Dungeon Crawler wie Etrian Odyssey V: Beyond the Myth gehören zu den ältesten Rollenspielgenres. Doch können die Großväter moderner Rollenspielgiganten wie The Witcher oder Skyrim heute noch jemanden hinter dem Ofen vorlocken?
Dungeon Crawler, was ist das?
Für diejenigen, die mit dem Begriff Dungeon Crawler wenig bis nichts anfangen können, hier eine kurze Erklärung. In einem Dungeon Crawler macht ihr genau das, was der Name sagt: durch Verliese kriechen, beziehungsweise Laufen. So ein Verlies kann dabei ein uralter Kerker, ein Labyrinth oder auch ein Wald sein. Der Clou dabei, die Karte müsst ihr selbst zeichnen. So war es zumindest früher.
Heute beglücken die meisten Vertreter des aussterbenden Genres euch mit einer automatisch generierten Minimap oder geben euch die Option, auszuwählen ob ihr selbst zeichnen wollt oder nicht. So auch Etrian Odyssey V: Beyond the Myth. Doch dazu später mehr, zuallererst ist wahrscheinlich interessanter, worum es in Etrian Odyssey V: Beyond the Myth überhaupt geht.
Ein Baum und jene, die ihn erforschen
Im Lande Arcania befindet sich der große Götterbaum Yggdrasil. In ihm befindet sich ein riesiges mehrstöckiges Labyrinth, das bis zum Bersten gefüllt sein soll mit Schätzen, aber auch mit Gefahren.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass aus aller Herren Länder Earthlains (Menschen), Celestrians (Elfen), Therians (Menschen mit Hasenohren) und Brouni (eine Art Halblinge) nach Arcadia eilen um die Schätze des Baumes zu erlangen. Aus genau diesen Rassen könnt ihr euch eine Gruppe von Helden zusammenstellen, von denen immer nur fünf aktiv genutzt werden können. Dabei könnt ihr auswählen, wer in der vorderen und wer in der hinteren Reihe stehen soll.
Doch nicht jede Klasse ist für alles geeignet. Die Klassen in Etrian Odyssey V: Beyond the Myth richten sich nach der Rasse des jeweiligen Recken. Earthlains zum Beispiel können Nahkämpfer sein, während Celestrians nur als Magier agieren können. Bei den Therians könnt ihr Dinge wie Bogenschützen und Katana schwingende Krieger finden. Die klein gewachsenen Brouni stellen Unterstützungsklassen wie den Schamanen, der beispielsweise den Angriff oder die Geschwindigkeit eurer Gruppe erhöhen kann.
Habt ihr die Rasse und Klasse eures Streiters gewählt, sucht ihr noch einen von vier Avataren, Augen- und Haarfarbe aus und voila, ihr habt ein Gruppenmitglied. Habt ihr eure Gruppe zusammengestellt, gebt ihr eurer neuen Gilde noch einen Namen. Leider sind sowohl bei den Gildennamen als auch bei den Charakternamen die Plätze sehr stark beschränkt, also merkt euch: In der Kürze liegt die Würze.
Habt ihr eure Charaktere und Gilde erstellt könnt ihr euch auf ins Verlies bewegen. Meine Gruppe zum Beispiel besteht aus einem Kämpfer, einem Katana-Häschen, einem Bogenschützen, einer grünhaarigen Magierin und einem Schamanen…alle benannt nach Technomusikern der 90er.
Auf ins Verlies
So begibt sich eure Gruppe also ins Verlies des Weltenbaums.
Auf eurem Weg durch die verschiedenen Stockwerke des riesigen Labyrinths trefft ihr nicht nur auf allerhand Feinde, sondern auch auf Rätsel und kleinere Nebenaufgaben. So findet sich beispielsweise im ersten Stockwerk eine Wache, die verzweifelt nach entlaufenen Hühnern sucht. So einfach wie naheliegend müsst ihr also diese Hühner suchen.
Habt ihr wie ich, auf dem Weg durch das Stockwerk jede noch so winzige Ecke durchforstet um die Karte fertig zu zeichnen, dürfte das recht leichtfallen. Kommentiert eure Gruppe doch mancherorts die merkwürdigen Vogelspuren auf dem Boden. Doch nicht nur diese kleinen Miniquests gilt es zu bewältigen. Nach und nach erhaltet ihr in der Stadt immer wieder große Hauptaufgaben, die euch motivieren sollen den Baum zu erforschen.
Diese reichen vom Kartographieren eines Stockwerks über das Sammeln bestimmter Ressourcen bis zum Lösen ziemlich komplizierter Rätsel.
Zeichnen oder nicht Zeichnen, das ist hier die Frage
Wie eingangs erwähnt geben moderne Dungeon Crawler euch oft die Option, die Karte zeichnen zu lassen, oder das selbst zu übernehmen. So auch Etrian Odyssey V: Beyond the Myth.
Doch warum sollte man die Mühe auf sich nehmen, das Zeichnen selbst zu übernehmen, wenn es die Funktion im Spiel gibt, das automatisch machen zu lassen? Ganz einfach: Es macht Spaß. Mir zumindest. Außerdem gibt es euch die Möglichkeit, durch das einfache Ausschalten einer Option, eine Art zeitreise in die Anfänge der Videospiele zu unternehmen.
In Zeiten, in denen Videospiele dem Spieler immer mehr abnehmen, empfinde ich es als ein extrem interessantes Erlebnis, mich auf diese Art in eine Zeit zurückversetzen zu lassen, bevor einem alles auf dem Silbertablett serviert wurde. Heutzutage braucht ihr zum Zeichnen der Karte nicht einmal einen Stapel Karopapier. Ihr könnt ganz einfach auf dem unteren Bildschirm des 3DS die Karte mitsamt verschiedenster Symbole zeichnen. Schwerer wird das Spiel dadurch nicht, da die automatische Karte nur Felder einzeichnet, die ihr bereits betreten/gesehen habt.
Knackig sind hier nicht nur die Äste
Apropos schwer. Ja, das ist Etrian Odyssey V: Beyond the Myth nicht nur ein wenig. Auf dem niedrigeren der zwei Schwierigkeitsgrade, die euch das Spiel zu Wahl stellt, habt ihr genau einen zweiten Versuch. Sterbt ihr ein zweites Mal im gleichen Kampf, müsst ihr neu laden. Seid ihr, wie ich, so an Autosaves gewöhnt, dass ihr grundsätzlich vergesst manuell zu speichern, kann es so durchaus passieren, dass ihr über eine Stunde nochmal spielen müsst.
Das kann durchaus frustrierend sein, aber durchaus auch dazu motivieren, die Situation diesmal anders anzugehen.
Fazit – Etrian Odyssey V: Beyond the Myth
Etrian Odyssey V: Beyond the Myth mag vom Gameplay her zwar recht altbacken sein und keine sonderlich spannende Geschichte erzählen. Doch ist hier ganz Klar der Weg das Ziel.
Die Reise durch das Labyrinth über die verschiedenen Stockwerke des Yggdrasil steckt voller Feinde, Schätze, Rätsel und interessanter Nebenaufgaben. Das Kampfsystem ist hierbei so simpel wie fordernd, da es euch nur wenige Optionen gibt.
Die recht knuffige Animeoptik gibt dem Ganzen ihren eigenen Charme.
Egal ob ihr Fans der Reihe oder, wie ich, komplette Neulinge seid, solltet ihr Etrian Odyssey V: Beyond the Myth zumindest einmal eine Chance geben. Und sei es nur um eine interessante Erfahrung in der Vergangenheit der Videospiele zu machen und Dungeonkarten zu zeichnen.
Bildquelle(n): Atlus