Das Kino bewährt sich in diesen heißen Tagen wieder einmal als wunderbarer Zufluchtsort, um die Seele baumeln zu lassen. Zahlenmäßig sind die Kinostarts zwar spärlich, aber erneut befindet sich mit „Transformers: The Last Knight“ ein Action-Blockbuster unter ihnen.
Aus Frankreich kommt die beschwingte Seniorenkomödie „Monsieur Pierre geht online“ mit Pierre Richard. Wie sie führt auch das Jugenddrama „Du neben mir“ eine geballte Ladung Romantik im Programm. Um die organisierte Kriminalität in Kalabrien und wie sie das Leben dreier Frauen beeinflusst, geht es in dem Drama „Das Land der Heiligen“. Das klaustrophobische Kammerspiel „Innen Leben“ schildert die Lage von Menschen, die im syrischen Bürgerkrieg in der Hauptstadt Damaskus ausharren. Am 23. Juni geht auch das indische Kriegsepos „Tubelight“ an den Start.
Um einen jungen Mann mit Autismus und seine Vorliebe für Animationsfilme geht es in dem Dokumentarfilm „Life, Animated“. Aus Deutschland kommt der Dokumentarfilm „Act! Wer bin ich?“, in dem junge Leute mit Migrationshintergrund Theater spielen und dabei ihr Selbstbewusstsein stärken.
Monsieur Pierre geht online
Regie: Stéphane Robelin, Verleih: Neue Visionen Filmverleih
Weil ihr alter Vater Pierre (Pierre Richard) seine Pariser Wohnung nicht mehr verlässt, möchte ihm seine besorgte Tochter wenigstens über das Internet den Kontakt zur Außenwelt ermöglichen. Also kommandiert sie den jungen Alex (Yaniss Lespert), den neuen Freund ihrer Tochter, dazu ab, dem alten Mann zu zeigen, wie man mit dem Computer umgeht. Pierre meldet sich schnurstracks bei einem Datingportal an und gibt sich als Alex aus, um seine Chancen bei schönen Frauen zu steigern. Als ihn die junge Flora (Fanny Valette) persönlich kennenlernen will, verlangt Pierre vom verdutzten Alex, ihn zu vertreten.
Die charmante Romantikkomödie bietet ein Wiedersehen mit dem Schauspieler Pierre Richard („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“). Trotz seiner 82 Jahre ist Richard in dieser Rolle eines von der Liebe verjüngten Rentners wunderbar agil und zu lustigen Streichen aufgelegt. Der Plot dieser schrägen Dreiecksgeschichte erweist sich mit seinen raffinierten Twists und Überraschungen als sehr vergnüglich. So viel Ideenreichtum und Schauspiellust vermitteln dem Publikum den Eindruck, dass es ganz einfach ist, eine gute Komödie auf die Beine zu stellen.
Du neben mir
Regie: Stella Meghie, Verleih: Warner Bros.
Maddy (Amandla Stenberg) ist gerade 18 geworden, doch über ihrem Leben liegt ein großer Schatten. Sie darf seit früher Kindheit das Haus nicht verlassen, in dem sie mit ihrer Mutter wohnt. Denn Maddy leidet unter einer Immunschwäche, wegen der sie jeden Kontakt mit der Außenwelt und anderen Menschen vermeiden muss. Nur ihre Krankenschwester und deren Tochter dürfen zu Maddy ins Haus. Aber dann verliebt sich Maddy in ihren neuen Nachbarn Olly (Nick Robinson). Die beiden wollen sich nicht immer nur am Fenster gegenüberstehen oder chatten. Also entschließt sich Maddy, auf die gewohnte Vorsicht zu pfeifen.
Das amerikanische Romantikdrama, das einen Bestseller von Nicola Yoon verfilmt, setzt vor allem auf schöne Bilder. Die beiden attraktiven Hauptdarsteller, die luxuriöse Wohnung, in der Maddy lebt, ihr Ausflug an einen traumhaften Ort lassen visuell keine Wünsche offen. Maddy selbst ist ein auffallend unbeschwerter Charakter, der offenbar kaum mit dem Schicksal hadert. Diese Frische, mit der die Inszenierung Schwulst vermeidet, steht dem Liebesfilm zwar gut zu Gesicht, nur fehlt es ihm etwas an emotionaler Tiefe. Mit seinem überraschenden Twist kann er am Schluss noch einige Sympathiepunkte gewinnen.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Neue Visionen Filmverleih, Warner Bros.