Die Existenz von Fire Emblem Fates gleicht beinahe einem Wunder. Denn als der Vorgänger Fire Emblem Awakening in Produktion ging, war es um die traditionsreiche SRPG-Reihe schlecht bestellt: Wie die Entwickler von Intelligent Systems später verrieten, bekam man die deutliche Ansage, dass Awakening das letzte Fire Emblem-Spiel sein würde, sollten sich die Verkäufe nicht deutlich steigern. Was dann geschah, ist kaum zu glauben: Fire Emblem Awakening sprengte sämtliche Erwartungen, durchbrach die Marke einer Millionen Verkäufe und wurde kurzerhand zum erfolgreichsten Fire Emblem aller Zeiten. Von Einmottung war da keine Rede mehr: Und somit steht uns mit Fire Emblem Fates nun das vielleicht größte und aufwendigste Spiel der Reihe bevor. Wir haben es uns vor der Europa-Veröffentlichung am 20. Mai einmal näher angesehen.
Als erstes Spiel in der Fire Emblem-Reihe wird Fire Emblem Fates in zwei unterschiedlichen Versionen in den Handel kommen. Wer hier jedoch billige Geldmache im Stile Pokémons vermutet und erwartet, dass sich die Vermächtnis und Herrschaft getauften Editionen nur marginal voneinander unterscheiden, irrt jedoch. Die Entwickler versprechen, dass es sich bei den beiden Editionen um zwei (fast) gänzlich unterschiedliche Spiele mit einzigartigem Gameplay und Story handelt – und unsere ersten Anspielsessions bestätigen diesen Eindruck.
Die ersten Kapitel von Fire Emblem Fates sind in beiden Editionen gleich: Protagonist Corrin lebt mit seinen Geschwistern ein isoliertes Prinzenleben im Königreich Nohr, das sich in einer dauerhaften Krise mit Nachbarland Hoshido befindet. Als König Garron seinen Sohn auf eine Expedition schickt, wird Corrin nach Hoshido entführt: Nur um dort zu erfahren, dass er in Wahrheit ein Sohn der royalen Familie Hoshidos ist und in seiner frühen Kindheit von König Garron verschleppt wurde. Als sich der Konflikt zwischen den beiden Ländern weiter zuspitzt, muss sich Corrin entscheiden, auf wessen Seite er fortan kämpfen möchte.
Fire Emblem Fates: Vermächtnis
In Fire Emblem Fates: Vermächtnis entscheidet sich Corrin für seine Blutsfamilie: Die ist ihm zwar eigentlich völlig fremd, doch ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und Moral zieht Corrin sofort in seinen Bann. Wie der Name der Region Hoshido bereits vermuten lässt, erwartet uns hier ein japanisch angehauchtes Setting mit ostasiatischer Architektur und neuen Klassen wie Samurais und Ninjas. Eine willkommene Abwechslung von dem sonst eher westlich angehauchten Fantasy-Settings der Fire Emblem-Reihe.
Fire Emblem Fates: Vermächtnis orientiert sich spielerisch an Fire Emblem Awakening und wirbt damit, auch für Serien-Neulinge leicht zugänglich zu sein: Die Missionen sind weniger komplex und einfacher als in Herrschaft und wer in der Story trotzdem einmal nicht weiterkommt, kann in Nebenmissionen seine Truppen aufleveln oder neues Geld farmen, um sich neue Waffen und Items leisten zu können.
Fire Emblem Fates: Herrschaft
In Hoshido mag vielleicht Corrins leibliche Familie leben, doch mit seinen Geschwistern, die eigentlich gar keine sind, aus Nohr hat er ganzes Leben geteilt. Nohr ist ein dunkles Königreich, das von einem aggressiven und kriegstreiberischen Herrscher gelenkt wird, der keine Moral kennt. Doch Corrin gibt die Hoffnung nicht auf, dass er das Land von innen heraus reformieren könnte.
Fire Emblem Fates: Herrschaft präsentiert sich als die erste Wahl für Fire Emblem-Veteranen, die von Fire Emblem Awakenings vergleichsweise nachgiebigem Gameplay enttäuscht wurden. Knackiges Gameplay, anspruchsvolle Missionsziele und (fast) keine Möglichkeiten um neben der Story Erfahrungspunkte oder Gold zu sammeln: In dieser Kampagne lassen bereits die frühen Missionen dicke Schweißperlen auf der Stirn herunterrollen. Genau das richtige also für Fire Emblem-Veteranen, die schon immer etwas masochistisch veranlagt waren.
Neben Vermächtnis und Herrschaft gibt es mit Fire Emblem Fates: Offenbarung übrigens noch eine dritte Kampagne, die wir bislang jedoch noch nicht anspielen konnten. Offenbarung soll als neutraler Pfad fungieren und liegt ab den 20. Mai als Download-Code der Special Edition des Spiels bei. Für alle anderen kann sie ab dem 9. Juni gegen Bezahlung aus dem eShop heruntergeladen werden. Mehr dazu in unserem kommenden Review.
Erfolgsrezept bleibt unberührt
Egal, welche Version man spielt, das Erfolgsrezept von Fire Emblem Awakening wurde nicht angerührt. Moderne Anime-Designs aus der Hand von Yusuke Kozaki ersetzen die traditionellen Fire Emblem-Artworks mit ihrem interessanten, aber mittlerweile leider doch sehr speziellen 90er-Charme. Die Storys behalten ihre politischen Untertöne, legen mittlerweile aber einen größeren Schwerpunkt auf Humor und unterhaltsame Charakter-Dialoge als noch in der Vergangenheit.
Das geht Hand in Hand mit dem Verkupplungsystem, welches in Fire Emblem Awakening größte Beliebtheit genoss und auch in Fire Emblem Fates wiederkehrt: Auf dem Schlachtfeld blüht bekanntlich die Liebe. Interessante Charakterkombinationen sind nicht nur romantisch, sondern sorgen auch für kraftvollen Nachwuchs – wer möchte, kann als virtueller Amor dutzende Stunden damit verbringen, die optimalen Paare zu kreieren. Ein bisschen creepy ist das schon, aber wenn im Krieg und der Liebe bereits alles erlaubt ist, gelten für die Liebe während des Krieges erst recht keine Grenzen.
Auch der erfolgreiche Casual-Modus feiert in Fire Emblem Fates wie erwartet seine Rückkehr: Um der Fire Emblem-Reihe ihren Schrecken zu nehmen – ein in der Schlacht gefallener Charakter bleibt traditionell für immer tot – bleibt man im optionalen Casual-Modus von Permadeath verschont. Ideal also für diejenigen, die eine Zahnwurzelbehandlung spaßiger finden würden als eine Mission solange immer und immer wieder von vorne zu starten bis man die perfekte Taktik ausgetüftelt hat.
Julian Krause
Bildquelle(n): Nintendo
Infobox:
- Titel: Fire Emblem Fates: Vermächtnis / Herrschaft / Offenbarung
- Publisher: Nintendo
- Entwickler: Intelligent Systems
- Release: 20.05.2016
- Plattform: Nintendo 3DS
- USK: 12
- Genre: SRPG
- Sprachausgabe: Englisch
- Multiplayer: Ja (lokal und online)