Viel zu bieten hat das Kinoprogramm dieser Woche ja nicht gerade, vom groß beworbenen Superhelden-Spektakel „Deadpool“ einmal abgesehen. Robert De Niro macht sich zum Affen in dem peinlichen Roadmovie „Dirty Grandpa“, das ins berüchtigte Spring-Break-Paradies Daytona Beach führt. In der Komödie „Sisters“ übt sich das Comedy-Duo Tina Fey und Amy Poehler ebenfalls in zotenreicher Sprache, aber dieser Film hinterlässt von beiden den positiveren Eindruck.
Deadpool (Regie: Tim Miller, Verleih: 20th Century Fox)
Die Comicfigur Deadpool aus dem Marvel-Universum stellt einen spöttischen Antihelden dar, der in diesem Kinofilm keine Lust hat, sich den guten X-Men anzuschließen. Zwar drängt ihn der hünenhafte Colossus mit dem russischen Akzent nachdrücklich dazu, aber Deadpool verfolgt seine eigene Agenda. Auch er jagt Verbrecher, ist dabei aber immer auf der Suche nach seinem Erzfeind und Folterknecht Francis alias Ajax (Ed Skrein). Dieser führte einst das Experiment durch, das den Söldner Wade Wilson (Ryan Reynolds) mittels Genmutation von seinem unheilbaren Krebs befreite. Aber dabei wurde unter unsäglichen Qualen auch Wades Gesichts- und Körperhaut verunstaltet. So ist Wade zwar nun praktisch unkaputtbar geworden – alle seine Verletzungen heilen im Nu -, aber er versteckt sich als Deadpool hinter einem Ganzkörperanzug, der nicht einmal einen Blick in seine Augen erlaubt. Er will nicht, dass ihn die Leute wie ein Monster anstarren. Aus diesem Grund hält er sich auch von seiner großen Liebe Vanessa (Morena Baccarin) fern und ist darüber todunglücklich.
Deadpools actionreiche Suche nach Francis wird häufig unterbrochen von Rückblenden, die seine Geschichte aufrollen. Auch der noch nicht mutierte Wade Wilson ist bereits ein ironischer Witzbold und gibt zahlreiche Kostproben seiner verbalen Schlagfertigkeit. Die frechen Dialoge bilden ein reizvolles Gegengewicht zur harten Action, die zirkusreife Luftakrobatik mit hässlichem Blutvergießen kombiniert. Deadpool liebt auch spöttische Anspielungen auf das Leben als Filmfigur. Aber selbst wenn ihm der Sinn ständig nach respektlosen Späßen steht, ist Deadpool im Grunde ein trauriger Charakter, der Angst vor sozialer Ächtung hat. Wie wichtig sind Äußerlichkeiten und wann kippt das Bemühen um ein cooles Aussehen ins Lächerliche? An verschiedenen Stellen stimmt der Actionfilm, der einfach nur unterhalten will, überraschend nachdenklich. Insgesamt bietet er kurzweiligen Kinogenuss ohne Reue, der es jedoch nicht darauf anlegt, besonders spektakulär zu sein und deshalb – Mutation hin oder her – ziemlich geerdet wirkt.
Sisters (Regie: Jason Moore, Verleih: Universal)
Wenn Erwachsene zu Besuch in ihrem Elternhaus sind, kann es durchaus passieren, dass sie sich im Geiste wieder in die Jugendlichen von einst verwandeln. So ergeht es den Schwestern Kate (Tina Fey) und Maura (Amy Poehler), die nach Orlando zurückkehren, um ihre Kinderzimmer aufzuräumen. Ihre Eltern verkaufen das Haus und sind bereits in eine Seniorenresidenz gezogen. Und was fällt den übermütigen Frauen, die sich bereits in ihren Vierzigern befinden, ein? Die sturmfreie Bude könnte doch noch ein letztes Mal für eine tolle Party genutzt werden, zu der die alten Highschoolfreunde kommen sollen. Diese Idee lässt Kate und Maura vor Freude auf dem Bett hüpfen – schließlich haben sie in ihrem grauen Alltag eher das Gefühl, Loser zu sein. Eingeladen wird auch der unbekannte Nachbar James: Für ein Abenteuer mit ihm ist Maura bereit, ihre gewohnte Zurückhaltung endlich abzulegen.
Die Komödie schildert ganz unterhaltsam, wie aus einer langweiligen Party in mehreren Etappen ein Fest wird, bei dem man gerne dabei gewesen wäre. Mit reichlich Alkohol und lauter Musik gelingt es den Gästen, sich wieder jung und wild zu fühlen und die Stimmung immer höher zu schrauben. Mehr hat der Film allerdings nicht zu bieten, denn seine Geschichte ist ziemlich dünn und das Spiel der Hauptdarstellerinnen beschränkt sich weitgehend auf Comedy. Zu allem Überfluss führen Kate und Maura auch noch permanent den Beweis, dass vulgäre Sex-Sprüche keine Männerdomäne sind. Dabei wirken die beiden Charaktere so überzeichnet, dass sie ihre Bodenhaftung verlieren.
Bianka Piringer
Bildquellen: 20th Century Fox & Universal