA, unterwegs, um gleich vier Ziele auszuschalten. Ob diese Atmosphäre die weiterhin bestehenden Kritikpunkte der vergangenen Episoden aufwiegen kann, sagen wir euch im Test.
Der Schauplatz
Wie schon in den letzten drei Episoden, gibt es auch im neusten Abschnitt nur einen Schauplatz. Außerdem ist mir genau wie in Bangkok auch hier aufgefallen, dass die Fläche deutlich kleiner ist, als die Marrakeschs und Sapienzas. Zudem ist das neue Areal größtenteils flach und bietet somit kaum verschiedene Ebenen, von denen aus der Auftragsmörder agieren kann. Unverändert ist dafür die Detailverliebtheit IO-Entertainments: es gibt überall Kleinigkeiten zu entdecken, die ein authentisch wirkendes Gesamtbild ergeben. Das wertet die Örtlichkeit wieder deutlich auf. Verstärkt wird das durch die Beleuchtung des Areals, die in Verbindung mit atmosphärischen Soundeffekten die Illusion eines frischen Herbsttages nahezu perfekt macht.
Die Ziele
Es gibt Spieler, für die sich die Hitman-Reihe seit jeher wenig lohnt: Diejenigen, die vergleichsweise unkreativ vorgehen wollen. Die sich um Faktoren wie Zeugen, das Töten von Nicht-Zielen oder gefundene Körper nicht kümmern. Bei solch einem Vorgehen ist das Ende der Mission auf die ein oder andere Weise nämlich meist schnell erreicht. Die Stärke Hitmans liegt im ausgefeilten Vorgehen, den Möglichkeiten und somit im Wiederspielwert. Dennoch habe ich auch die neue Episode in einem meiner Durchläufe auf plumpe Art gelöst, indem ich drei der Ziele aus geringer Entfernung mit der schallgedämpften Pistole erschossen habe. Daraufhin wurden die Leichen umgehend von Wachen gefunden und ein Alarm ausgelöst. Auch beim vierten Ziel habe ich mir kein Bein ausgerissen und einfach die Klavierseite benutzt. Auffällig daran ist, dass sämtliche Ziele auf diese Art keine Herausforderung dargestellt haben.
So einfach war bis jetzt keine Mission des neuen Hitman-Titels. Obwohl die meisten Hitman-Fans das Level auf diese Art ohnehin nicht spielen werden, war ich davon etwas negativ überrascht. Zumal die neue Episode eine interessante Prämisse hat. Sie ist nämlich die bisher einzige, in der jeder einzelne NPC euch in eurem Standardoutfit feindlich gesonnen ist. Wer also mehr Anspruch an das eigene Vorgehen hat oder das Level vielleicht sogar ausschließlich im Anzug beenden möchte, der hat eine wahre Herausforderung vor sich. Zudem sind auch die Vorgehensweisen wieder zahlreich. Wie jedoch schon in Bangkok, empfand ich sie als weniger außergewöhnlich als die der ersten drei Episoden.
Die Handlung
Hier macht Hitman: Episode 5 einen gewaltigen Sprung nach vorne. Hatte Bangkok die Spannung schon deutlich angezogen, liefert Colorado inhaltlich mehr als alle anderen Episoden zusammen. Mehr sei dazu hier nicht verraten, zu einem storylastigen Spiel wird Hitman damit natürlich ohnehin nicht. Nach wie vor bildet die Handlung hier den Rahmen, während das Gameplay voll und ganz im Mittelpunkt steht.
Hitman: Episode 5 — Das Fazit
Spieler, die nicht viel von mehrfachen Durchläufen halten, sollten um die neuste Episode einen noch größeren Bogen machen, als um die Vorgänger. Wer aber gar nicht oft genug versuchen kann, neue Wege zum Ausschalten seiner Ziele zu finden, der wird auch im herbstlichen Colorado großen Spaß haben. Persönlich wird mir als Fan herbstlicher Stimmung die fünfte Episode mit ihrer tollen Atmosphäre besonders positiv im Gedächtnis bleiben.
Lars Baumgart
Infobox:
- Titel: Hitman: Episode 5: Colorado
- Entwickler: IO Interactive
- Publisher: Square Enix
- Release: 27.09.2016
- Plattform: PC, PS4, Xbox One
- USK: 18
- Genre: 3rd Person, Stealth, Action
- Sprachausgabe: Audio Englisch, Text Deutsch
- Multiplayer: Nein
- Besonderheiten: extrem limitierter Offline Modus, lange Ladezeiten