Unter den Kinostarts der diesjährigen Weihnachtswoche finden sich sowohl lustige, als auch gefühlsbetonte Filme. Manchmal, wie im Fall des deutschen Beitrags „Dieses bescheuerte Herz“ mit Elyas M’Barek, gehen Komik und emotionales Drama sogar eine Verbindung ein.
In „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ werden vier Jugendliche in ein Computerspiel hineinkatapultiert und müssen in den Körpern erwachsener Avatare gefährliche Abenteuer in der Wildnis bestehen. Dabei gibt es für die Zuschauer einiges zu lachen. Der französische Film „La Mélodie – Der Klang von Paris“ handelt von einem Musiker, der sozial benachteiligten Kindern Geigenunterricht gibt.
Eine Frau, ihr Sohn und ihr neuer Partner erleben in dem deutschen Drama „Drei Zinnen“, wie sich schwelende Konflikte im Familienurlaub drastisch zuspitzen können. Wem die Harmonie rund um den eigenen Weihnachtsbaum gerade zuviel wird, kann seinen Gemütszustand mit so einem Film vielleicht wieder einpendeln. Und das, ohne daheim einen Streit vom Zaun brechen zu müssen. Zum Abreagieren durch Zuschauen geeignet erscheint auch der finnische Film „Kaffee mit Milch und Stress“. Darin quartiert sich ein alter Griesgram in der Wohnung seines Sohnes und seiner Schwiegertochter ein. Natürlich hat er an allem etwas auszusetzen und findet, dass die jungen Leute seinen Rat brauchen.
Aus Frankreich kommt die Dramödie „Eine bretonische Liebe“, in der es ebenfalls um Väter und familiäre Wurzeln geht, gemischt mit ein wenig Romantik. Das kam bei Kritikern mehrheitlich ganz gut an. Auf Musik setzt die Fortsetzungskomödie „Pitch Perfect 3“, genauer gesagt auf die Gesangsdarbietungen der „Bellas“. Der Cast lockt mit Namen wie Anna Kendrick, Rebel Wilson, Hailee Steinfeld.
Jumanji: Willkommen im Dschungel
Regie: Jake Kasdan, Verleih: Sony Pictures
Vier Highschool-Schüler müssen nachsitzen und wollen sich die Zeit mit einem alten Konsolenspiel vertreiben, das sie beim Aufräumen eines Lagerraums finden. Sie wählen sich unter den angebotenen Avataren je einen aus – und schwupps, landen sie unsanft in einer tropischen Wildnis. Der schmächtige Spencer freut sich, denn er findet sich nun im athletischen Körper von Dr. Bravestone (Dwayne Johnson) wieder. Der sportliche Fridge muss sich hingegen mit dem untrainierten Körper des Zoologen Moose Finbar (Kevin Hart) zufrieden geben. Die eitle Bethany entdeckt zu ihrem Entsetzen, dass sie sich den Körper eines dicken Mannes (Jack Black) ausgesucht hat. Und die Einzelgängerin Martha macht nun im sexy Outfit von Ruby Roundhouse (Karen Gillan) den Dschungel unsicher. Das Quartett muss eine Aufgabe lösen, die mit vielen Gefahren verbunden ist, um wieder zurück in die Realität zu dürfen.
Dieses Remake des Films „Jumanji“ mit Robin Williams aus dem Jahr 1995 steckt voller witziger Einfälle. Dass Dwayne Johnson und die anderen Hauptdarsteller nun Personen spielen, die das Gemüt von Teenagern besitzen, erweist sich als ergiebige Quelle für Komik. Lustig ist auch die Verbindung von Dschungelabenteuer und Computerspiel. So macht es beispielsweise nichts, wenn ein Nilpferd einen Menschen verschluckt, solange dieser noch mindestens ein weiteres Leben besitzt. Dieser gelungene Film bietet kurzweiliges Kinovergnügen.
Dieses bescheuerte Herz
Regie: Marc Rothemund, Verleih: Constantin Film
David (Philip Noah Schwarz) ist seit seiner Geburt schwer herzkrank. Weil die Pubertät seinem Herzen weiter zusetzt, erscheint es unsicher, ob er den 16. Geburtstag überhaupt erleben wird. Sein Arzt glaubt, dass ein wenig mehr Spaß dem Jungen Auftrieb und neue Widerstandskraft geben könnte. Er kommandiert seinen nichtsnutzigen Sohn Lenny (Elyas M’Barek), einen Studienabbrecher und Disco-Stammgast, dazu ab, mit David Zeit zu verbringen. Der Teenager blüht sofort auf und hat eine Menge Ideen, was er unternehmen möchte. Aber Lenny bekommt kalte Füße, als David in einem Kaufladen plötzlich umkippt und Sauerstoff braucht.
Regisseur Marc Rothemund hat sich nach „Mein Blind Date mit dem Leben“ wieder einer wahren Geschichte angenommen. Der Journalist Lars Amend und der Jugendliche Daniel Meyer haben ein Buch über ihre Freundschaft geschrieben, das dem gleichnamigen Film als Vorlage diente. In der Rolle des leichtlebigen Lenny zieht Elyas M’Barek wieder einmal einige Register der Unkorrektheit, die zu seinem Image aus den „Fack ju Göhte“-Filmen passen. Aber er bekommt auch Gelegenheit zum Ausflug ins ernste Fach, denn trotz aller Komik der Handlung steht es schlecht um David. Wie sehr er körperlich leidet und wie nahe er dem Tod ist, wird sehr eindrücklich geschildert. Dennoch ist der Tonfall dieser gelungenen Verfilmung wunderbar optimistisch.
La Mélodie – Der Klang von Paris
Regie: Rachid Hami, Verleih: Prokino
Simon Daoud (Kad Merad) ist Profi-Violinist und kein Lehrer. Aber nun hat er eine Stelle als Musikpädagoge an einer Pariser Vorortschule angenommen, die ihm ein regelmäßiges Einkommen beschert. Die Sechstklässler, denen er das Geigenspiel beibringen will, können mit dem Instrument wenig anfangen. Aber der Außenseiter Arnold (Renély Alfred) nimmt den Unterricht ernst und zeigt Simon, dass sein Engagement hier nicht verkehrt ist.
Die Kinder mit Migrationshintergrund, die Simon für das Geigenspiel motivieren will, ahnen schon, dass sie nicht zur privilegierten gesellschaftlichen Schicht des Landes gehören. Simon kommt daher schnell an seine Grenzen, als er sie für das disziplinierte Üben an der Geige begeistern will. Aber wie in Schuldramen üblich, bewirkt die Beschäftigung mit Kunst Wunder. Der Film bleibt angenehm realitätsnah und beschönigt die Schwierigkeiten nicht, die dieses Bildungsexperiment nach sich zieht. Kad Merad, der oft in Komödien zu sehen war, überzeugt auch in dieser ernsten Rolle.
Bianka Piringer
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