Es ist Zeit für einen neuen Fight zwischen zwei genreverwandten Filmen: Ring frei für einsamer Mann auf dem Mars und (fast) einsamer Mann auf einem unbenannten Mond. Beide werden ihre Isolation verlassen, aber nur einer wird als eindeutiger Gewinner hervorgehen. Na, seid ihr gespannt? Nein? Na gut, besonders prickelnd ist das Thema auch nicht und obwohl „Arrowhead“ deutlich mehr Action versprach, als „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“, so glänzt vor allem die Buchverfilmung durch Spannung und Geschichtsführung. Das ist aber auch nicht wahnsinnig schwer, denn die Vorlage von Andy Weir ist der absolute Hammer. Falls ihr den Marsianer noch nicht gelesen habt, solltet ihr das unbedingt nachholen. Mein persönliches Highlight der letzten Sci-Fi-Jahre! Allerdings hatten recht viele Schiss davor, dass Regisseur Ridley Scott das großartige Werk trotzdem in den Sand setzt, denn der Großmeister der Sci-Fi-Filme hat schon (anscheinend) früher bewiesen, dass er dem Ruf nicht ganz gerecht wurde.
Kleine Exkursion hierzu: Viele fanden „Prometheus“ kacke, aber ich glaube, die haben den Film einfach nicht verstanden. Ich fand ihn nämlich gut! So! Aber zurück zum Marsianer. Es handelt sich hierbei um eine klassische Mensch-gegen-Natur-Geschichte. Nur eben auf dem Mars. Denn nach einem fiesen Sandsturm ist Mark Watney (Matt Damon) von der restlichen Crew getrennt und zurückgelassen worden. Da niemand damit gerechnet hat, dass er überlebt und er auch erst einmal keine Möglichkeit hat mit der Crew oder der NASA zu kommunizieren, muss er sich zunächst komplett alleine auf dem roten Planeten durchschlagen. Das bekommt er ziemlich gut hin, denn der interstellare Kartoffelbauer kalkuliert und gärtnert was das Zeug hält und hält sich wacker. Er baut Kartoffeln an, geht auf Außenmissionen mit dem Rover und tüftelt an Lösungen das Kommunikationsproblem zu lösen. Das gelingt ihm auch recht schnell und der Kontakt zur NASA ruft die wildesten Rettungspläne auf.
Währenddessen muss sich Watney mit kleinen und großen Katastrophen rumschlagen. Allerdings verliert er dabei nie den Mut und Humor. Und gerade das macht den Marsianer zu einem Survival-Film, der vor allem durch die hohe Gag- und Sprüchedichte lebendig und unterhaltsam wird. Hier wird Scott auf jeden Fall der Vorlage gerecht. Matt Damon brilliert als Mars-Botaniker auf so vielen Ebenen, dass man nicht nur mitfiebert, sondern auch mit ihm lacht und wirklich hofft, dass Mark Watney nach Hause kommt. Alle anderen Darsteller geraten zwar in den Hintergrund, was ein wenig schade ist, denn der Cast ist durchaus solide, aber es ist passend, dass man sich hier auch an die Vorlage hält und voll auf Watney konzentriert. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Buch mit recht vielem naturwissenschaftlichem Firlefanz fesseln kann. Auch im Film ist der Anteil davon nicht gerade gering, aber allein Watneys Humor und die doch recht rasche Erzählweise haut es raus. Da verzeihe ich auch gerne ein paar Lücken, die aufgrund der Länge einfach nicht aus dem Buch übernommen werden konnten. Kurzum: Der Marsianer – Rettet Mark Watney ist ein absolut runder Film, der mit viel Witz und einigen dramatischen Elementen beweist, dass es Ridley Scott (noch immer) auf dem Kasten hat!
Dafür ist der Film, den ich danach geguckt habe so ziemlich das mieseste Stück Sci-Fi, was ich in letzter Zeit gesehen habe. Die Rede ist von Arrowhead. Muskelbepackter Kerl landet nach gescheiterter Selbstrettungs-Politik-Dingens-Mission auf einem einsamen Mond irgendwo in der Galaxie. Doch er ist nicht allein. Oder doch? Oder nicht? Eigentlich hat Arrowhead echt einen tollen Ansatz, vor allem wenn man NACH dem Film noch einmal darüber nachdenkt, aber die Umsetzung is so scheiße und krude, dass man sich eigentlich durchgehend am Kopf kratzt und fragt, was das soll. Zunächst gibt es da Kye (Dan Mor), ein Kriegsgefangener, der hofft durch einen „letzten“ Job seine Freiheit zurückzuerlangen. Geht aber schief und er strandet mitsamt der Arrowhead auf einem verlassenen Mond. Doch er ist nicht allein. Denn auf einer Erkundungsmission begegnet er Tarren (Aleisha Rose) und weiteren schrägen Gestalten. Inklusive einem mysteriösen Monster, was aus Kye irgendwas Schräges werden lässt. Sorry, dass ich es nicht konkreter formulieren kann, aber Regisseur und Drehbuchautor Jesse O’Brien hilft da nicht wirklich, denn das Skript ist genauso Wischiwaschi, wie die Kontinuität und mondimmanente Logik. Ich meine, einmal braucht Kye nen Helm, damit er nicht erstickt und in der nächsten Szene latscht er über Stunden und sogar Tage durch die Lande – ohne Helm – und erfreut sich an der frischen Mondluft. Auch die Thematik von Rück- und Wiederkehr, ohne zu viel spoilern zu wollen, falls ihr euch den Film doch selbst einmal zu Gemüte führen wollt, ist sowas von zerfressen und voller Hä-Momente, dass man einfach nur froh ist, wenn das Grauen ein Ende hat. Hat es dann logischerweise auch recht fix und man bleibt zurück mit einem stupiden Gesichtsausdruck und der Frage danach, warum sich O’Brien nicht mehr Mühe gegeben hat, denn eigentlich war der Ansatz ja ziemlich dufte.
Achja – absolutes Highlight und unfreiwillige Running-Gag-Momente lieferten die Fliegen, die ständig um die Köpfe der Darsteller schwirrten – war wohl heiß und feucht in der Wüste, äh, auf dem Mond – denn Absicht war das mit Sicherheit nicht.
Tjo, ich sag ja nicht, dass Low-Budget-Filme zwangsläufig Mist sein müssen, denn ich kenne zahlreiche Beispiele, bei denen das nicht zutrifft, aber Arrowhead stinkt nicht nur wegen nem Mini-Budget, sondern vor allem wegen der beschissenen Umsetzung eines vielversprechenden Drehbuchs.
Also Freunde des gepflegten Mensch-allein-gegen-Natur-Films, guckt euch den Marsianer an, aber bitte nicht Arrowhead!
Der Marsianer – Rettet Mark Watney gibt es seitdem 18. Februar auf Blu-ray, DVD und VoD und, falls ihr Arrowhead doch gucken wollt, den gibt es seit 29. Januar auf Blu-ray, DVD und VoD.