Filme über Frauen, Filme über Männer – die Kinostarts der Woche sind in dieser Hinsicht sehr ausgewogen. Es gibt im Spielfilmsektor ein paar harte oder schwerverdauliche Brocken wie „Der Tod von Ludwig XIV.“ und „Axolotl Overkill“, sowie natürlich Sofia Coppolas von der Kritik gefeiertes Werk „Die Verführten“.
Mit Helene Hegemanns „Axolotl Overkill“, der Verfilmung ihres eigenen Romans „Axolotl Roadkill“, konnte ich, um es gleich zu sagen, nichts anfangen. Die jugendliche Hauptfigur verkörpert in meiner Wahrnehmung lediglich fortgeschrittene Wohlstandsverwahrlosung. Ebenfalls enttäuschend fand ich Sönke Wortmanns Ruhrpott-Spielfilm „Sommerfest“. Und bei der schrägen US-Indie-Komödie “Wilson – Der Weltverbesserer“ mit Woody Harrelson wusste ich nicht, ob ich schmunzeln oder eher deprimiert sein soll.
An den Start gehen auch der Actionfilm „Overdrive“ mit Scott Eastwood und der von der Kritik hochgelobte Kinderfilm „Nur ein Tag“. Aus Amerika kommt dann noch die dort als R-rated eingestufte, also garantiert schlüpfrig-deftige Komödie „Girls‘ Night Out“. Unter den Dokumentarfilmen befindet sich auch der sehenswerte „Dil Leyla“. Es ist das Porträt einer jungen Kurdin, die aus Deutschland in die Türkei geht, um in ihrer Heimatregion Bürgermeisterin zu werden. Es führt mitten hinein in einen politischen Konflikt, der immer wieder aufflammt und die Hoffnung auf Frieden erschüttert.
Die Verführten
Regie: Sofia Coppola, Verleih: Universal Pictures
Im amerikanischen Bürgerkrieg des Jahres 1864 findet der verletzte Nordstaatensoldat John (Colin Farrell) Zuflucht in einem Mädchenpensionat im Südstaat Virginia. Die beiden Frauen und die paar Mädchen, die dort abgeschieden von der Außenwelt ausharren, fühlen sich sehr zu dem fremden Mann hingezogen. Er umwirbt die einsame Lehrerin Edwina (Kirsten Dunst), aber auch die Reize der jugendlichen Schülerin Alicia (Elle Fanning) entgehen ihm nicht. Die Schulleiterin Martha (Nicole Kidman) pflegt ihn gerne, aber dann eskaliert die Lage mit bösen Folgen.
Regisseurin Sofia Coppola interpretiert den schon 1971 von Don Siegel mit Clint Eastwood verfilmten Stoff neu. Das Ergebnis ist ein sehr sinnlicher, romantischer Film der schönen Bilder. Mitten im verwunschenen Wald steht das Pensionat mit seinen weißen Säulen, in dem die Mädchen und Frauen ihren jungfräulichen Traum von Autarkie leben. Aber die Charaktere wirken keiner bestimmten Zeit verhaftet, sondern oft geradezu modern, wie Elle Fannings Alicia. Das lässt sie flach werden und verweist den Zuschauer wieder zurück auf den Genuss der verträumten Aufnahmen und die leicht morbide Stimmung.
Girls‘ Night Out
Regie: Lucia Aniello, Verleih: Sony Pictures
Es war Alices (Jillian Bell) Idee, den Junggesellinnen-Abschied ihrer besten Freundin Jess (Scarlett Johansson) in ein berauschtes Wochenende zu verwandeln. Also beziehen die beiden mit drei weiteren Freundinnen aus der zehn Jahre zurückliegenden Collegezeit eine Villa am Strand. Es wird gekokst und gesoffen, dann kommt der Stripper ins Haus. Wenige Minuten später erleidet er dort einen tödlichen Unfall und die Freundinnen verfallen in Panik: Bloß nicht ins Gefängnis müssen! Wie wäre es, stattdessen erst einmal Pizza zu essen?
Frauen, die sich unmoralisch verhalten, die im Rauschzustand zum Kind regredieren und die nur Spaß haben wollen sind die Heldinnen dieser absolut unkorrekten US-Komödie. Mit schwarzem Humor und deftigen Attacken auf die guten Sitten plündert sie die Klischees männlicher Spaßfilme wie „Hangover“. Die weibliche Perspektive ergibt besonders der Überbetonung der sexuellen Lust im Genre eine satirische Note. Das Ergebnis ist eine krasse, zuweilen plumpe Komödie im Fahrwasser von „Brautalarm“, die aber oberflächlich bleibt.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universal Pictures, Sony Pictures