„Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…“ – das ist so ziemlich das Einzige, das den neuen Blockbuster aus dem Hause Disney und Regisseur Gareth Edwards mit der bisherigen Film-Saga verbindet. Das klingt zunächst einmal sehr hart und pauschalisiert, doch auf den ersten Blick ist dies tatsächlich der Fall. Denn Rogue One macht so ziemlich alles anders, wie man es bislang von Star Wars gewohnt ist – und nicht alles davon ist positiv.
Rogue One: A Star Wars Story – das ist anders
Dass Rogue One kein klassischer Star Wars Streifen werden würde, ließ bereits das Logo-Design der Filmposter und Promo-Bilder erahnen, das den Untertitel „A Star Wars Story“ lediglich in kleinen und dezenten Buchstaben unter dem imposant wirkenden Schriftzug Rogue One darstellt. Denn bei Rogue One handelt es sich streng genommen um einen komplett eigenständiger Film – der allerdings im Star-Wars-Universum spielt.
Ohne spoilern zu wollen, muss gesagt sein, dass Gareth Edwards ein völlig neues Konzept fährt. Die klassische, gelbe Laufschrift zu Beginn eines jeden Star Wars Films ist passé und man wird sofort in die Handlung geworfen – das überrascht, aber wirkt dennoch ausgesprochen frisch. Doch wie sieht dieses für Star Wars neuartige Konzept überhaupt aus?
Zunächst einmal muss jeder sich zuvor von allen Episoden-Filmen lösen. Denn Rogue One ist im Grunde ein düsterer, hektischer und charakterlich weniger tiefgreifender SciFi-Kriegsfilm – der optisch dafür umso ansehnlicher ist. Keine märchenhafte Saga um die Macht, die Jedi und der ewig währende Kampf mit den Sith und der dunklen Seite. Doch stört das? Nein!
Ist das noch Star Wars?
Rogue One wirkt so erfrischend neu, dass man das klassische Star Wars Feeling für den Moment gar nicht vermisst, da der Film ja trotzdem noch tief im Star Wars-Universum verwurzelt ist. Stormtrooper, AT-STs, AT-ATs, TIE-Jäger und X-Wings sind da nur der Vorgeschmack der bekannten Maschinerie. Selbst einige bekannte und während der Kinovorstellung von Rogue One zurecht gefeierten Charaktere haben ihren gekonnt eingesetzten Auftritt. Vor allem schafft es Rogue One dem Universum mehr Substanz zu verleihen, die Reichweite des Imperiums zu veranschaulichen und dem anhaltenden Bürgerkrieg, wie wir ihn aus Episode IV-VI kennen, ein Gesicht zu verpassen.
Darth Vader, der zwar nur wenige Male zu sehen ist, diese Momente dafür aber umso beeindruckender sind, Mon Mothma, die mit ausufernden Reden ihre Führungsposition der Rebellion verdeutlicht und einige für Gänsehaut sorgende Cameos von denen Bail Organa (Erneut von Jimmy Smits gespielt) noch der Unspektakulärste ist.
Die Schwächen des Spin-Offs
In puncto schauspielerischer Leistung können wir über Rogue One als Ganzes leider nicht nur positives berichten. Viele der Nebendarsteller, wie beispielsweise Diego Luna als Cassian Andor, Jiang Wen als Baze Malbus oder sogar Hauptdarstellerin Felicity Jones als Jyn Erso konnten oftmals kaum überzeugen. Vieles wirkte nicht immer zu 100% authentisch und irgendwie ohne Enthusiasmus. Als Gegenpart dazu bietet Rogue One glücklicherweise einen fantastischen Mads Mikkelsen, der als imperialer Todesstern-Ingenieur und Vater von Jyn Erso für ein unbeschreibliches Erlebnis sorgt. Der große Antagonist, Direktor Orson Krennic von Ben Mendelsohn gespielt, kann in seiner edlen, weißen imperialen Uniform ebenfalls auf ganzer Linie punkten. Dennoch vermisst man vor allem bei den Rebellen die nötige Leidenschaft. Wo man letztes Jahr z. B. Rey und Finn sofort in sein Herz schloss, erwischt man sich bei Rogue One zu oft dabei, wie einem die Protagonisten nahezu egal sind.
Auch der Soundtrack versetzt uns leider kaum in Staunen. Der Soundtrack für den sich Michael Giacchino verantwortlich zeichnen blieb nach Ende des Filmes nicht wirklich im Gedächtnis. Man merkt hier deutlich, dass Star Wars Pionier John Williams fehlt, was dem Film als kleines Manko angekreidet werden kann. So funktioniert der Soundtrack zwar als Untermalung für das Geschehen auf der Leinwand, hat aber keinerlei Alleinstellungsmerkmal und kann es zu keiner Sekunde mit den Werken von Williams aufnehmen.
Rogue One – unser Fazit
Rogue One ist ein energiegeladener, schneller und gegen Ende immer düsterer werdender SciFi-Kriegsfilm, der durch einen überragenden Mads Mikkelsen und tolle Schlachtszenen auf ganzer Linie für Erstaunen sorgt. Wer zunächst vor einer fehlenden Nähe zu bisherigen Star Wars Filmen zurückschreckt, kann trotzdem vollkommen beruhigt ins Kino gehen – auch ihr werdet absolut zufrieden den Kinosaal verlassen. Ohne dieses klassisch märchenhafte, die Jedi-Saga um Luke Skywalker und die Macht kann sich Rogue One wunderbar und auf beeindruckende Art und Weise in den bestehenden Kanon eingliedern. Zudem wird die Lücke zwischen Episode 3 und Episode 4 so gut geschlossen, dass letzterer eine völlig neue Tiefe bekommt. Denn Rogue One endet mit einer sehr clever durchdachten Überleitung zu Episode 4, dessen Einleitung nach Rogue One plötzlich in einem ganz anderen Licht steht.
Wer auf packende SciFi-Schlachten steht, der wird ebenfalls bestens bedient. Der Angriff auf Scarif und die anschließenden Weltraumschlachten sind derart pompös und bombastisch dargestellt, dass man wortwörtlich mit heruntergeklappter Kinnlade vor der Leinwand sitzt. Die dann eintretende Düsterkeit setzt sich wie ein Kloß im eigenen Hals fest und lässt einen mit gemischten Gefühlen aus dem Kino gehen.
Erfüllt, befriedigt, erstaunt, geschockt und trotzdem bestens unterhalten – das ist Rogue One.
Bildquelle(n): Lucasfilm Ltd.