Mit Battleborn präsentiert der Entwickler Gearbox (Borderlands, Aliens: Colonial Marines, Duke Nukem Forever) eine Mischung aus MOBA und Shooter. Ich habe mich mit den 25 sogenannten Battleborn in die Schlacht gestürzt und verrate euch, ob es sich um einen halbgaren Mischmasch handelt oder Fans beider Genres überzeugt werden.
Die (Werbe-) Kampagne
Beim ersten Öffnen des Spiels werde ich direkt mit Eigenwerbung für den Season Pass konfrontiert. Ein weiteres Fenster verkündet, ich könne auch das Handyspiel verknüpfen um einen goldenen Skin freizuschalten. Nach der überstandenen kleinen Werbekampagne führt mich mein erster Weg in das Tutorial.
Dieses ist hier Pflicht. Generell bin ich davon kein großer Fan – im Fall von Battleborn finde ich es aber sehr sinnvoll und daher begrüßenswert. Wer Battleborn zum ersten Mal spielt, wird nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit mit den optischen Sinneseindrücken, die auf einen einhageln, völlig überfordert sein. Das liegt daran, dass nicht nur die schön designten Karten quietschbunt und mit kleinen KI Gegnern gefüllt sind, sondern auch jeder einzelne spielbare Charakter extrem große, bunte und partikelreiche Attacken und Fähigkeiten zum Einsatz bringt. Das Tutorial, welches von einem schönen Intro a la Borderlands eingeleitet wird, vermittelt dem Spieler ein grundlegendes Wissen über die Spielweise.
Looten und Leveln
Herausstechend ist das Levelsystem: Jeder Charakter steigt bis maximal Level 10 auf. Mit jedem Aufstieg ist dann eins von mindestens zwei einander ausschließenden Upgrades wählbar. Mir gefällt dieses System sehr gut, da es starken Einfluss auf die Spielweise nimmt. Nach Abschluss eines Kampagnenmatches verfallen die Level. Das ist auch gut so, denn Level 10 ist so schnell erreicht, dass man ansonsten bereits in der zweiten Mission keinen Levelfortschritt mehr hätte. Außerdem hat man so die Möglichkeit verschiedene Upgrades zu wählen und viel auszuprobieren.
Erfahrung ist übrigens nicht teamübergreifend, jeder levelt für sich selbst. Von dieser Varietät und der großen Auswahl an Helden – die ihr während einem laufenden Match nicht wechseln könnt – abgesehen, bietet Battleborn allerdings nicht die waffenreiche Abwechslung, die man von Borderlands gewohnt ist. Waffen werden nicht als Loot gedroppt. Dafür können Items unterschiedlicher Seltenheit gefunden werden, die euren Charakter unabhängig vom Level in bestimmten Aspekten boosten.
Hinzu kommt, dass die 25 Charaktere witzig designed sind und sich auch spielerisch stark unterscheiden. Vom Pinguin im Mech über Elfen und Menschen beider Geschlechter bis zum japanisch anmutenden Pilzhumanoiden sind einfallsreiche und unverbrauchte Helden enthalten. Diese alle freizuschalten macht auch einen schönen Motivationsfaktor aus, zusätzlich lassen sich für jeden einzelnen Skins und Spottposen erspielen.
Spielmodi & kostenloser Nachschub
Die Storymissionen selbst sind vom spielerischen her nicht wahnsinning abwechslungsreich: Man erschießt die Gegner, passt dabei auf, dass man selbst nicht getötet wird und bringt den ein oder anderen NPC sicher über das Schlachtfeld. Allerdings ist auch Battleborn mit dem typischen Gearbox Humor durchtränkt und weiß damit sowohl in der Erzählung der Handlung, als auch den Ausrufen der Charaktere zu glänzen. Selbst in die verschiedenen Menüs sind witzige Sprüche der KI Nova integriert, die die Spieler auch in die Onlinegefechte einführt.
Diese sind in drei Modi unterteilt, die auf jeweils zwei unterschiedlichen Karten gespielt werden. Insgesamt gibt es also nur sechs Karten, was meiner Auffassung nach viel zu wenig ist. Weit unter dem gängigen Durchschnitt was Onlinetitel betrifft, ist Battleborn allerdings auch nicht. Zudem hat Gearbox angekündigt, weitere Maps ebenso wie mindestens fünf neue Charaktere und Spielmodi kostenlos zu veröffentlichen. Sehr schön!
Während „Capture“ die eher klassische Eroberung von Punkten auf der Karte darstellt, sind die anderen Modi etwas ausgefallener. In „Überfall“ müssen die gegnerischen Wächterroboter zerstört und gleichzeitig die eigenen verteidigt werden. Besonders gut gefallen hat mir aber „Schmelze“: Hier führt man die eigenen KI-gesteuerten Roboter-Untergebenen in sprechende Müllschlucker, die Gottkomplexe haben. Das ist der ausgefallene Charme, der auch Borderlands groß gemacht hat.
Unzureichendes Trefferfeedback & die Levelschere
Negativ ist mir aufgefallen, dass die Schüsse und sonstige Attacken keinen spürbaren Wumms haben. Zwar gibt es optische und akustische Effekte en masse, aber dass man getroffen hat, merkt man hauptsächlich an der abnehmenden Energieanzeige des Gegners. Für mich hat das den Spielspaß etwas beeinträchtigt. Was mir im Multiplayer ebenfalls missfällt ist das Levelsystem. Hier sorgt die Aufteilung nämlich mitunter für starke Ungleichheiten zwischen den einzelnen Spielern. Wer häufig abgeschossen wird, sammelt keine Erfahrung, füttert damit aber gleichzeitig den ohnehin überlegenen Gegner. Für den Schwächeren wird es also immer schwieriger, während der fähigere Spieler immer stärker wird.
Das wird dadurch weiter verstärkt, dass Veteranen bereits viele Items zur Verfügung haben mit denen sie ihre Charaktere verstärken können. Dadurch werden die Gefechte mitunter mehr eine Sache der unterschiedlichen Spielzeiten der Spieler als ihrer tatsächlichen Fähigkeiten. Die meisten Charaktere müssen ebenfalls erst freigespielt werden. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist nicht unmöglich, als Neuling durch reinen Skill einen Veteranen in die Knie zu zwingen, der das Spiel seit Wochen oder Monaten spielt und gutes Equipment hat. Trotzdem müssen gerade unerfahrenere Shooterspieler darauf vorbereitet sein, mitunter in frustrierende Abwärtsspiralen zu geraten.
Battleborn – Fazit
Das Fazit fällt mir erstaunlich schwer. Nicht nur, dass mir das Trefferfeedback unzureichend ist. Auch das Level- und Itemsystem außerhalb der Kampagne ist meiner Meinung nach mit dem Wettbewerbsgedanken nicht vereinbar, da ich darin eine starke Ungleichheit in den kompetitiven Gefechten sehe. Andererseits ist mir bewusst, dass dieses System zahlreiche Anhänger hat (LoL, DOTA 2). Zudem sind sowohl der Humor, als auch das optische und spielerische Charakterdesign brillant.
Letztendlich komme ich zu dem Schluss, dass Fans von LoL und Dota, die auch gerne Shooter spielen, unbesorgt zugreifen können. Einzelgängerische Borderlands Fans sollten sich allerdings über den Onlinezwang und das Fehlen der Bazillionen von Waffen im Klaren sein und abwägen, ob ihnen der Humor und die Charaktere die eventuelle Frustration wert sind. Spieler, die mit ihren Freunden spielen, werden aber auch die Unterschiede in der Ausrüstung durch gutes Teamplay bezwingen und massig Spielspaß aus Battleborn ziehen können.
Infobox:
Titel: Battleborn
Entwickler: Gearbox
Publisher: 2K
Release: 03.05.2016
USK: 12
Genre: 1st Person Shooter, MOBA
Sprache: Audio & Text Deutsch
Multiplayer: Ja (Online, auf Xbox One und PS4 auch Splitscreen)
Besonderheiten: Online Zwang, Season Pass