Die Kinostarts dieser Woche versprechen mit Titeln wie „24 Wochen“, „Alice und das Meer“, „Snowden“ oder „Die glorreichen Sieben“ viel Dramatik und Spannung. Im Bereich der Komödie gibt es hingegen nicht allzu viel Auswahl. Außer der herrlichen italienischen Beamten-Posse „Der Vollposten“ findet sich in diesem Genre noch der ganz passable Film „Bad Moms“. Darin spielt Mila Kunis eine gestresste und bald auch alleinerziehende Mutter, die endlich die Notbremse zieht. Soll doch der Elternbeirat zum Thema Kuchenbacken ohne sie tagen! Zur Strafe wird sie gemobbt. Um Mobbing, allerdings unter Jugendlichen und mit bösen Folgen, geht es außerdem auch in dem etwas überkandidelten Cyberdrama „LenaLove“.
Die glorreichen Sieben
Regie: Antoine Fuqua, Verleih: Sony Pictures
Das Westernstädtchen Rose Creek steht im Jahr 1879 vor der Auslöschung. Der böse Banditenchef Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) will dort eine Goldmine errichten und die Bewohner vertreiben. Doch die junge Witwe Emma Cullen (Haley Bennett) bittet den Kopfgeldjäger Chisolm (Denzel Washington) um Hilfe. Und der schart wiederum in kurzer Zeit eine kleine Truppe unerschrockener Haudegen um sich: den lustigen Kartentrickser Josh Faraday (Chris Pratt), den Bürgerkriegsveteranen Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), den Fährtenleser Jack Horne (Vincent D’Onofrio), den asiatischen Messerwerfer Billy Rocks (Byung-hun Lee), den Indianer Red Harvest (Martin Sensmeier) und den Mexikaner Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo). Gemeinsam mit den Einwohnern bereiten sie sich auf den Kampf gegen Bogue vor, der mit einer halben Armee anrücken wird.
Das Remake des gleichnamigen Westernklassikers aus dem Jahr 1960 kann sich sehen lassen. Antoine Fuqua gelingt es, die alte Genreatmosphäre wiederzubeleben und mit Actionelementen anzureichern, ohne sie zu verfälschen. Die bunt zusammengewürfelten Sieben könnten einem Film von Quentin Tarantino entstammen, mit all den latenten Spannungen in der Gruppe und dem humorvollen Biss der Dialoge. Die glaubhaften Charaktere verfügen über pfiffige Coolness, die jedoch den Ernst der Lage nicht übertüncht. Auf dem Weg ins Actionfinale baut sich genügend unterhaltsame Spannung auf, die sich dann in einer furiosen, aber stets an der Handlung orientierten Bildchoreografie entlädt.
Snowden
Regie: Oliver Stone, Verleih: Universum
Im Juni 2013 trifft sich der 29-jährige Amerikaner Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) in Hongkong mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras (Melissa Leo) und zwei britischen Journalisten. In einem Hotelzimmer, unter der ständigen Angst, vom US-Geheimdienst aufgespürt zu werden, enthüllt er ihnen anhand von mitgebrachten Dokumenten das ungeahnte Ausmaß der Handy- und Internetspionage durch den amerikanischen Geheimdienst NSA. Die in Rückblenden aufgeblätterte Haupthandlung geht zurück bis ins Jahr 2006, als Snowdens Ausbildung bei der CIA beginnt. Der Computerspezialist ist anfangs noch, anders als seine Freundin Lindsay (Shailene Woodley), ausgesprochen regierungsfreundlich eingestellt. Aber sein Vertrauen in die Richtigkeit der Geheimdienstarbeit wird nach und nach erschüttert. Der Film verfolgt diesen Prozess sukzessive.
Die NSA-Affäre, die Menschen auf der ganzen Welt bewusst machte, wie wenig sie vor systematischer Ausspähung geschützt sind, wird in diesem hervorragenden Drama klar verständlich aufgerollt. Aus der komplexen Materie holt Regisseur Oliver Stone sehr geschickt die Thriller-Spannung heraus, die ihr innewohnt. Stone bezieht selbst Position, erkennbar an den oft sarkastischen Dialogen der Agenten. Aber er vermeidet es, Snowden zum strahlenden Helden zu verklären. Ohne dessen Charakter minutiös auszuleuchten, erläutert Stone schlüssig, wieso der Whistleblower mit seinem Geheimnisverrat einen Machtmissbrauch aufgedeckt hat, über den jeder mündige Bürger informiert sein muss.
Der Vollposten
Regie: Gennaro Nunziante, Verleih: Weltkino
Checco (Checco Zalone) ist überglücklich: Er hat einen Beamtenjob bei der regionalen Jagd- und Fischereibehörde ergattert! Das beschert ihm nicht nur ein ruhiges Leben, sondern auch kleine Geschenke und die Aufmerksamkeit einer jungen Frau, die ihn heiraten will. Aber leider kommt die Regierung bald auf die Idee, Stellen abzubauen. Checco weigert sich, die angebotene Abfindung anzunehmen und freiwillig auf die volle Beamtenstelle zu verzichten. Lieber lässt er sich versetzen – selbst an Orte, wo keiner hinwill. So landet er schließlich am Nordpol, wo er Forscher vor angreifenden Eisbären beschützen soll. Dort verliebt sich Checco in die norwegische Klimaforscherin Valeria (Eleonora Giovanardi). Ihr zuliebe ist er sogar gewillt, sich den skandinavischen Sitten anzupassen. Bei ihrem Besuch erkennen ihn die eigenen Eltern kaum wieder.
Mit fast zehn Millionen Kinobesuchern in Italien entwickelte sich diese köstliche Satire auf die Beamten- und Versorgungsmentalität rasch zum erfolgreichsten Film des Landes überhaupt. Der Comedian Checco Zalone, der auch als Co-Autor fungierte, sorgt in der Hauptrolle für herrlich witzige Pointen. Checco ist zugleich Sympathieträger und Antiheld, der viele egoistische Verhaltensweisen verkörpert, um sie seinen Landsleuten quasi um die Ohren zu hauen. Diese Respektlosigkeit und Fähigkeit zur Selbstironie ist sehr erfrischend und das leichtfüßige Timing trägt locker über die vielen Irrungen und Wirrungen, die der nicht ganz freiwillige Weltenbummler zu meistern hat.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Sony Pictures, Universum Film, Weltkino Filmverleih.