Die Zwerge von Markus Heitz ist in der Buchwelt schon Jahre lang ein Hit. Nun hat das fleißige Entwicklerteam von KING Art Games sich rangesetzt, um eine spannende und authentische Videospielumsetzung zu erschaffen. Ob ihnen ein episches Abenteuer gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Bericht.
Kleine Kämpfer mit viel Herzblut
Das Geborgene Land, die Heimat von Zwergen, Menschen und Elben, wird durch eine finstere Bedrohung aus dem Toten Land heimgesucht. Nicht nur die Orks, welche seit jeher versuchen, in das Land einzudringen, werden immer gefährlicher. Auch die Albae versuchen mit Hilfe von dunklen Kräften alles zu zerstören. Die Albae, welche eine Unter-Abart der Elben darstellen, präsentieren sich durch eine Blutrünstigkeit, welche selbst dem tapfersten Zwerg das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Dem entgegen stellt sich unser Protagonist Tungdil, welcher als Findelkind unter den behutsamen Augen des Magus Lot-Ionan groß geworden ist. Zusammen mit seinen Mitstreitern, die er im Laufe der Geschichte kennen lernt, schnetzelt er sich durch die Massen von Orks und anderen finsteren Geschöpfen. Natürlich können hierbei nur die wichtigsten Stationen des Romans realisiert werden, da die Umsetzung eines über 600-seitigen Buches das per Kickstarter erreichte Budget überschritten hätte.
Interaktives Hörbuch mit magerem Gameplay
Vor allem kann Die Zwerge mit den Dialogen punkten, welche zum Großteil direkt aus dem Buch genommen wurden. Diese sind von den deutschen Sprechern großartig umgesetzt worden. Auch die englischen Stimmen sind gut gelungen, kommen jedoch an den Charme der Deutschen nicht heran. Der Soundtrack hierbei ist selber sehr stimmig und trägt zu einer schönen Atmosphäre bei.
Das Spiel selber wirkt teilweise eher wie ein Hörbuch und lässt dadurch auf der Rollenspielebene viele wichtige Aspekte vermissen. Hierzu zählt hauptsächlich eine charakterliche Entwicklung durch Skills, als auch das Variieren der Ausrüstung. Jeder Charakter kann maximal auf Stufe 10 kommen und alle paar Level zwischen zwei Fertigkeiten wählen. Dadurch bleibt einem für den Kampf keine große taktische Auswahl. Auch Ausrüstungen sind rar gesät. Jeder Held kann maximal ein Artefakt tragen, welches ihm im Kampf hilft.
Mit dem Kopf durch die Wand? Nicht in Die Zwerge
Wer auf ein stumpfes Hack and Slay hofft, ist bei Die Zwerge an der falschen Adresse. Während man auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad noch relativ schnell durch das Spiel kommt, wird man auf einer höheren Stufe direkt eines Besseren belehrt.
Das Kampfsystem selber gestaltet sich auf den ersten Blick ziemlich simpel, kann aber durch richtige Nutzung viele Vorteile für das Team ermöglichen. Es wird auf dem Schlachtfeld in Echtzeit gekämpft, was dazu führt, dass es schnell unübersichtlich wird. Dieses Problem lässt sich zum Glück durch einen taktischen Pausenbildschirm lösen, in dem man seinen Kameraden Befehle geben kann.
Im Kampf hat man immer vier Charaktere zur Auswahl, welche man vor diesem wählt. Jeder hat bis zu drei Fertigkeiten, die er durch Aktionspunkte nutzen kann. Diese füllen sich mit dem Tod eines Feindes wieder auf. Doch aufgepasst, die Angriffe können auch die eigenen Reihen treffen und töten, wodurch man immer hingucken sollte, wohin man seine Schläge platziert. An die Steuerung muss man sich erst einmal gewöhnen. Doch durch eine kurze Einleitung kommt man schnell rein. Die PC- und die Konsolenumsetzung des Spiels unterscheiden sich darin, dass auf den Konsolen die Standardangriffe automatisch passieren und man kein direktes Ziel für diese wählen kann.
Lange Reise für kurze Zwergenbeine
Außerhalb der Kämpfe bewegt man sich auf einer Weltkarte voran, welche einem Spielbrett ähnelt. Man zieht seine Zwergenfigur zwischen den verschiedenen Orten und aktiviert so verschiedene Events, welche sich entweder durch sprachliches Geschick oder kämpferische Fertigkeiten bewältigen lassen.
Die besuchbaren Orte kommen hierbei leider viel zu kurz und können nicht die epische Ausstrahlung erreichen, wie man sie sich aus den Büchern vorstellt. Dadurch wirken die wenigen erkundbaren Gebiete sehr nüchtern und auch die Animationen sind lieblos gestaltet.
Fazit: Die Zwerge
Ein Epos wie in den Büchern ist Die Zwerge nicht geworden. Dafür ist es ein taktisches Rollenspiel, was die interessante Geschichte rund um das Geborgene Land auf eine fesselnde Weise erzählt. Für Fans und Interessierte an einer aufregenden Story, ist zu einem Kauf geraten. Wer aber auf ein tiefgründiges Rollenspiel mit über hundert Spielstunden hofft, sollte einen Bogen um Die Zwerge machen. Ab dem 1. Dezember ist das Spiel für rund 40 Euro auf PC, PS4 und Xbox One digital erwerbbar.
Bildquelle(n): KING Art GmbH