Nur fünf Kinostarts gibt es an diesem Donnerstag, eine rätselhaft niedrige Zahl. Und unter diesen ragt nur ein Film wirklich heraus, nämlich natürlich Steven Spielbergs „Die Verlegerin“.
Im Zeitalter von Fake News und der „Lügenpresse“-Vorwürfe von rechts kommt ein Film gerade richtig, der an die unersetzliche Rolle der Vierten Gewalt in einer freien Gesellschaft erinnert. Die Presse sei nicht für die Regierenden da, sondern für die Regierten, erinnerte der Supreme Court der USA im Jahr 1971. Der Verlegerin der Washington Post, Katharine Graham, blieb das Gefängnis erspart. Sie hatte es gewagt, geheime Regierungsdokumente zu veröffentlichen, die belegten, dass die Bürger über den Vietnamkrieg systematisch desinformiert wurden. Mit den Berichten über diese sogenannten „Pentagon Papers“ schufen die Washington Post und die New York Times ein gesellschaftliches Bewusstsein für das Recht auf Information und dafür, dass sich Funktionsträger vor den Bürgern verantworten müssen. Präsident Richard Nixon brauchte ein bisschen länger, um diese Lektion zu lernen, nämlich bis zur nächsten großen Enthüllungsstory der Washington Post, dem Watergate-Skandal.
Ansonsten ist unter den Kinostarts viel Genrekost vertreten. In Roland Rebers Indiefilm „Der Geschmack von Leben“ dreht sich alles um Frivolität und Erotik. Der Horrorthriller „Heilstätten“ verdient schon allein deswegen Beachtung, weil er aus Deutschland kommt. Hierzulande braucht es immer noch Mut, einen Horrorfilm zu machen, denn in diesem Genre zerschellen die wenigen filmischen Versuche oft wie Schiffe im Sturm. „Wendy 2 – Freundschaft für immer“ bietet ein weiteres Reiterhof-Abenteuer für das Kinder- und Jugendpublikum. Regisseur Hanno Olderdissen hat schon mit „Rock My Heart“ bewiesen, dass er etwas von Pferden und der Faszination für sie versteht.
Omar Sy, der Star aus dem Hit „Ziemlich beste Freunde“, ist der Hauptdarsteller der französischen Komödie „Docteur Knock – Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen“. Aber das hilft diesem Film auch nicht wirklich aus der Patsche.
Die Verlegerin
Regie: Steven Spielberg, Verleih: Universal Pictures
Im Jahr 1971 hat die Verlegerin der Washington Post, Katharine Graham (Meryl Streep), zwei große Probleme am Hals. Zum einen bereitet sie den Börsengang ihrer Zeitung vor und wird von den Bankern und Anwälten um sie herum als Frau nicht wirklich ernst genommen. Sie ist noch neu auf dem Posten der Verlegerin, den sie von ihrem verstorbenen Mann geerbt hat. Da drängt sie der Chefredakteur der eigenen Zeitung, Ben Bradlee (Tom Hanks), der Veröffentlichung der geheimen Pentagon Papers zuzustimmen. Sie belegen, dass die Lage im immer noch stattfindenden Vietnamkrieg für die USA von Anfang an vertrackter war, als der Öffentlichkeit bekannt. Gerade erst hat ein Gericht der Konkurrenzzeitung New York Times verboten, über diese Regierungsdokumente zu berichten. Soll Graham den Ruin ihrer Zeitung und gar Gefängnis riskieren?
Ihr selbstbewusstes Verständnis von Pressefreiheit fiel den Amerikanern nicht in den Schoß. Sie haben es sich ganz konkret erarbeitet, indem Journalisten und Verleger erhebliche Risiken eingingen. Der investigative Journalismus entstand, der den Machthabern auf die Finger schaut. Zwei schauspielerische Ikonen, Meryl Streep und Tom Hanks, verkörpern die Hauptakteure in diesem für die amerikanische Gesellschaft so wichtigen Moment. Das sorgt für Spannung, Reibung und Herz, eine Kombination, die für Spielberg-Filme typisch ist und dieser wahren Geschichte auf überzeugende und unterhaltsame Weise gerecht wird.
Docteur Knock – Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen
Regie: Lorraine Lévy, Verleih: Wild Bunch Germany
Es sind die 1950er Jahre und in Marseille hat es sich Knock (Omar Sy) mit ein paar üblen Burschen verscherzt, denen er Geld schuldet. In seiner Not heuert er auf einem Schiff als Arzt an, ganz ohne medizinische Kenntnisse. Doch bei den Passagieren kommt er gut an und verkauft ihnen sogar teure selbstgemachte Salben. Knock studiert danach wirklich Medizin und übernimmt in einem französischen Dorf in den Bergen eine Praxis. Weil die Menschen dort so gesund sind, beginnt er ihnen systematisch irgendwelche Wehwehchen einzureden. Man muss ja schließlich Geld verdienen!
Lorraine Lévys Komödie verwendet als Vorlage ein grimmiges Theaterstück aus den 1920er Jahren. Aber sie macht daraus gut gelauntes Schmunzelkino in einem Heile-Welt-Setting. Knock ist kein böser Mensch, aber eben auch kein Engel. Wie er sich die Sympathien der Leute sichert, spielt Omar Sy gewohnt souverän und humorvoll. Aber die Rolle wirkt trotzdem konstruiert und die Witze oft altbacken. Die Mischung aus ein wenig entrückter Nostalgie, ein wenig schelmischem Abenteuer findet zu keiner überzeugenden Form und so dümpelt die Handlung unentschieden dahin.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universal Pictures (2), Wild Bunch Germany