Rein quantitativ macht sich bei den Kinostarts die Sommerflaute bemerkbar. Die Auswahl ist reduziert und schön getrennt nach Gender-Geschmäckern: ein bisschen Horror und Thriller für das überwiegend männliche Publikum, ein bisschen Beziehungs- und Familiendrama für das überwiegend weibliche. Aber unter welche Kategorie fällt „Ghostbusters“ mit seinen vier fidelen Geisterjägerinnen? Bei diesem Thema drängt sich ja schon fast die Grundsatzfrage auf, warum denn Frauen unbedingt auch noch die letzten Bereiche infiltrieren wollen, in denen sich Männer so gut bewährt haben – zum Beispiel außer, äh, im katholischen Priestertum, eben in diesem Kultfilm der 1980er Jahre? So eine Art von Überlegung hat offenbar Teile der internetaffinen männlichen Fangemeinde des Originals ziemlich in Wallung versetzt und sie den Daumen über den ersten Trailer von Paul Feigs Neuverfilmung senken lassen. Es soll auch viele frauenfeindliche Kommentare gegeben haben, so dass hier leider eine erstaunlich reaktionäre Mentalität die Aufmerksamkeit vom Film weg und auf sich gezogen hat.
Ghostbusters
Regie: Paul Feig, Verleih: Sony Pictures
Eigentlich schämt sich die Physikerin Erin Gilbert (Kristen Wiig) für das Buch über Geister, das sie einst zusammen mit Abby Yates (Melissa McCarthy) verfasste. Es könnte ihrer akademischen Karriere enorm schaden. Doch Abby beschäftigt sich immer noch eifrig mit dem Paranormalen und so frohlockt sie regelrecht, als plötzlich der erste Geist wie aus dem Nichts auftaucht und ihm weitere folgen. Ausgerüstet mit den Tools von Abbys Ingenieurin Jillian Holtzmann (Kate McKinnon), stellen sich die drei Frauen, zu denen sich noch die U-Bahn-Mitarbeiterin Patty Tolan (Leslie Jones) gesellt, den Monstern, die grünen Schleim in großen Mengen spucken, in den Weg. Aus Erins Uni-Karriere wird jetzt zwar nichts mehr, aber es gibt auch wirklich Wichtigeres, nämlich die Stadt New York zu retten. Wer einen Geist sichtet, ruft im neuen Büro der Ghostbusters an, wo Assistent Kevin (Chris Hemsworth) aber entweder nicht ans Telefon geht oder gleich wieder auflegt.
Melissa McCarthy wirkt regelrecht charismatisch in dieser Rolle, in der sie nicht so zackig und impulsiv auftreten muss wie sonst oft. Und auch Erins erotische Schwärmerei für den tumben Schönling Kevin macht eine Weile Spaß. Jillian hat schräges Potenzial, während Patty oft, aber nicht als einzige, Dialogzeilen bekommt, die Pointen zerreden und dämpfen. Das komödiantische Timing lässt generell zu wünschen übrig, schon weil die Figuren von Drehbuch und Inszenierung sozusagen auf halbem Weg im Stich gelassen werden. Sie kommen nicht wirklich zum Funkeln, sondern scheinen eher Wert auf Unauffälligkeit und nette Gemütlichkeit zu legen. Trotzdem wartet natürlich Action auf sie, denn allein schon die visuelle Show der Effekte, die hier großgeschrieben wird, verlangt danach. Aber was der besondere Witz oder Sinn am Geisterjagen als Filmidee ist, erschließt sich auch nicht mehr so leicht wie damals in den 1980ern, vermutlich weil sich die Zeiten geändert haben und das Humorverständnis mit ihnen.
Collide
Regie: Eran Creevy, Verleih: Universum
Der junge Amerikaner Casey (Nicholas Hoult) lernt in Europa Juliette (Felicity Jones), die große Liebe seines Lebens, kennen. Er möchte sich mit ihr eine legale Existenz aufbauen und keine Aufträge mehr von Leuten wie dem Drogendealer Geran (Ben Kingsley) annehmen. Aber dann stellt sich heraus, dass Juliette eine Nierentransplantation braucht, die sie selbst bezahlen müsste. Casey stiehlt also in Gerans Auftrag einen Lastwagen mit brisanter Fuhre, um sich das Geld für die rettende Operation zu verdienen. Dabei gerät er aber ins Visier des eiskalten Drogenbosses Hagen Kahl (Anthony Hopkins), der sich wie ein Bluthund an seine Fährte heftet. Casey setzt sich auf seiner Flucht durch Deutschland ans Steuer geklauter Sportwagen und kostet das fehlende Tempolimit auf den Autobahnen voll aus.
Der unter deutscher Beteiligung entstandene und in Nordrhein-Westfalen gedrehte Actionfilm wirkt durch und durch solide. Der britische Regisseur Eran Creevy versteht es, Verfolgungsjagden samt pfiffigen Twists spannend in Szene zu setzen, auch mit Hilfe einer aufregend pulsierenden Musik. Dass Nicholas Hoults Charakter im Grunde gar kein tollkühner Draufgänger ist, sondern ein Mensch, der viel Kraft darauf verwendet, nicht aufzugeben, schürt nur die Neugier. Er ist ein Desperado, einer, der gar nicht anders kann, als dem mächtigen Gegner die Stirn zu bieten, weil ihn die Liebe antreibt. Dieser romantische Unterstrom verleiht der Action zusätzlichen Drive und dem Helden Unschuld.
Bianka Piringer
Bildrechte: Sony & Universum