Einen gewissen Nostalgiefaktor haben mehrere Kinostarts dieser Woche gemeinsam. Es wird gerne in die Vergangenheit geschaut und selbst in der Animationskomödie „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ geht es um den zweifelhaften Charme der 1980er Jahre.
Der Bösewicht, mit dem es der Held Gru – auch bekannt als der Mann mit den Minions – in seinem neuen Abenteuer zu tun bekommt, ist nämlich ein in Vergessenheit geratener, ehemaliger Kinderstar. Er tut immer noch so, als sei die Disco-Ära in voller Blüte. Die stilvolle britische Dramödie „Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin“ erinnert an die Propagandafilme, die England im Zweiten Weltkrieg drehen ließ. Aus Russland kommt „Der Duellist“, ein mit viel Action kombinierter Historienfilm. In der französischen Romanze „Ein Chanson für dich“ wagt eine Sängerin, die ihre Erfolge während der Abba-Ära feierte, ein spätes Comeback.
Der Humor der schwarzen Komödie „Small Town Killers“ aus Dänemark ist irgendwie zeitlos. Das gilt auch für die überdrehte Verfilmung von Jan Weilers Bestseller „Das Pubertier“, denn der Ärger mit dem aufmüpfigem Nachwuchs ist jeder Elterngeneration bekannt. Einen kritischen Blick auf den Einfluss und die Tricks der Lobbyisten in der Washingtoner Politik wirft der Thriller „Die Erfindung der Wahrheit“. Jessica Chastain spielt eine absolut undurchsichtige Strippenzieherin in einer Geschichte, die ihr zweifellos aktuelles Thema reichlich überkonstruiert.
Ich – Einfach unverbesserlich 3
Regie: Pierre Coffin, Kyle Balda, Verleih: Universal Pictures
Der ehemalige Superschurke Gru jagt jetzt selber Schurken. Doch weil ihm der böse Balthazar Bratt entwischt, verlieren er und seine Frau Lucy ihre Jobs bei der Anti-Verbrecher-Liga. Und es warten noch mehr Probleme auf den Familienvater. Die Minions rebellieren und Gru erfährt, dass er einen Zwillingsbruder hat. Der lädt ihn und seine Familie zu sich ein und zeigt bei dieser Gelegenheit, dass er mehr Haare, mehr Geld und bessere Laune als Gru hat.
Die Idee, dem geläuterten Ex-Schurken Gru einen Zwillingsbruder zur Seite zu stellen, erweist sich als komödiantisch reizvoll. Auch das Wiedersehen mit den drei Adoptivtöchtern, mit Lucy und den Minions macht Spaß. Die Geschichte springt oft zwischen verschiedenen Schauplätzen hin und her, um allen Figuren Raum zu geben. Die schrillen Tanz- und Kampfnummern des bösen Balthazar Bratt geraten zur lustigen 80er-Jahre-Parodie und es gibt auch wieder jede Menge Action. So wirkt der kurzweilige Animationsfilm zuweilen sogar etwas überladen.
Ein Chanson für Dich
Regie: Bavo Defurne, Verleih: Alamode Film
Liliane (Isabelle Huppert) arbeitet in einer Pastetenfabrik und führt ein einsames Leben. Niemand ahnt, dass diese in die Jahre gekommene Frau einst die Sängerin Laura war, die beim Grand Prix Eurovision de la Chanson gegen die schwedische Gruppe Abba verlor. Aber dann erkennt sie der junge Jobber Jean (Kévin Azaïs) und überredet sie zu einem Auftritt. Liliane, die hungrig nach Leben und Beachtung ist, lässt sich auf die schwärmerische Verliebtheit Jeans ein, der vom Alter her ihr Sohn sein könnte. Und sie traut sich auf einmal sogar ein künstlerisches Comeback zu.
Isabelle Huppert macht aus diesem kleinen, aber feinen Film einen besonderen Kinogenuss. Denn Liliane weiß, dass ihr Glas schon halb leer ist und ihre Chancen im Showbusiness und vielleicht auch in der Liebe nicht mehr so gut stehen. Sie wandelt auf einem schmalen Grat und hat für die eigenen Selbstzweifel doch nur ein Achselzucken übrig. Huppert harmoniert auch gut mit ihrem jungen Filmpartner Azaïs, so dass sich ihr Zusammenspiel humorvoll gestaltet.
Small Town Killers
Regie: Ole Bornedal, Verleih: DCM Film Distribution
Edward (Ulrich Thomsen) und Ib (Nicolas Bro) verdienen als Handwerker mit Schwarzarbeit viel Geld. Dennoch hängt bei beiden der Haussegen schief. Denn ihre Frauen machen sich nur noch lustig über ihre plumpen Manieren und verweigern den Sex. Edward und Ib beschließen, einen russischen Auftragskiller einfliegen zu lassen, der die Frauen ins Jenseits befördern soll. Doch dann nehmen sie am Flughafen einen stockbesoffenen Mann in Empfang, der erst einmal untergebracht werden muss…
Die schwarze Komödie ist gespickt mit lustigen Klischees über ehelichen Frust, vor allem aber über die Sitten anderer Kulturen. Korrekt ist in dieser Geschichte eine ganze Weile so gut wie gar nichts. Zwar behält der Film diese Linie nicht bis zum Schluss bei, und auch die Spannung lässt irgendwann nach. Dennoch sorgen die bösen Einfälle über weite Strecken für gelungene Unterhaltung.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universal Pictures, Alamode Film, DCM Film Distribution