Diese Woche startet „Ice Age – Kollision voraus!“ und wird sicher das Rennen um die Publikumsgunst gewinnen. Wer will sich schon das neue Abenteuer von Faultier Sid und Scrats Jagd um die Eichel, die ihm das Schicksal immer nicht gönnt, entgehen lassen… Für Leute, die dem Thema Fußball zurzeit lieber eine satirische Note verpassen würden, wäre die Mockumentary „90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden“ vielleicht etwas. Sie spinnt mal so zum Scherz durch, wie es eigentlich wäre, den Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina auf dem Fußballplatz zu entscheiden. Und dann sind da noch unter anderem die folgenden drei Spielfilme, die auf ganz unterschiedliche Weise lieber klotzen als kleckern.
High-Rise
Regie: Ben Wheatley, Verleih: DCM Film
Im Jahr 1975 bezieht der Mediziner Robert Laing (Tom Hiddleston) sein neues Apartment in einem Hochhaus in der Nähe von London. Der von außen eher hässliche Block ist architektonisch und technisch ultramodern. Es gibt im Haus Swimmingpools, Fitnessräume, Geschäfte und die Bewohner bilden eine Gemeinschaft, die sich oft zum Feiern trifft. Ganz oben im Penthouse wohnt der Architekt mit seiner Familie. Auf seiner als Garten gestalteten Terrasse lebt sogar ein Pferd. Doch noch bevor das schöne Leben richtig in Fahrt kommen kann, häufen sich die technischen Mängel im Gebäude. Der Müllschlucker und der Fahrstuhl sind defekt, der Strom und die Wasserzufuhr fallen aus, die Regale im Supermarkt werden leergeräumt. Dennoch feiern die Bewohner zwischen dem Müll, der sich ansammelt, als gäbe es kein Morgen. Die Hemmungen fallen.
Dieses surreale Drama ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von J.G. Ballard. Ein Gebäude verfällt und spiegelt dabei die Dekadenz seiner Bewohner und der ganzen Gesellschaft, ihre Neigung, über die Stränge zu schlagen. Spaß und Lebenslust kippen aus Hilflosigkeit über grundlegende Probleme in Destruktivität. Die zivilisierte Oberfläche entpuppt sich einmal mehr als äußerst dünn. Der Film ist eine visuell beeindruckend imaginierte Spirale des Sich-Gehen-Lassens und der Angst, die mit unzureichenden Mitteln im Keim erstickt werden soll.
Ma Ma – Der Ursprung der Liebe
Regie: Julio Medem, Verleih: MFA
Die schöne Spanierin Magda (Penélope Cruz), Mutter eines kleinen Sohnes, muss zwei schlimme Nachrichten auf einmal verkraften: Ihr Mann trennt sich von ihr und in ihrer rechten Brust wird Krebs entdeckt. Sie lernt einen Talentsucher von Real Madrid kennen, der ihren Sohn beim Fußballspiel interessiert beobachtet, aber dann die Nachricht bekommt, dass seine Tochter bei einem Unfall ums Leben kam und seine Frau im Koma liegt. Magda und Arturo werden irgendwann ein Paar, doch der Krebs lässt sich nicht dauerhaft besiegen. Dennoch wünscht sich Magda eine Tochter.
„Ma ma“ heißt im Spanischen sowohl Mutter, als auch Brust. Konsequent und ohne Scheu vor großen, surrealen Bildern und mutigen Fantasien inszeniert der Film Penélope Cruz als Magda zum Symbol des weiblichen, lebensspendenden Prinzips. Das ist schön anzuschauen, kann den männlichen, verklärenden und zugleich sexualisierten Blick aber nicht verhehlen. Die Hauptdarstellerin bekommt dennoch die Gelegenheit, in dieser wie für sie allein verfassten Geschichte ihre Ausdruckskraft zum Strahlen zu bringen. So ist dies auch einmal ein etwas anderer Krebsfilm, in dem die Lebensfreude quasi für unbesiegbar erklärt wird.
Väter und Töchter
Regie: Gabriele Muccino, Verleih: Spot On Distribution
Nach dem Unfalltod seiner Frau muss der New Yorker Schriftsteller Jake Davis (Russell Crowe) 1989 in eine psychiatrische Klinik. Seine kleine Tochter Katie (Kylie Rogers) kommt derweil zur Schwester der Mutter und ihrer reichen Familie. Jake holt danach seine Tochter wieder zu sich, aber die Tante und der Onkel lassen nichts unversucht, um sich das Sorgerecht für das Mädchen zu beschaffen. Die finanziellen, vor allem aber auch die gesundheitlichen Probleme von Jake spielen ihnen dabei in die Hände. 25 Jahre später ist Katie (Amanda Seyfried) eine Sozialarbeiterin und Psychologin, die ein traumatisiertes Waisenmädchen behandelt. Nur mit der Liebe hapert es in ihrem Leben: Sie hat Angst, sich zu binden, woran auch ihre neue Beziehung zum Schriftsteller Cameron (Aaron Paul) zu scheitern droht.
Der italienische Regisseur Gabriele Muccino („Das Streben nach Glück“) inszeniert erneut ein amerikanisches Drama, in dem es um die starke Beziehung eines Vaters zu seinem Kind geht. Ständig wechseln die beiden Erzählstränge aus Katies Vergangenheit und Gegenwart. Dabei wird die Spannung geschickt durch eine sparsame, verzögerte Preisgabe der Kindheitserlebnisse geschürt, die Katie geprägt haben müssen. Wenn einen diese emotionale, ausführlich erzählte Geschichte packt, neigt man wahrscheinlich auch dazu, ein paar Tränen zu vergießen. Amanda Seyfrieds große Augen, Russell Crowes bärbeißiger Charme und diese besagte Ausführlichkeit aber müssen keineswegs jeden überzeugen, und in diesem Fall macht sich dann Langeweile breit.
Bianka Piringer
Bildrechte: MFA+, DCM Film, Spot On Distribution