Die Kinostarts dieser Woche bieten eine Menge interessanter Entdeckungen. Sie reichen thematisch vom Thema Flucht und Heimatsuche bis hin zu Künstlerbiografien.
Der Dokumentarfilm „Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung“ schildert die Odyssee eines Flüchtlings aus Afrika über das Mittelmeer und durch Europa. Im Spielfilm „Haus ohne Dach“ begeben sich drei kurdische Geschwister aus Deutschland auf eine konfliktreiche Reise in die alte Heimat im Irak.
Eine Reise zurück in die 1990er Jahre, der goldenen Ära der Techno-Musik, unternimmt die deutsche Komödie „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“. Noch tiefer in die Vergangenheit, nämlich ins 19. Jahrhundert, taucht der stilvolle britische Horrorthriller „The Limehouse Golem“ mit Bill Nighy ein. Die Dramödie „The Comedian“ punktet ebenfalls mit prominenten Darstellern wie Robert De Niro und Leslie Mann.
Im Biopic „Auguste Rodin“ spielt der französische Schauspieler Vincent Lindon die Rolle des berühmten Bildhauers. Ebenfalls um eine Künstlerbiografie geht es in dem Dokumentarfilm „David Lynch: The Art Life“. Darin erzählt der berühmte Filmemacher selbst über seine Kindheit und wie er über die Malerei zum Film kam.
Der deutsche Spielfilm „Jugend ohne Gott“ zeichnet ein pessimistisches Zukunftszenario, in dem sich Schüler in der Leistungsgesellschaft einem gnadenlosen Ausleseprozess unterziehen müssen. Lustiger wird es in der Actionkomödie „Killer’s Bodyguard“, in der sich Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds heftige Wortgefechte liefern.
Killer’s Bodyguard
Regie: Patrick Hughes, Verleih: Twentieth Century Fox
Der Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) soll vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen den weißrussischen Diktator Dukhovich (Gary Oldman) aussagen. Aber es gibt eine Menge schwerbewaffneter Leute, die Kincaids Ankunft in Den Haag verhindern wollen. Nur der Personenschützer Michael Bryce (Ryan Reynolds) könnte das nahezu Unmögliche schaffen und Kincaid rechtzeitig dorthin bringen. Doch Bryce und Kincaid sind ein schwieriges Gespann. Kincaid zögert nicht, den von einem Karriereknick frustrierten Bryce mächtig zu provozieren.
Wer ist böser, der Auftragskiller, der die Bösen tötet, oder der Bodyguard, der sie beschützt? Mit Fragen wie dieser strapazieren zwei Männer ihre Nerven, während sie sich einen Weg an zahlreichen Attentätern vorbei zu bahnen versuchen. Die witzigen Dialoge des ungleichen Buddy-Gespanns sind das I-Tüpfelchen in diesem ansonsten sehr actionreichen Film, in dem auch viel Blut spritzt. Mit seiner Pedanterie bietet Reynolds Charakter dem lebenslustig-unbekümmerten Kincaid häufig Anlass zum Spott. Dieses Zusammenspiel der beiden so gut dargestellten Charaktere sorgt für beschwingten Kinospaß.
Jugend ohne Gott
Regie: Alain Gsponer, Verleih: Constantin Film
In einem Trainingscamp in den Bergen sollen sich ein paar Eliteschüler unter den Augen strenger Prüfer einem Ausleseverfahren für die Universität stellen. Es geht für jeden darum, besser als die anderen zu sein. Zach (Jannis Niewöhner) und Nadesh (Alicia von Rittberg) müssen als Duo gegen andere antreten, kommen aber nicht miteinander klar. Zach ist nämlich nicht wirklich bei der Sache, seit er im Wald die junge Illegale Ewa (Emilia Schüle) getroffen hat. Bald gibt es einen Todesfall zu beklagen.
Das von Ödön von Horvaths gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1937 inspirierte Drama ist in einer dystopischen Zukunft angesiedelt, in der Konkurrenzdenken über Menschlichkeit siegt. Endlich nimmt also einmal ein Film den schon heute existierenden schulischen Leistungswahn, den Druck, einen guten Abschluss zu bekommen, kritisch ins Visier. Aber er ist anstrengend anzuschauen, denn erzählt wird in ständigen Schleifen aus verschiedenen Perspektiven. Das ganze Rätselraten über das, was im Camp wirklich geschah, wird etwas zu lang zelebriert.
David Lynch: The Art Life
Regie: Jon Nguyen, Rick Barnes, Olivia Neergaard-Holm, Verleih: NFP
Der berühmte amerikanische Filmemacher David Lynch erzählt in diesem Dokumentarfilm über seine Kindheit und Jugend, seine Prägungen und wie er über die Malerei zum Film kam. Er wuchs behütet in einer Kleinstadt in Idaho auf. Mit der Stadt Philadelphia, in der er Kunst studierte, verbinden ihn zwiespältige Gefühle. Beim Zeichnen und Malen entwickelte er den Wunsch nach einem „Bild, das sich bewegt“. So kam er zum Film, mit einem Stipendium, das ihm in Kalifornien die Arbeit an „Eraserhead“ ermöglichte.
Wer Lynchs filmische Werke wie „Twin Peaks“ oder „Mulholland Drive“ sah, fragt sich unweigerlich, wie der Mensch gestrickt ist, der zu so viel surreal-abgründiger Tiefe fähig ist. Hier nun gibt Lynch mit faszinierender Offenheit Auskunft über seine frühen Neigungen, seine Sehnsucht nach der Freiheit im Dunkeln. Er erscheint als sehr sensibles künstlerisches Genie, das ein ungewöhnliches Gespür für das Verstörende hat. Dieser wunderbare Dokumentarfilm erinnert nicht zuletzt daran, wie viel das Medium Film im besten Fall mit echter Kunst zu tun hat.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Twentieth Century Fox, Constantin Film, NFP