Meistens ist es ja so, dass KinointeressentInnen zuerst nach den großen Produktionen Ausschau halten, und davon gibt es auch in dieser Woche mehrere. Die besonderen Filme aber sind wieder einmal die kleinen. Dazu zählt der wunderbar entschleunigte Dokumentarfilm „Landstück“ über die Uckermark von Volker Koepp und die schräge amerikanische Indie-Komödie „Results“. Darin demontiert der Mumblecore-Regisseur Andrew Bujalski genüsslich den Fitness- und Selbstoptimierungswahn. Auf den großen Publikumserfolg zielen hingegen das deutsche Holocaust-Drama „Das Tagebuch der Anne Frank“, die Kriegsaction „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ und die Disney-Animationskomödie „Zoomania“ ab.
Das Tagebuch der Anne Frank
(Regie: Hans Steinbichler, Verleih: Universal)
Dies ist die erste deutsche Verfilmung des weltberühmten, gleichnamigen Werks, das vor rund 70 Jahren in einem Amsterdamer Hinterhaus während der Zeit der deutschen Besatzung entstand. Die Autorin, ein 13-jähriges jüdisches Mädchen, schildert darin ihr Leben mit der Familie im Versteck auf engstem Raum und unter der ständigen Angst, entdeckt und deportiert zu werden. Anne Frank (Lea van Acken), ihre Schwester und ihre Eltern Otto (Ulrich Noethen) und Edith Frank (Martina Gedeck) sind aus Frankfurt nach Amsterdam emigriert, aber 1942 können sie auch dort nicht mehr in Freiheit leben. Sie ziehen in eine kleine geheime Wohnung über dem Lagerraum einer Firma. Bald kommen eine zweite Familie und ein weiterer Mann hinzu. Die acht Personen müssen sich tagsüber, solange unten gearbeitet wird, absolut still verhalten. Bis das Versteck im August 1944 auffliegt, wird es Anne Frank nicht verlassen. Der Film endet an dieser Stelle nicht wie das Tagebuch, sondern folgt der Familie am Schluss auch ins Konzentrationslager, das nur Otto Frank überlebte.
Steinbichler arbeitet sehr beeindruckend den Kontrast zwischen der Lebenslust des pubertären Mädchens und der klaustrophobischen Realität heraus. Lea van Acken ist eine wahre Entdeckung in der Rolle der Anne Frank, deren typisch jugendlicher Perspektive die Geschichte folgt. Aber der Film will auch ja nichts falsch machen und beschränkt sich auf die Oberfläche, das Atmosphärische, anstatt zum Beispiel die anderen Charaktere der Zwangsgemeinschaft glaubhaft in der damaligen Zeit zu verankern.
13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
(Regie: Michael Bay, Verleih: Paramount)
Die wahre Geschichte, die hinter diesem kriegerischen Actionthriller steht, hat sich am 11. September 2012 im libyschen Benghazi ereignet. Dort setzen bewaffnete Terrormilizen das amerikanische Diplomatenhaus, in dem sich der US-Botschafter Chris Stevens befindet, in Brand. Sechs Soldaten der Special Forces, die eigentlich für die Bewachung des geheimen CIA-Hauses und seines Personals in der Stadt zuständig sind, versuchen alles, um die Diplomaten zu retten. Aber der Botschafter überlebt den Anschlag nicht und auch das CIA-Haus wird in mehreren Wellen unter Beschuss genommen.
Die Attackierten erhalten die ganze Nacht über keine Hilfe von außen, obwohl sie verzweifelt um Hilfe ersuchen. Bay inszeniert einen bleihaltigen, temporeichen Combat-Thriller, der den sechs Soldaten ein Denkmal setzt und auch den politischen Leichtsinn anprangert, der sie und ihre Schutzbefohlenen in diese Situation brachte.
Zoomania
(Regie: Byron Howard, Rich Moore, Verleih: Walt Disney Studios)
Der Disney-Familienfilm entführt in eine animierte utopische Welt, in der Raub- und Beutetiere friedlich nach Art der Menschen zusammenleben. In der Großstadt Zoomania tritt die junge Häsin Judy Hopps ihren Dienst bei der Polizei ein. 14 Raubtiere sind verschwunden und der Polizeichef, ein Büffel, der keinen Spaß versteht, lässt alle seine Leute in diesem Fall ermitteln – bis auf Judy, der er nur den Dienst als Politesse zutraut. Judy erreicht jedoch mit ihrer optimistischen Beharrlichkeit, dass sie nach dem vermissten Fischotter Mr. Otterton suchen darf. Dafür gibt ihr der Chef 48 Stunden Zeit: Sollte sie den Fall nicht lösen, muss sie den Dienst quittieren. Judy tut sich mit einem Fuchs zusammen, der sich als Ganove in der Stadt gut auskennt, und zeigt allen, was sie draufhat.
Der ideenreiche, sehr schön animierte Film – allein das ausdrucksstarke Gesicht der flinken Häsin imponiert immer wieder aufs Neue – wartet mit tollen Anspielungen auf: In einem Amt arbeiten Faultiere, und in der Unterwelt der Stadt regiert ein Mafioso, in dem die Erwachsenen den „Paten“ wiedererkennen. Wenn man glaubt, der Fall sei gelöst, geht er erst in die zweite Runde. Die überraschenden Wendungen münden in ein politisches Komplott, das der Film zu einem Plädoyer gegen ethnische Vorurteile und für Minderheitenschutz verwendet. Das wirkt dann insgesamt ein bisschen überehrgeizig, macht aber über weite Strecken dennoch Spaß.
Bianka Piringer
Bildquellen: Paramount, Universal, Disney