Vergangene Woche hatte ich die Chance, im Rahmen der PlayStation Experience Munich 2016 die VR (Virtual Reality) Brille von Sony zu testen, PlayStation VR, die diesen Oktober auf den Markt kommen soll. Von den Tiefen des Ozeans, bis hin zu fremden Galaxien, durfte ich die virtuelle Realität erkunden und mich in einer neuen Art des Spielens verlieren.
Sonys VR-Brille
Bevor ich jedoch anfange, euch über futuristische Sportevents oder Kriege weit ab des von uns erschlossenen Weltraums zu berichten, hier ein paar Worte zu dem Gerät, welches das alles erst möglich macht – der PlayStation VR Brille:
Das Design der VR Brille erinnert stark an Apparate aus Star Wars oder Star Trek. Die blauen Leuchtdioden, die von der PlayStation Kamera erfasst werden, um so ein perfektes Erlebnis in der virtuellen Realität zu gewährleisten, unterstreichen diesen Effekt zusätzlich. Der Tragekomfort musste zugunsten des Designs jedoch nicht leiden: Playstation VR ist kein Leichtgewicht, doch aufgrund des cleveren Einsatzes von Gegengewichten wird die Brille auf eurem Kopf gut ausbalanciert und lässt sich so auch bei längeren Gaming-Sessions bequem tragen.
Nachdem ihr Playstation VR aufgesetzt und an euren Kopf angepasst habt, kann die Entfernung der integrierten Bildschirme zu euren Augen leicht verändert werden, um euch ein perfektes Spiele-Erlebnis zu garantieren. Damit lässt sich auch die Schärfe nachregeln, beziehungsweise Raum für Brillenträger schaffen. Ich hatte während meines Tages auf der PlayStation Experience nur einmal den Fall, dass ich die Schärfe anpassen musste und selbst das ließ sich durch einfache Anpassungen an der VR Brille schnell lösen. Sobald die Brille einmal sitzt, vergesst ihr schnell, dass ihr für Außenstehende ausseht wie der Protagonist eines Science Fiction Romans. Selbst bei ruckartigem Umherblicken oder ungewolltem Zurückschrecken (von meiner Horrospiel Erfahrung weiter unten mehr) bleibt die Sony PS VR dort, wo sie hingehört: auf eurem Kopf!
Das Bild ist mit 1920 x 1080 Pixeln klar aufgelöst und das 3D ist präsent, aber nicht überzogen. Alles in allem wirkt das Visuelle… nun ja… REAL. Nicht selten habe ich mich dabei ertappt, wie ich Gegenstände in der virtuellen Realität berühren oder beiseite schieben wollte, weil sie mitten im Weg waren. Doch bei Virtual Reality geht es nicht nur darum, dass alles hübsch aussieht. Um wirklich tief in andere Welten eintauchen zu können, bedarf es einer weiteren sehr wichtigen Komponente: den Sound. Durch die Implementierung des 3D-Sounds und die Kombination von Audio und Visuellem wird die Illusion perfekt.
Die VR Brille von Sony wird mit einem Paar In-Ear-Headset-Kopfhörern geliefert – auf dem Presse-Event wurden aus hygienischen Gründen jedoch Over-Ear Kopfhörer verwendet. (Sony hat uns aber versichert, dass jede Art von Kopfhörern verwendet werden können.)
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RIGS Mechanized Combat League
Mein erstes Erlebnis mit Virtual Reality durfte ich mit RIGS Mechanized Combat League machen. Dabei handelt es sich um einen First Person Mech Shooter, der als Super Sport Event der Zukunft aufgezogen wird. Ihr sitzt in einem gewaltigen Roboter und versucht mehr Punkte in vorgegebener Zeit zu landen, als das gegnerische Team. Dies erreicht ihr, indem ihr durch Kills oder Aufsammeln bestimmter Gegenstände euren »Overdrive« Modus aktiviert und dann durch einen Ring in der Mitte der Arena springt.
Gleich zu Beginn der Demo konnte Playstation VR überzeugen: Ihr befindet euch Back-Stage und werdet von einer Stimme in das Spielprinzip eingewiesen, während ihr den mächtigen Hangar um euch und natürlich die riesigen Roboter bewundern dürft. Daraufhin werdet ihr in euer Gefährt gehoben. Das war der Moment, in dem mich die virtuelle Realität das erste Mal „erwischt“ hat: Ein Blick nach unten ließ mir die Knie weich werden. Der Roboter, in dem ich saß, war knapp 6 Meter hoch und dementsprechend groß war mein Schreck, als ich unter mir meine freibaumelnden (virtuellen) Füße sah. Ich bin niemand, der leicht Höhenangst bekommt, aber die Illusion der Höhe war so gut gemacht, dass ich unwillkürlich dieses Kribbeln in der Magengegend bekam, das ich bisweilen eigentlich nur vom Turmspringen oder Achterbahnfahren her kenne.
Gerade von meinem Schock erholt, wurde ich auch schon (samt meines Rigs) an die Oberfläche befördert. Ein tosendes Publikum empfing mich und ein Moderator zählte die letzten Sekunden bis zum Start. Die Musik wurde stetig lauter, bis schließlich der Startschuss ertönte. Eines muss man ihnen lassen: Sie wissen, was man tun muss, um sich wie ein Superstar zu fühlen.
Die Steuerung funktioniert wie bei den meisten anderen Shootern und ist sehr intuitiv. Für Spieler, die mal etwas Neues ausprobieren wollen, bietet RIGS eine optionale Zielfunktion an: Anstatt mit dem rechen Analogstick eure Waffen auf das gegnerische Team auszurichten, könnt ihr mithilfe der VR Brille euren Gegner unter Beschuss nehmen. Ihr schießt also dort hin, wohin ihr schaut. Etwas gewöhnungsbedürftig (vor allem für alle, die mit der Steuerung über Analogsticks aufgewachsen sind), aber auf jeden Fall ein nettes Extra, um das Spiel auch denjenigen leichter zugänglich zu machen, die nie einen Shooter via Contoller gespielt haben.
Das Gameplay an sich ist schnell! Ihr bewegt euch mit rasanter Geschwindigkeit vorwärts und aufgrund der dreidimensionalen Bauweise der Arena wird der Kampf nicht selten in der Luft ausgetragen. Das sind die Momente, in denen sich die VR wirklich auszahlt: Ihr könnt euch weit über der Arena mithilfe einfachen Umsehens einen Überblick über die aktuelle Lage verschaffen und schnell reagieren.
Das Spiel war sehr unterhaltsam! Nach kurzer Zeit hat man die neue Kamerasteuerung adaptiert und kann richtig loslegen. Die Roboter unterscheiden sich vor allem in ihrer Bauweise voneinander. Die einen haben größere Feuerkraft, die anderen können einen Doppel-Sprung ausführen. Ich bin im Laufe des Tages erneut an dem Stand von RIGS vorbeigekommen, um noch eine Runde zu spielen und mich mit den Entwicklern hinter dem neuen VR Titel zu unterhalten. Ich wurde auch beim zweiten Mal nicht enttäuscht!
Es ist wirklich schwer, das Erlebnis Virtual Reality in Worte zu fassen, aber ich würde es nach meinem ersten Tag etwa so beschreiben: Echt. Es fühlt sich vieles (nicht alles!) einfach sehr real an. Natürlich fühlt ihr keinen Aufschlag, wenn ihr mit eurem Roboter aus gefühlten 30 Metern Höhe auf den harten Asphaltboden aufschlagt. Aber irgendwie… doch! Vielleicht kennt ihr das Gefühl, wenn man träumt, man würde fallen (vorausgesetzt, man wacht nicht auf) und macht sich auf eine schmerzhafte Landung gefasst, diese bleibt jedoch aus und ihr könnt munter eures Weges gehen? Das kommt dem sehr nahe. Man fühlt keinen Aufschlag, aber euer Gehirn weiß, dass dort theoretisch einer sein sollte – äußerst surreal!
RIGS Mechanized Combat League ist auf jeden Fall ein VR Titel, auf den ich mich schon jetzt freue und hoffe, dass er es zum offiziellen Release von Playstation VR schafft.
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EVE: Valkyrie
Dieses Spiel hat es als einziges geschafft, dass mir während meiner Zeit in der Virtual Reality kurzzeitig übel wurde. EVE: Valkyrie ist ein Ableger des lang bekannten MMOs EVE Online, einem Weltraum Simulator. Der Unterschied zu Valkyrie? Nunja, Valkyrie macht sich zusätzlich die VR Brille zu Nutzen, um euch so noch intensivere „Dogfights“ im All nahe zu bringen.
Zu Beginn der Playstation VR Demo werdet ihr und euer Raumschiff in die unendlichen Weiten des Weltraums katapultiert. Ihr seid umgeben von befreundeten Handelsschiffen und einigen Kriegsschiffen, die Sicherheit garantieren sollen. Doch bald wird eure Flotte – wer hätte es gedacht – von Piraten angegriffen und eure Aufgabe liegt einzig und allein darin, dass ihr die Angreifer abwehren müsst, bevor sie zu viel Schaden anrichten.
Das Navigieren im freien Raum ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Wo ich in RIGS noch bestimmte Fixpunkte hatte, an denen ich mich orientieren konnte, so muss sich mein Hirn jetzt ganz schön Mühe geben, um auszumachen, was oben und was unten ist. Doch nachdem ich meinen Flugstil (der Anfangs noch ziemlich überheblich war) etwas angepasst hatte, verging auch meine Übelkeit und ich konnte mich voll und ganz auf das Spielgeschehen konzentrieren.
Da ich ein großer Sci-Fi Fan bin, ist für mich eine virtuelle Realität, die den Weltraum wiedergibt, das absolute Highlight! Sich frei in seinem Cockpit umsehen zu können, während man an gigantischen Frachtern und Planeten vorbeifliegt, macht dieses Erlebnis realer denn je. Durch eine intuitive Steuerung konnte ich sofort tief in das Geschehen eintauchen und hatte eine gute Zeit, in der ich versuchte, Piraten von meinen Handelsschiffen fernzuhalten.
EVE: Valkyrie ist – wie auch RIGS – ein Spiel, dass nicht zwingend VR benötigen würde. Es hilft allerdings enorm dabei, eine neue Art des Spielgefühls zu gewährleisten.
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PlayStation VR: Into the Deep
Der folgende Titel lebt regelrecht von der neuen Technologie: Into the Deep ist mehr eine Demo, als dass es ein eigenständiges Spiel wäre, zeigt aber, wie überzeugend echt VR eigentlich sein kann.
Man befindet sich als Taucher in einem Käfig, der langsam aber stetig in die Tiefen des Ozeans abgelassen wird. Selbstverständlich könnt ihr euch frei umsehen und nach kurzer Zeit kreuzen die ersten Schildkröten und Fische euren Weg. Das allgemeine Feeling der virtualen Realität war so überzeugend, dass ich mich ab und an an den Stangen des Käfigs festhalten wollte.
Umso tiefer ihr kommt, desto dunkler wird es logischerweise auch. Bei der dunkelsten Stelle bot sich mir ein toller Anblick: Als ich in das tiefe Schwarz unter mir blickte, begannen fluoreszierende Quallen in der Dunkelheit zu leuchten und gaben so ein wenig von meiner Umgebung Preis.
Die letzte Station meiner Unterwasserreise war der Grund des Meeres. Ich blickte auf die Überreste eines gesunkenen Schiffes. Bald konnte ich in der Entfernung eine Bewegung ausmachen: Ein Hai näherte sich meinem – jetzt nicht mehr so sicher wirkenden – Käfig. Ich denke, ich brauche nicht berichten, was als nächstes geschah. Eine obligatorische Hai-Attacke, jedoch mit gutem Ausgang. Gerne hätte ich hier etwas anderes gesehen, als das abgeklatschte Klischee eines Hai-Angriffs, doch man muss sagen, dass es alles in allem sehr gut gemacht war. Das ist definitiv etwas, was ihr euren Eltern oder Großeltern vorführen möchtet, wenn sie zu Besuch kommen. Wie akkurat eure Bewegungen in das Spiel übertragen werden ist fast schon gruselig. Lasst auf jeden Fall die Kamera laufen, wenn ihr eure Großmutter 1.000 Meter unter Wasser schickt!
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Until Dawn: Rush of Blood
Der letzte VR Titel, auf den ich eingehen möchte ist Rush of Blood. Dieser Railgun Shooter basiert auf dem Blockbuster Until Dawn, der vergangenes Jahr erschienen ist und soll euch erneut das Gruseln lehren – im VR Style, versteht sich.
Für alle, denen Railgun Shooter kein Begriff sind: Ihr befindet euch in einem sich bewegenden Gefährt (in diesem Fall eine Geisterbahn) ,über das ihr allerdings keine Gewalt habt. Ihr könnt euch lediglich umsehen und alles abballern, was euch in den Weg kommt.
Und dies ist Sony mit ihrer Playstation VR Brille hervorragend gelungen. Gespielt wird dieses Mal nicht mit einem klassischen, sondern mit den verpönten PS Move Controllern. Ich muss jedoch sagen, dass in diesem Spiel die Move Steuerung sehr gut umgesetzt wurde! Ihr habt 2 Waffen, anfangs Pistolen, die ihr aber durch Power-Ups im Spiel auf Schrotflinten und Konsorten upgraden könnt, mit denen ihr munter alles unter Beschuss nehmen könnt. Zu Beginn sind das noch Zielscheiben, oder eher auf abgetrennte Köpfe aufgemalte Zielscheiben (ihr merkt, es wird brutaler), später habt ihr es mit sich bewegenden Zielen zu tun, die euch an den Kragen wollen.
Von vermummten Gestalten, die euch mit Molotow-Cocktails bombardieren, bis hin zu einer Geister Lady, die euch einen Schockmoment nach dem anderen beschert, ist hier alles geboten. Bei diesen sogenannten Jump Scares kommt die PlayStation VR wirklich auf ihre Kosten: Ihr schaut euch um, um einem Geräusch nachzugehen und sobald ihr euch erneut umblickt, hängt euch die Fratze einer vermoderten Untoten direkt vor der Nase. Jetzt fehlt nur noch der Geruch.
Trotz einiger Schwächen hatte Rush of Blood eine einnehmende Atmosphäre, die es schaffte, mir einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Ich bin gespannt, was das volle Spiel für Alternativen zu der gezeigten Geisterbahn bietet und freue mich, dieses Spiel meinen Freunden und Verwandten aufzudrängen. Aus rein wissenschaftlichen Gründen versteht sich.
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Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich begeistert war, wie gut die PlayStation VR ihre Sache macht. Ich stand dem ganzen zu Beginn sehr kritisch gegenüber und freue mich deswegen umso mehr, dass sie mich überzeugen konnte. Ich möchte anmerken, dass VR sicherlich nicht etwas für Jedermann ist. Es ist gewöhnungsbedürftig, es ist nicht ganz billig und die zum Release im Oktober vorhandenen Spiele mögen den ein oder anderen wohl kaum dazu überzeugen, knapp 400 Euro für das futuristische Gerät auszugeben. Aber es ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung und ich freue mich, hoffentlich bald wieder in die Tiefen dieser neuen Realität abtauchen zu dürfen.
Marius Kauer
Quelle: Sony PlayStation VR
Copyright Fotos: © Marius Silvester Kauer „TheChewer“