Nach überwundener Weihnachtsruhe zieht die Zahl der wöchentlichen Kinostarts allmählich wieder an. Dennoch bleibt das Angebot in der ersten Jahreswoche überschaubar. Das Sci-Fi-Abenteuer „Passengers“ lockt mit der Darstellerin Jennifer Lawrence. Auch die französische Dramödie „Plötzlich Papa“ führt mit Omar Sy einen sehr beliebten Namen in der Titelrolle an. Der gutgelaunte Star aus „Ziemlich beste Freunde“ setzt dem Ernst des Lebens auch hier geballten Frohsinn entgegen. Leider mutet ihm die Inszenierung auch unnötige Übertreibungen zu, bevor es dann in einem Sorgerechtsstreit noch richtig dramatisch wird. Aus Finnland kommt mit der Boxer-Geschichte „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ einmal ein Film, der nicht vom Trübsalblasen handelt. Und der Südkoreaner Park Chan-wook verbindet in „Die Taschendiebin“ raffinierte Krimi-Spannung mit Erotik.
Die Taschendiebin
Regie: Park Chan-wook, Verleih: Koch Films
Im japanisch besetzten Korea der 1930er Jahre hat es ein Betrüger (Ha Jung-woo) auf das Erbe einer reichen Japanerin abgesehen. Die junge Lady Hideko (Kim Min-hee) führt ein trauriges Leben im Haus ihres Onkels Kouzuki (Jo Jin-woong), der sie wegen ihres Vermögens heiraten will. Der Betrüger, der sich als Graf ausgibt, schleust die Taschendiebin Sookee (Kim Tae-ri) als neues Dienstmädchen für Hideko ins Haus ein. Sookee soll Hideko versichern, dass der Graf unsterblich in sie verliebt ist. Wenn ihm Hideko das Ja-Wort gibt, soll Sookee unter anderem ihren Schmuck bekommen.
Der erotische Thriller von Park Chan-wook spielt in einem Milieu, in dem Frauen in der Regel kein selbstbestimmtes Leben führen können. Die reiche Hideko wird von ihrem Onkel auch sexuell ausgebeutet, kennt aber die Freuden der Liebe nicht. Diese entdecken Hideko und das Dienstmädchen zusammen und begreifen damit, dass sie anders sind als die Männer sie haben wollen. Wie wird sich Sookee entscheiden? Der herrliche Ausstattungsfilm basiert auf einer englischen Romanvorlage und huldigt sehr zärtlich der femininen Erotik. Die Zuschauererwartungen werden raffiniert in die Irre geführt, wenn der Film in einem zweiten und dritten Teil die Perspektiven wechselt und alles neu zusammenbaut. Das dauert allerdings ganze 145 Minuten, was sich als Manko eines sonst guten Films entpuppt.
Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
Regie: Juho Kuosmanen, Verleih: Camino Filmverleih
Der Film basiert auf der Lebensgeschichte des finnischen Boxers Olli Mäki. Er forderte 1962 den amerikanischen Weltmeister im Federgewicht, Davey Moore, heraus und versetzte damit das ganze Land in eine nie gekannte Großkampf-Euphorie. Olli Mäki (Jarkko Lahti) hat seine provinzielle Schüchternheit auch nach seinem EM-Titel im Amateurboxen 1959 nicht abgelegt. Jetzt aber will ihn sein hochtrabender Manager Elis Ask (Eero Milonoff) systematisch zum Nationalhelden aufbauen. Die Treffen mit Sponsoren und die Fototermine liegen Olli nicht. Außerdem verliebt er sich in Raija (Oona Airola) und widmet der Romantik mehr Interesse als dem nahenden Profi-Wettkampf und dem Abnehmen von der Leichtgewichts- in die Federgewichtsklasse.
Der in Schwarz-Weiß gedrehte Film taucht sehr glaubhaft in die Atmosphäre der 1960er Jahre ein. Die Aufbruchstimmung wird verkörpert durch die zwei jungen Männer, die nach den Sternen greifen. Ihr fehlendes Wissen wollen sie durch Optimismus wettmachen. Das romantische Nebenthema gerät zunehmend zur Hauptsache und lenkt den Idealismus in neue Bahnen. Dies ist kein Boxkampf-Film im üblichen Sinn, denn die sportlichen Aspekte werden ständig durch andere Dinge überlagert. Gerade dadurch aber entsteht eine eigentümliche Suspense-Spannung, die sehr realistisch wirkt.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Koch Films, Camino Filmverleih