HA!, schon wieder neue DVDs im Briefkasten. Doch das Lachen bleibt mir im Hals stecken. Ich weiß ja auch nicht, aber ne – lustig sind diese Filme nicht. Ganz gar nicht! Apropos „weiß“. Was ist weiß und stört beim Filmesehen? Eine Lawine. Ha, naja, egal, Pflicht ist Pflicht, also an die Arbeit. Apropos – Was sagt ein Filmkritiker, der einen Clown gefrühstückt hat? Schmeckt irgendwie komisch. In diesem Sinne – Kolumne los.
Eli Roth’s Clown (Jon Scott, USA / Kanada 2014)
Nicht lustig: Hungrige Clowns!
Eigentlich sollen uns Clowns zum Lachen bringen. Doch spätestens seit Stephen Kings „Es“ will das nicht mehr so recht funktionieren. Im Gegenteil – immer häufiger fungiert der Clown als Symbol dafür, dass hinter der scheinbar heilen Welt das Böse lauert. Ziemlich unsymbolisch, sondern explizit und schmerzhaft geht es Jon Watts Clown-Horrorfilm zu in dem ein fürsorglicher Papa (Andy Powers) seinen Sohn (Christian Distefano) zum Geburtstag erfreuen will, indem er sich selbst als Clown verkleidet. Doch dann – oh Schreck! – bekommt er das Kostüm nicht mehr aus. Und es wird noch schlimmer: Der Clownsanzug ist nämlich eigentlich die Haut eines Dämons und so dauert nicht lange, bin Papa einen unbändigen Hunger auf Kinderfleisch bekommt. – Wer unter „Coulrophobie“ – der krankhafte Angst vor Clowns – leidet, dem sei dringend von diesem Film abgeraten. Er ist wirklich gruselig oder mit anderen Worten GANZ UND GAR NICHT LUSTIG. (Na gut, ein kleines bisschen lustig ist er schon…) Auch wenn er sich nach dem brillanten Auftakt im weiteren Verlauf ein wenig zu konventionell entwickelt, ist „Clown“ am Ende auf alle Fälle immer noch ein Horrorfilm, dessen rote Clownsnase deutlich aus der trüben Masse herausragt.
Charlie’s Farm (Chris Sun, Australien 2015)
Nicht lustig: Häßliche Killer-Rednecks
Große Unlustigkeit auch in „Charlie’s Farm“: Vier Freunde wollen ein außergewöhnliches Abenteuer erleben und auf Charlies Farm zu übernachten. Dort hat vor ein paar Jahren eine degenerierte Familie grausame Morde verübt, bis diese von der Dorfgemeinschaft exekutiert wurde. Nur ihr Sohn Charlie soll überlebt haben und auf der Farm immer noch sein Unwesen treiben. Was sich auch als die Wahrheit herausstellt, wie die vier Freunde bald herausfinden. – Klar, lustig will der Film von Chris Sun auch nicht sein, sondern das Gegenteil. Aber auch das klappt leider nur so – freundlich gesagt – mittelprächtig. Doch gerade weil das (wie eigentlich alles an dem Film) so schief geht, ist das „Charlie’s Farm“ schon wieder interessant. Wer weiß, ob Chris Sun nun absichtlich oder aus Versehen die ultimative Hommage an Slasher-Fließbandware gelungen ist. Jedenfalls ist die Verbeugung vor den schlechten Filmen der Welt so tief, dass diese im Vergleich zu „Charlie’s Farm“ beinahe groß wirken.
I Spit On Your Grave 3 (R.D. Braunstein, USA 2015)
Nicht lustig: Zornige Racheengel
Nachdem sie brutal vergewaltigt worden ist hat sich Jennifer (Sarah Butler) ein neues Leben aufgebaut. Um die furchtbaren Erinnerungen zu verarbeiten, besucht sie eine Selbsthilfegruppe. Dort lernt sie Marla (Jennifer Landon) kennen. Die beiden Frauen mögen sich auf Anhieb. Doch als Marla eines Tages vom ihrem Ex auf brutale Weise umgebracht sieht Jennifer rot… – „Rape & Revenge“-Filme befriedigen in der Regel gleich zwei niedere, voyeuristische Interessen: Die Lust an Gewalt und die an nackter Haut. Das Perfide an Filmen dieser Art ist, dass sich der Zuschauer durch die Rache irgendwie auf der richtigen Seite fühlen darf und schnell den ästhetisierten Gewaltakten auf den Leim geht. Diesen Vorwurf kann „I Spit On Your Grave 3“ allerdings nicht machen. Braunstein geht sehr zurückhaltend mit den exploititativen Elementen seiner Geschichte um, er verzichtet auf nackte Haut und meidet, von zwei Ausnahmen abgesehen, auch brutale Szenen. Die Schnittwunden, die der deutschen Version von Sittenwächtern zugefügt worden sind, sind wie immer ärgerlich, doch nehmen sie „I Spit On Your Grave 3“ nur wenig von seiner düsteren Stimmung. Da enttäuscht es schon mehr, dass der Film zwar gut gemeint, in seiner Ausführung aber leider doch etwas holzschnittartig geraten. Nichtsdestotrotz ist das alles gar nicht lustig und auf alle Fälle sehenswert.
Bildquelle(n): 2x Tiberius Film, Meteor Film (AL!VE)
Björn