Es gibt kaum etwas Schöneres – ich mache den Briefkasten auf und dort findet sich ein ganzer Schwung neuer DVDs. Natürlich habe ich sie umgehend aus dem viel zu engen Metallkasten befreit. Und bin dabei auch noch einer interessanten Koinzidenz gewahr geworden: Alle Filme haben in der ein oder anderen Form mit Gefangenschaft zu tun. Das ist mir natürlich eine Heimkinokolumne wert!
Der Marsianer (Ridley Scott, USA 2015)
Gefangen auf dem Mars
Die Romanverfilmung „Der Marsianer“ von Ridley Scott ist schon ein feiner Film, der seine Wirkung vor allem auf der großen Leinwand mit gutem Soundsystem entfaltet. Aber auch auf DVD lohnt sich das spannungsreiche Mars-Abenteuer natürlich. Allerdings hat der Film das gleiche Problem wie das Buch: Schlaue Menschen finden technische Lösungen für technische Probleme, aber das „Menschliche“ kommt in Film und Vorlage so gut wie nicht vor. Die größte Emotion löst hier noch der Bowie-Song „Starman“ aus. Sicherlich, was interessieren Befindlichkeiten, wenn es darum geht, einen Astronauten (Matt Damon) vom Mars zu retten? Mit Jammern, Tränen ist niemandem geholfen, der sich in einer solchen Notlage befindet. Hier geht es darum, was der Homo Sapiens kraft seines Verstandes erreichen kann. Die Verneigung vor der Wissenschaft ist Scott mit seinem Film auf jeden Fall gelungen, ein echtes, menschliches Drama allerdings nicht. Der Film erschien am 16. Februar 2016 fürs Heimkino. Leider enthält die Veröffentlichung nur interaktive Menüs und Kapitelanwahl. Da wäre ja wohl mehr drin gewesen!
Prison (Renny Harlin, USA 1987)
Gefangen im Knast
Eingesperrt zu sein – das ist schon schlimm. Wenn das Gefängnis aber noch von einem fiesen Direktor geleitet wird und in den Mauern ein noch fieserer Geist sein Unwesen treibt, ist das alles natürlich noch viel schlimmer. Doch was im Film schlimm ist, ist für den Zuschauer oft richtig gut: „Prison“ von Renny Harlin ist ein wunderbar sinnloser, aber extrem unterhaltsamer Film. Und sehr hübsch fotografiert ist er auch. Mac Ahlberg, der schon für Filme wie „Re-Animator“ und „From Beyond“ als Kameramann verantwortlich war, hat hier exzellente Arbeit geleistet. Auch Harlin macht seinen Job wie fast immer gut: Seine Filme sind direkt, effizient und pragmatisch und haben trotzdem einen irgendwie verträumten Unterton, so, als würde hinter der Oberfläche noch etwas anderes schlummern. Einen Harlin-Film zu gucken ist, wie über einen zugefrorenen finnischen See zu laufen. Die Eisfläche ist glatt, perfekt und kühl, aber man spürt die Strömung unter seinen Füßen, fühlt den Abgrund des schwarzen Gewässers. Der Film erscheint am 25. Februar 2016 als Mediabook. Selbiges enthält eine Vielzahl an tollen Extras. Kaufbefehl.
Green Inferno (Eli Roth, USA / Chile 2014)
Gefangen in der grünen Hölle
An Eli Roth scheiden sich die Geister. Nun hat der Mann aus Boston, Massachusetts einen neuen, diesmal einen Kannibalen-Film gemacht. Das klingt erst einmal ganz schön gruselig, vor allem wenn man daran denkt, wie kompromisslos – manche würden sagen geschmacklos – Roth schon bei „Cabin Fever“, „Hostel“, „Hostel 2“ ans Werk gegangen ist. Ganz so bluttriefend ist „Green Inferno“ dann – zum Glück? – doch nicht, er erscheint in Deutschland ungeschnitten FSK 18. Man merkt Roth an, dass er eigentlich so recht gar nicht weiß, was er zu dem Genre beizusteuern hat. Er orientiert sich sehr nah an den Genre-Vorbildern sowie an seinem eigenen „Hostel“, der auch schon, je nach Sichtweise mehr oder weniger, geschickt Vorurteile gegen fremde Kulturen aufgriff. Überhaupt sind die Ähnlichkeiten mit „Hostel“ in Aufbau und Inhalt frappierend, ohne dass „Green Inferno“ komplett die Kraft von Roths Backpacker-Horrorfilm erreichen würde. Die Stärke seines Kannibalen-Films liegt eher darin, dass hier die Verhältnisse mehrmals komplett auf den Kopf gestellt werden: Wer hier gut, wer böse ist, darüber kann man genauso lange nachdenken wie über das wenig glaubwürdige aber trotzdem provokante Ende, wo eine der überlebenden Figuren eine „interessante“ Entscheidung trifft. Daran, dass bei Eli Roth die Meinungen auseinandergehen, wird auch „Green Inferno“ nichts ändern. Der Film erscheint am 03. März 2016 auf Blu-Ray und DVD.
Bildquelle(n):20th Century Fox Home Entertainment, Koch Media GmbH, Constantin Film
Björn