Blizzard und Shooter? Das ist doch völliges Neuland für den Entwicklergiganten. Und dann auch noch in der Ego-Perspektive, das grenzt ja geradezu an Wahnsinn. So dachten viele, als Overwatch angekündigt wurde. Dass der Arena Team Shooter mit seinem frischen Spielkonzept und wunderbar designten 21 Charakteren und detailverliebten Maps sich nicht hinter seinen Geschwistern WoW und StarCraft verstecken muss, sondern sich wie ein mächtiger Phönix aus der Asche des gescheiterteten MMOs “Titan” erhebt, haben wir bereits im Beta-Test beeindruckt feststellen können.
Aufgrund der nahezu perfekten Beta ist dieser übrigens nach wie vor akkurat und verschafft euch einen guten Gesamteindruck vom Spiel. Ihr findet ihn hier. Die wenigen technischen, konzeptionellen und Community-basierten Änderungen sowie Unterschiede zwischen der PC und der PS4 Version fassen wir in diesem Release Review für euch zusammen.
Overwatch-Spielmodi (beide Systeme)
Beim ersten Blick in das Spielmenü musste ich überrascht feststellen, dass der Releaseversion ein Modus abhanden gekommen ist: Rangspiele sind momentan nicht möglich. Während der Closed Beta Phase war dieser Modus zusätzlich zum Quickmatch wählbar und wurde zur Open Beta rausgepatcht. Laut Jeff Kaplan (Projektleiter bei Overwatch) sollte er aufgrund des Community Feedbacks verbessert und zum Release wieder im Spiel sein. Ich bin zwar etwas enttäuscht, dass diese Zusage nicht eingehalten wurde, allerdings wurde inzwischen über Twitter angekündigt, dass der Modus in den nächsten Wochen per Update implementiert werden wird. Alle anderen Modi – inklusive dem Weekly Brawl mit sich wöchentlich ändernden Besonderheiten – haben es ohne Verzögerung in die Releaseversion geschafft.
Optionen (beide Systeme)
Ein Punkt, der sich seit der Beta zwar nicht geändert hat, den ich aber als überaschende und positive Gemeinsamkeit beider Systeme unbedingt hervorheben muss. Nicht nur die Charaktere im Allgemeinen lassen sich in Bezug auf Zielsensitivität und generelle Steuerung anpassen, sondern jeder einzelne der 21 Charaktere kann individuell modifiziert werden. Das gilt sowohl für die grundlegende Steuerung als auch für charakterspezifische Eigenheiten. So lassen sich zum Beispiel bei den beiden Ninjas automatisches Wandklettern und bei der Sniperin veränderte Zielsensitivität im anvisierten Modus einstellen. Hervorragend! Auch dass die Soundabmischung vollständig vom Nutzer vorgenommen werden kann, ist insbesondere auf der Konsole leider nicht selbstverständlich und daher sehr erfreulich.
Community (PC)
Als ich Zugang zur Closed Beta erhielt, lief sie bereits seit einiger Zeit. Die Spieler hatten sich deswegen schon gut eingespielt und das Spielkonzept verinnerlicht. Da ich mich gut informiert hatte und mir auch einiges an Streams und Videos zu dem Spiel angeguckt hatte, wusste ich, dass das Wechseln der Helden und das Kontern bestimmter Charaktere in diesem Spiel enorm wichtig sind. Die überwiegende Zeit wählten meine Teammitglieder auch ausgewogene und sinnvolle Charaktere und alle Klassen – Offensiv, Defensiv, Tank, Support – wurden abgedeckt. In der Open Beta war das nicht mehr so, es wurden insbesondere Offensiv und Defensiv-Helden gespielt, die als OP gelten oder besonders „badass“ aussehen.
Mit Release des Spiels ist das nicht besser geworden. Nach wie vor werden – in Situationen, in denen es schlicht keinen Sinn macht – drei Sniper oder mehr im Team gespielt und Ähnliches. Allerdings werden in der mittlerweile zweiten Woche nach Release auch wieder deutlich öfter Tanks und Support gespielt. Das ganze Spiel hindurch fehlen sie selten. Ich gehe also davon aus, dass dieses Problem nicht mehr lange bestehen wird.
Was ebenfalls bereits in der Open Beta, aber seit Release leider noch häufiger zu bemerken ist, sind die Flames und Beleidigungen im Textchat. Es gibt viele Spieler die anderen vorschreiben wollen, was sie zu spielen haben oder sie beschimpfen, wenn sie – vermeintlich – zu schlecht spielen. Leider ist das in der Gamingcommunity allgemein fast der traurige Standard, allerdings hat Blizzard die PC Spieler mit einem mächtigen Report-Tool ausgestattet, mit dem solche Spieler gemeldet werden und somit gegebenenfalls aus dem Spiel entfernt werden. Zusätzlich können Spieler auch als bevorzugte Mitspieler oder als vom Matchmaking zu vermeiden markiert werden.
Community (PS4)
Was auf dem PC teilweise schon stark an den Nerven kratzt, kann auf der PS4 noch erheblich stärker auf den Spielspaß schlagen: gerade neue Spieler müssen im Lowlevelbereich teilweise in Teams spielen, die sich ausschließlich aus Offensiv- und Defensiv-Helden zusammensetzen. Auch das Spielziel wird erstaunlich oft nicht beachtet und die Partien verkommen so gelegentlich zu Deathmatches. Ähnlich wie auf dem PC ist aber auch hier eine Besserung im Vergleich zu der Releasewoche zu bemerken. Auf der PS4 wird dieses Problem also wohl ebenfalls bald abebben oder zumindest sporadischer auftreten.
Angesichts der Community kann man das Fehlen des Textchats in dieser Version wohl fast begrüßen, zumal es auf der Konsole keine vernünftige, in das Spiel integrierte Reportfunktion gibt. Die Verständigung bezüglich der Spielweise lässt sich jedenfalls wie in der PC Version auch über ein einfach aufzurufendes Kommunikationsrad vornehmen.
Microtransactions (beide Systeme)
Die Lootboxen, die die Belohnung für die unbegrenzten Levelaufstiege darstellen und rein kosmetische Charakteranpassungen enthalten, können seit Release auch gekauft werden. Da deren Inhalt keinerlei Auswirkung auf das Gameplay selbst hat und dementsprechend keine Vorteile mit sich bringt, sehe ich darin kein Problem. Insbesondere, da sämtliche zukünftige Helden und Karten kostenlos allen Spielern zugänglich sein werden und auch sonst keine kostenpflichtigen DLC’s geplant sind.
Story (beide Systeme)
Seit meinem Beta Review sind neue Kurzfilme veröffentlicht wurden, die ich jedem dringend empfehle! Insbesondere Dragons / Drachen hat mich schon unzählige Male an den Bildschirm gefesselt. Anders als ich gehofft hatte, hat Blizzard diese Kurzfilme leider noch nicht in das Spiel integriert, sie müssen also nach wie vor extern beispielsweise auf YouTube – angesehen werden. Es lohnt sich aber allemal! Unten habe ich die neuen noch einmal für euch verlinkt, die alten findet ihr am Ende des Beta Tests.
Fazit:
Overwatch ist nach wie vor ein fantastisches Spiel. Neueinsteiger, die alleine spielen, sollten sich inbesondere auf der PS4 allerdings auf eine anstrengende Einstiegsphase einstellen. Gerade mit Freunden im Team ist das Spiel allerdings eine wahre Freude, wie sie mir Videospiele schon lange nicht mehr bereiten konnten.
Infobox:
- Titel: Overwatch
- Publisher/Entwickler: Blizzard Entertainment
- Release: 24.05.2016
- Plattform: PC, PS4, Xbox One (nur PC & PS4 getestet)
- USK: 16
- Genre: 1st Person Shooter
- Sprachausgabe: Audio & Text Deutsch
- Multiplayer: Ja (online)
- Besonderheiten: Online Zwang, Gamepad Unterstützung auch auf PC, Microtransactions (kosmetisch)