Die Kinostarts der neuen Woche sind breit über verschiedene Genres gestreut. Action, Drama, Historie, Politfilm, Romanze, Horror und sogar ein moderner „Western“ gehören zum Programm.
Die Filme der neuen rumänischen Welle sind immer einen Kinobesuch wert. Es erstaunt regelmäßig, wie scharf und mit wie wenig inszenatorischen Effekten sie das reale gesellschaftliche Miteinander einzufangen verstehen. So macht also auch Călin Peter Netzers „Ana, mon amour“ neugierig. Ebenfalls um die Stimme des Herzens geht es in der englischen Romantikkomödie „Hampstead Park – Aussicht auf Liebe“. Darin spielen Diane Keaton und Brendan Gleeson zwei ältere Menschen in London, die aus ganz verschiedenen Wohn-Milieus stammen.
Der Historienfilm „Tulpenfieber“ nach dem gleichnamigen Roman von Deborah Moggach lockt mit Schauspielern wie Alicia Vikander und Christoph Waltz. Und auch der actionreiche Spionagethriller „Atomic Blonde“ punktet vor allem mit seiner Hauptdarstellerin Charlize Theron. Weder große Namen, noch eine weltbewegende Story hat das stille Drama „Parasol – Mallorca im Schatten“ zu bieten. Aber der belgische Regisseur Valéry Rosier sorgt für eine intensive Atmosphäre und eine große Nähe zu den Charakteren, die ihrer Einsamkeit entfliehen wollen.
Aus Frankreich kommt das Politdrama „Das ist unser Land!“, das sich kritisch mit dem französischen Rechtspopulismus befasst. Ebenfalls realitätsnah ist Valeska Grisebachs „Western“, der die Abenteuer einer Gruppe deutscher Bauarbeiter in der bulgarischen Provinz verfolgt. Horror wird in „Annabelle 2“ geboten, während bei der animierten Romanverfilmung „Happy Family“ die Monster eher für familientauglichen Spaß sorgen sollen.
Atomic Blonde
Regie: David Leitch, Verleih: Universal Pictures
November 1989 in Berlin: Die Stadt steht kurz vor dem Mauerfall, aber was dem britischen Geheimdienst Sorge bereitet, ist etwas ganz anderes. Er hat seine Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) nach Westberlin geschickt, damit sie eine geheime Liste von Doppelagenten sicherstellt, bevor sie in falsche Hände gerät. Kaum in der Stadt angekommen, muss Lorraine schon um ihr eigenes Leben kämpfen.
Der Actionthriller basiert auf der Graphic Novel „The Coldest City“ von Antony Johnston und bedient sich des Mauerfalls als atmosphärisch aufregender Kulisse. Aber inhaltlich unterscheidet er sich von anderen Spionagethrillern nur darin, dass sein Actionheld weiblich ist. Charlize Theron ist unendlich cool mit ihrem weißblondem Haar, den hochhackigen Schuhen und den langen Beinen. Lorraine prügelt sich wie ein Mann in ausgesprochen brutalen Nahkampfszenen, was die Frage aufwirft, warum sich eine so intelligente Frau keinen angenehmeren Job ausgesucht hat.
Western
Regie: Valeska Grisebach, Verleih: Piffl Medien
Im Süden Bulgariens, am Rande eines Dorfes, sollen deutsche Bauarbeiter ein Kraftwerk errichten. Doch der Bau verzögert sich, den Männern ist langweilig und sie gehen zum Baden, wo der Vorarbeiter Vincent (Reinhardt Wetrek) eine Frau aus dem Dorf belästigt. So haben die Deutschen bei den einheimischen Männern schnell einen schlechten Ruf, doch der Arbeiter Meinhard (Meinhard Neumann) sucht den Kontakt zu ihnen. Bald verbringt er mehr Zeit im Dorf, als mit seinen Kollegen, was diese argwöhnisch registrieren.
Ein Fremder schnappt sich ein Pferd und reitet ins Dorf, wo man ihn neugierig, aber nicht ohne Respekt beäugt. Mit Laiendarstellern gedreht, erweckt das Drama von Valeska Grisebach ein Western-Szenario in einer gegenwärtigen Region zum Leben, in die es vordergründig gar nicht zu passen scheint. Die Sprachbarriere und die kulturellen Unterschiede bringen Missverständnisse und Irritationen mit sich, wenn Meinhard mit den bulgarischen Dorfbewohnern Kontakt schließt. Meinhard inszeniert sich selbst als eine Art einsamer Cowboy, der auch zu überschwänglichen Gefühlen fähig ist. Die schwelenden Konflikte, der Suspense des ungewissen Ausgangs und der Realismus der Figuren sorgen für ein hohes Maß an Spannung.
Das ist unser Land!
Regie: Lucas Belvaux, Verleih: Alamode Film
Pauline (Émilie Dequenne) lebt als Krankenschwester und alleinerziehende Mutter in einer kleinen Stadt im Norden Frankreichs. Die Stimmung in der wirtschaftlich abgehängten Region ist schlecht, die Leute fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Der Arzt Dr. Berthier (André Dussollier) überredet Pauline, als Kandidatin der rechtsextremen Partei von Agnès Dorgelle (Catherine Jacob) für das Bürgermeisteramt der Stadt zu kandidieren. Pauline merkt zunächst nicht, dass sie für die Parteistrategen und nationalistischen Strippenzieher nur eine Marionette ist.
Das Drama von Lucas Belvaux gibt sich im Stil betont realistisch. Es befasst sich differenziert mit dem Phänomen rechtspopulistischer Parteien – wobei es deutlich auf den Front National anspielt. Es entlarvt die vermeintliche Volksnähe der im Grunde demokratiefeindlichen Partei im Film als reines Kalkül. Dorgelle und ihr Stratege Berthier sind Wölfe im Schafspelz. Von der Naivität einfacher Menschen, die sich eine bürgernahe Politik wünschen, können sie nur profitieren.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universal Pictures, Piffl Medien, Alamode Film