Mit Forza Motorsport 7 kommen endlich PC-Spieler in den Genuss der Reihe. Teil 7 rast erfolgreich ins Ziel, leistet sich aber trotzdem Kiesbett-Abstecher.
Endlich eine gescheite Karriere!
Nachdem PC-Spieler schon vergangenes Jahr in „Forza Horizon 3“ Gas geben konnten, feiert mit Forza Motorsport 7 auch die simulationslastigere Serie ihr Debüt auf der „Master Race“ – die stark abgespeckte Apex-Version des sechsten Teils mal ausgeklammert. Doch nicht nur das ließ mich schon im Vorfeld frohlocken. Entwickler Turn 10 versprach uns (mal wieder) einen überarbeiteten Karrieremodus: den „Forza Drivers Cup“. Und siehe da: Die Versprechungen haben sich bewahrheitet, das Herzstück von Forza Motorsport 7 kann vollends überzeugen.
Die Karriere ist in sechs Meisterschaften unterteilt, jede davon umfasst mindestens sieben Rennserien mit jeweils mehreren Rennen. Anfangs habt ihr zu Beginn nur auf die erste Meisterschaft Zugriff. Sobald ihr 2500 Punkte gesammelt habt, schaltet ihr das nächste Kapitel frei. In diesem müsst ihr dann wieder eine bestimmte Punktzahl erreichen, um weiterzukommen. Die Punkte erhaltet ihr für eure Platzierungen in den einzelnen Rennen. Platz 1 ist logischerweise am meisten wert, aber ihr müsst nicht in jedem Rennen auf dem Treppchen landen, um genug Punkte für die nächste Meisterschaft zu sammeln.
Dabei ist es zwar schade, dass ihr keine Extrabelohnungen erhaltet, wenn ihr aus einer Rennserie als Gesamtsieger hervorgeht, aber ansonsten ist das neue System deutlich besser als die Karriere in Forza Motorsport 6. Im Vorgänger müsst ihr in jedem Rennen mindestens Dritter werden, um überhaupt erst auf der nächsten Strecke antreten zu dürfen – etwas, das mir komplett den Spaß an Forza 6 genommen hat. Nun bringen mich auch niedrige Platzierungen weiter – sehr praktisch, wenn mir mal eine Strecke überhaupt nicht liegt.
Ein großes Motorsportbuffet
Viel wichtiger ist jedoch die spielerische Freiheit, die euch der „Forza Drivers Cup“ gewährt. Ihr müsst nicht alle Rennserien einer Meisterschaft fahren, um voranzukommen. Wenn ihr keine Lust habt, mit Muscle Cars über die Pisten zu brettern, könnt ihr jene Cups auch komplett ignorieren. Zweiter Pluspunkt der Karriere: die Vielfalt. Forza Motorsport 7 bietet eine breite Palette an unterschiedlichen Autoklassen und über 700 einzelne Wagen.
Von Hot Hatches über Sportcoupés und Rallye-Autos bis hin zu Hypercars, Formel-Flitzern und sogar Renntrucks, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und falls es für euer Lieblingsauto zu wenig Cups gibt, ist das kein Problem: In jeder Meisterschaft gibt es auch eine offene Rennserie, die ihr mit einem beliebigen Wagen bestreiten dürft. Für reichlich Abwechslung ist gesorgt. Dazu tragen auch die über 30 Strecken mit jeweils mehreren Kurs-Layouts bei.
Um den Karrieremodus „durchzuspielen“, müsst ihr, wie schon erwähnt, nicht alle Cups fahren. Aber wenn ihr einfach Bock darauf habt, in die unteren Meisterschaften zurückzukehren, weil ihr dort noch eine bestimmte Rennserie fahren wollt, lohnt sich das dennoch. Denn wie es sich für die Forza-Reihe mittlerweile gehört, erhaltet ihr für jedes absolvierte Rennen Erfahrungspunkte und Credits. Erstere lassen euch im Level aufsteigen, mit Letzteren kauft ihr euch neue Autos oder verpasst euren Wagen Upgrades, was in der Karriere aber leider kaum möglich ist. Die Cups haben stets ein Limit für die Leistungsstärke eurer Autos. In „Forza Horizon 3“ könnt ihr eure Wagen reichlich aufmotzen, woraufhin die Stärke der gegnerischen Autos angeglichen wird. Warum Turn 10 sich nun für ein anderes System entschieden hat, erschließt sich mir nicht wirklich.
Ärger um Lootboxen berechtigt?
Zurück zur Level-Geschichte: Mit jeder neuen Stufe werdet ihr vor die Wahl gestellt, ob ihr eine Extraladung Credits, ein kostenloses beziehungsweise stark rabattiertes Auto oder einen Anzug für euren Fahrer haben wollt. Letzteres ist eine der großen Neuerungen in Forza Motorsport 7. Natürlich haben die Outfits keine spielerischen Auswirkungen und sie machen sich auch nur in den Menüs wirklich bemerkbar, aber eine nette Idee sind sie durchaus. Sie sind aber auch Teil einer Mechanik, die viele Spieler nicht so toll finden: den Lootboxen.
Mit euren Credits könnt ihr Preiskisten kaufen. Die enthalten zum einen die mit Forza Motorsport 6 eingeführten Mods, mit denen ihr euch Credit-Boni sichern könnt, zum anderen die Rennanzüge. Manche Kisten können aber auch besondere Versionen von Autos enthalten. Doch bevor nun die ersten schreien: „Buh, Pay-to-Win!“, sei gesagt: Zum einen gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Mikrotransaktionen (die werden aber sicherlich bald kommen). Zum anderen verdient ihr im Spiel so viele Credits, dass ihr euch auch so ganz viele Kisten leisten könnt.
Den Großteil der Autos könnt ihr natürlich direkt beim Händler erwerben, allerdings gibt es diesmal neben eurem Fahrerlevel auch noch sechs Stufen für euren Fuhrpark. Jedes Auto hat einen Sammlerwert. Je mehr Karren ihr besitzt, desto höher steigt ihr im Fuhrparklevel. Das ist wichtig, da ihr nur Fahrzeuge kaufen könnt, die maximal eurem Rang entsprechen. Klingt auch wieder nach hohem Grindfaktor, motiviert aber noch mehr dazu, viele Autos zu sammeln.
Tolles Fahrgefühl, aber enttäuschende KI
Die Rennen in Forza Motorsport 7 sind ein großes Vergnügen. Das liegt hauptsächlich an der brillanten Fahrphysik. Turn 10 schafft es wie kaum ein Zweiter, mir das Gefühl zu geben, wirklich mit einer Karre über den Asphalt zu sausen – selbst mit aktivierten Fahrhilfen und Gamepad. Klar, Forza wird auch im siebten Teil Simulationsfanatiker nicht zufriedenstellen. Aber für diejenigen, die die goldene Mitte zwischen Arcade und Realismus bevorzugen, ist Forza Motorsport 7 genau richtig. In diesem Jahr schwächelt jedoch die Drivatar-KI ein wenig. Die Abbilder eurer Xbox-Live-Freunde und fremder Leute fahren meist stur auf der Ideallinie und sind zuweilen einen Tick zu aggressiv. Was mich aber am meisten stört: In den Cups sind in jedem Rennen immer dieselben Gegner ganz vorne im Fahrerfeld. Hier wäre etwas mehr Dynamik schön gewesen.
Technisch ist Forza Motorsport 7 hingegen ein wahres Brett – auf dem PC wie auf der Xbox One. Die Autos grenzen an Fotorealismus und auch einige Strecken wie der neue Dubai-Kurs sehen richtig schick aus. Zudem bietet das Spiel tolle Licht-, Schatten- und Wettereffekte. Regen- und Nachtrennen gibt es zwar auch in Teil 7 nicht auf allen Strecken, aber beides sieht fantastisch aus. Unwetter wirken sich glaubwürdig auf das Fahrverhalten aus und sind nun dynamischer als im Vorgänger. Ein „Project CARS 2“ hat hier dennoch die Nase vorne. Soundtechnisch kann man Forza jedoch so gut wie nichts vormachen. Jedes Auto klingt, wie es klingen soll. Die Musik wirkt zwar sehr beliebig und ist kein Vergleich zum bunt gemischten Soundtrack eines „Horizon 3“, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Fazit – Forza Motorsport 7
Nicht alles an Forza Motorsport 7 ist perfekt. Die KI könnte besser, dynamischer sein. Dass Tuning in der Karriere kaum erlaubt ist, ist auch schade. Die Lootboxen werden manchen Leuten nicht schmecken, schaden dem Spieldesign aber überhaupt nicht. Am Ende ist jeder Kritikpunkt, den ich an dem Spiel habe, sowieso Meckern auf hohem Niveau. Forza Motorsport 7 ist der Serienteil, auf den ich persönlich seit Forza 4 gewartet habe. Die letzten drei Vorgänger konnten mich alle samt nicht überzeugen, der Neuling hat das auf Anhieb geschafft. Das liegt vor allem am Karrieremodus, der endlich auf dem Niveau ist, das die Serie sowohl technisch als auch in Sachen Gameplay schon lange hält. Noch dazu ist Forza 7 extrem umfangreich. Ich werde es immer mal wieder hervorkramen, um ein paar Runden zu drehen. Und wenn ihr auch nur ein Fünkchen Interesse an virtuellem Motorsport habt, solltet ihr das auch tun.
Infobox
- Titel: Forza Motorsport 7
- Entwickler: Turn 10
- Publisher: Microsoft
- Release: 03.10.2017
- Plattform: PC, Xbox One
- USK: 6
- Genre: Rennspiel
- Sprachw: Deutsch, Englisch, etc.
- Multiplayer: Ja
Bildquelle: Microsoft