Zum dritten Mal hat es sich Regisseur Wilson Yip zur Aufgabe gemacht, uns die Geschichte von Ip Man näher zu bringen – seines Zeichens Lehrmeister von Wing-Chun-Größe Bruce Lee und für Kampfkunstbegeisterte ein Chinesischer Nationalheld. Als dem großartigen Serien-Auftakt von 2008 ein schwächerer zweiter Teil folgte, ließ man sich ein bisschen Zeit, bevor man Donnie Yen nun abermals in die Rolle des Altmeisters steckte. Schafft Ip Man 3 die Rückkehr zu alter Größe?
Wiedersehen in Hong Kong
Wir befinden uns inzwischen am Ende der 50er Jahre und Ip Man lebt weiterhin samt Familie in Hong Kong, lässt es verglichen mit alten Tagen aber eher ruhig angehen und kümmert sich um die Erziehung seines jüngsten Sohnes. Der Vater eines von dessen Schulkameraden, Cheung Tin-chi (Jin Zhang), ist ebenfalls ein geübter Wing-Chun Kämpfer mit dem Traum, einmal eine eigene Kampfschule zu eröffnen, was bisher an den nötigen Finanzen scheiterte.
Dieser Umstand treibt Cheung in die Arme des skrupellosen Geschäftsmanns Frank (kein geringerer als Mike Tyson), welcher sich in den Kopf gesetzt hat, das Grundstück zu kaufen, auf welchem die Schule der beiden Kinder steht, und dabei auch vor schmutzigen Methoden nicht zurückschreckt. Ip Man muss den westlichen Teufeln also mal wieder zeigen, wo der Hammer hängt und macht es sich zur Aufgabe, das Schulgebäude zu verteidigen.
Meister Ip in altem Glanze?
Donnie Yen spielt Ip Man wie gewohnt hervorragend und versteht es blendend, die innere Ruhe und Weisheit des Großmeisters mit einer gewissen sympathischen Verschmitztheit zu kombinieren und zu verhindern, dass die Figur unrealistisch überhöht wirkt. Aber auch die anderen Schauspieler machen einen guten Job, allen voran Jin Zhang, der die innere Zerrissenheit seines Charakters gekonnt darzustellen weiß. Serientypisch ist die Kampfchoreographie auch in Ip Man 3 wieder hervorragend und es gelang dem Team sogar den unausweichlichen Kampf gegen Mike Tyson so zu inszenieren, dass dieser nicht albern wirkt, sondern echte Spannung aufkommt.
Für Martial-Arts-Freunde ist also wie schon bei Teil 1 und 2 ausreichend gesorgt. Wer sich nach dem Ende von Teil 2 allerdings ein stärkeres Augenmerk auf Bruce Lee erhofft hat, wird leider enttäuscht, denn Schauspieler Danny Chan ist es nur in wenigen Szenen vergönnt, die HK-Filmlegende zu verkörpern. Was gibt’s also zu bemängeln?
Liebe, Tod und Rivalitäten
Wie schon bei Teil 2 hapert es leider am Plot. Franks Versuch das Schulgrundstück an sich zu reißen, endet abrupt und weicht einer Fehde zwischen Ip und Franks Handlanger Cheung, welcher sich zum neuen Großmeister des Wing-Chung aufschwingt. Gleichzeitig wird versucht, etwas fürs Herz zu liefern, denn Ips Frau Wing-Sing (Lynn Hung) erkrankt schwer, was unseren Helden ein wenig aus der Bahn wirft und dafür sorgt, dass weltliche Dinge wie Meistertitel plötzlich ganz belanglos wirken.
Zwar basiert diese Erkrankung auf historischen Fakten und so könnte man argumentieren, dass sie dann eben auch in den Film gehört. Da man es ansonsten aber auch nicht so genau mit der Historie nimmt, wäre hier eventuell weniger mehr gewesen. Auch wirkt das plötzliche Wegfallen von Frank eher unglücklich, wurde dieser doch vorher als Hauptantagonist charakterisiert. So verliert der Film gerade gegen Ende leider viel von seinem anfänglichen Tempo und wirkt stellenweise unfokussiert und verwirrend.
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Fazit: Ip Man 3
Auch wenn Ip Man 3 wie schon Teil 2 nicht ganz an den Erstling heranreichen kann, bietet er dennoch gute Unterhaltung – nicht nur für Genre-Fans. Die doch relativ starken nationalpatriotischen Untertöne von Teil 2 wurden etwas heruntergeschraubt und sorgen für ein angenehmeres Seherlebnis, während die Kämpfe gewohnt actiongeladen und aufwändig in Szene gesetzt daher kommen. Es wird zwar nicht unbedingt viel Neues geboten, dafür aber grundsolide Action und sympathische Charaktere. So ist Ip Man 3 trotz Schwächen im Storytelling einer der besseren Martial-Arts Filme der letzten Jahre. Einen vierten Teil brauche ich aber nicht.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: KSM Film