Die Romane von Jane Austen entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts und kreisen um junge Frauen, die schon aus finanziellen Gründen unter die Haube gebracht werden müssen. Doch die jeweilige Romanheldin lässt sich nicht blenden: Mit untrüglichem Gespür für wahre Herzensgröße trennt sie unter den männlichen Antragstellern die Spreu vom Weizen. Wie sich die Charaktere dieser Romane, zum Beispiel „Stolz und Vorurteil“, mit geschliffenen Dialogen auf den Zahn fühlen und wie die jungen Heldinnen für sich herausfinden, worauf es im Leben wirklich ankommt, das hat etwas verblüffend Zeitloses. Deshalb gibt es eine treue, weltweite Jane-Austen-Fangemeinde, die auch am Romantik-Horrorfilm „Stolz und Vorurteil und Zombies“ (siehe die separate Filmkritik) ihre Freude haben dürfte. Denn das Universum von Jane Austen erweist sich als genreübergreifend unkaputtbar. Die romantischen Helden können noch so viele Untote massakrieren, was letztlich zählt, ist die Sprache des in Liebe entflammten Herzens. Und sonst noch so?
Professor Love
Regie: Tom Vaughan, Verleih: Wild Bunch
Die Literatur der Romantik, also ebenfalls eine künstlerische Sprache der Liebe, ist auch das Gebiet des britischen Cambridge-Professors Richard Haig (Pierce Brosnan). Nur in seinem eigenen Leben hat er die richtige Beziehung irgendwie nicht gefunden, vermutlich weil er kein Jane-Austen-Experte ist. Als ihm die amerikanische Studentin Kate (Jessica Alba) mitteilt, dass sie ein Kind von ihm erwartet, zieht Richard mit ihr nach Kalifornien. Dort scheint zwar immer die Sonne, aber die Beziehung geht in die Brüche und Richard hadert konstant mit den Gepflogenheiten dieser merkwürdigen Amerikaner. Dann droht ihm auch noch die Ausweisung, was er wegen des kleinen Sohnes um keinen Preis zulassen will…
In dieser dezent romantischen Komödie purzeln die kulturellen Klischees mit amerikanische Banausen und britischen Snobs munter durcheinander. Gleichzeitig muss Richard herausfinden, ob es nicht doch noch die richtige Frau für ihn gibt. Wenn schon nicht die viel zu junge Kate, dann vielleicht ihre Schwester Olivia (Salma Hayek)? Das Staraufgebot dieses Films ist sein größtes Plus, ansonsten aber flattert die Geschichte wie ein Schmetterling von einem Schauplatz zum nächsten, ohne sich für die ultimative Nektar-Quelle entscheiden zu können.
Rockabilly Requiem
Regie: Till Müller-Edenborn, Verleih: Farbfilm Verleih
In der westdeutschen Provinz des Jahres 1982 wohnen zwei ungleiche jugendliche Freunde: der stille Einzelgänger Sebastian (Sebastian Tiede) und Hubertus (Ben Münchow), Sänger der Rockabilly-Band „The Rebels“, die auf den großen Durchbruch hofft. Beide fühlen sich zur eigenwilligen Debbie (Ruby O. Fee) hingezogen. Und beide haben sie familiäre Probleme, Hubertus mit seinem autoritären Vater, Sebastian mit seinen selbstzerstörerischen, haltlosen Eltern.
Die Coming-of-Age-Geschichte ist als nostalgisches Drama eines Spätsommers angelegt, in dem die unschuldigen Träume der Jugend noch einen letzten Aufschub bekommen. Till Müller-Edenborn scheut in seinem Kinoregiedebüt den dicken Pinselstrich nicht, wenn er spießige Provinztristesse und jugendliche Verzweiflung ausmalt. Dennoch hat dieses kleine, verdichtete Sommermärchen einen gewissen Wiedererkennungswert, schon wegen der Rockabilly-Musik, die ja in den deutschen 1980ern ein Revival erlebte.
Bianka Piringer
Bildrechte: Wild Bunch & Farbfilm Verleih