In dieser Woche ist die Anzahl der Kinostarts überschaubar. Aber es befinden sich darunter ein paar verheißungsvolle Titel, wie „The Square“, der auf dem Filmfestival in Cannes 2017 die Goldene Palme gewann.
Der Spielfilm „Borg/McEnroe“ führt seine beiden charakterlich sehr unterschiedlichen Tenniskontrahenten hin zum legendären Wimbledon-Finale des Jahres 1980. Aus Deutschland kommt eine interessante Jugendbuchverfilmung mit dem Titel „Es war einmal Indianerland“. Ebenfalls eine Romanverfilmung, nämlich des gleichnamigen Krimis von Jo Nesbø, ist der Thriller „Schneemann“ mit Michael Fassbender. Ein weiterer Thriller mit dem Titel „Geostorm“ schickt den von Gerard Butler gespielten Filmhelden ins All, wo er verhindern soll, dass ein manipuliertes Satellitensystem eine globale Unwetterkatastrophe auslöst. Einstürzende Wolkenkratzer und ähnlich spektakuläre Bilder entschädigen aber nicht für die Holprigkeiten der unglaubwürdigen, schnell zusammengestrickten Story.
In „Clash“ packt der ägyptische Regisseur Mohamed Diab die gesellschaftlichen Konflikte in Kairo im Sommer 2013 in eine verdichtete fiktionale Handlung. Und der Filmemacher Nahuel Lopez porträtiert in seinem Dokumentarfilm „Daniel Hope – Der Klang des Lebens“ einen berühmten Violinisten.
The Square
Regie: Ruben Östlund, Verleih: Alamode Film
Christian (Claes Bang) ist Kurator im Stockholmer Museum für moderne Kunst. Er bereitet gerade eine Begleitausstellung zum neuen Kunstwerk „The Square“ vor, einem abgezirkelten Quadrat auf dem Boden. Dieses soll zum Nachdenken über soziale Unterschiede und das menschliche Miteinander anregen. Aber der Versuch, mit Hilfe eines reißerischen Youtube-Videos Aufmerksamkeit zu generieren, führt zu einem Skandal. Und auch privat begibt sich Christian auf dünnes Eis, denn er will sich sein gestohlenes Handy eigenmächtig wiederbeschaffen. Dabei macht er sich einen Feind, mit dem er nicht gerechnet hat.
Wie schon in dem Familiendrama „Höhere Gewalt“ geht es bei Ruben Östlund auch diesmal um einen modernen skandinavischen Mann in Nöten. Irgendwie erweist sich das männliche Rollenbild als brüchig, es verlangt einen Macher mit Durchblick, der niemandem auf die Füße treten soll. An Christian, dem privilegierten Kurator, wird genüsslich demonstriert, wie schnell Image und Realität auseinanderdriften können. Mit sozialkritischer Ironie führt Östlund zugleich die Doppelmoral und Selbstgefälligkeit des akademischen Bürgertums vor. Er ätzt über moderne Kunst, Menschen, die wortreich verbergen, dass sie keine eigene Meinung haben, die sich für tolerant halten und um die bettelnden Migranten auf der Straße einen Bogen machen. Mit seiner inhaltlichen Bandbreite regt der sehr unterhaltsame Film zum Weiterdiskutieren an.
Es war einmal Indianerland
Regie: Ilker Çatak, Verleih: Camino Filmverleih
Der 17-jährige Mauser (Leonard Scheicher) wohnt in Hamburg in einem Blockviertel für die untere Einkommensschicht. Er bereitet sich auf einen Boxwettkampf vor, aber da verpasst ihm das Leben einen rechten Haken. Sein Vater hat die Stiefmutter getötet und sich aus dem Staub gemacht. Mauser kann sowieso nicht mehr klar denken, denn die Liebe hat ihm den Kopf verdreht und er versteht nicht, was ihm seine Gefühle sagen. Ist nun das lustige, reiche Partygirl Jackie (Emilia Schüle) die Richtige, oder vielleicht doch eher diese Edda (Johanna Polley), die sich immer mit ihm treffen will?
Der deutsche Regisseur Ilker Çatak legt ein fulminantes Spielfilmdebüt vor, das auf dem gleichnamigen Jugendroman von Nils Mohl basiert. Er folgt der Perspektive des jungen Helden, dessen Welt mächtig durcheinandergerät. Statt einer linearen Erzählung der Ereignisse springt der Film also munter zwischen den Zeiten und Schauplätzen herum. Die Intensität des Erlebens erklimmt bei Mauser schon mal fiebrige Höhen. Mit stilistischem Mut zu neuen Wegen beschert der Film auch seinem Publikum ein entsprechend rastlos-rauschhaftes, aber dabei angenehm leichtfüßiges Kinoerlebnis.
Borg/McEnroe
Regie: Janus Metz, Verleih: Universum
Im Jahr 1980 steht der schwedische Tennisspieler Björn Borg (Sverrir Gudnason) im Zenit seiner sportlichen Karriere. Der Weltranglistenerste will nun in Wimbledon ein fünftes Mal siegen. Der psychische Druck wird beinahe unerträglich und erinnert ihn an seine holprigen Anfänge im Tennissport. Da war er noch keineswegs der kühl-beherrschte Spieler, sondern ein hitzköpfiger Junge (der junge Björn wird im Film von Borgs Sohn Leo gespielt). Und nun soll er wieder einem Hitzkopf gegenüberstehen, dem jungen Amerikaner John McEnroe (Shia LaBeouf), der als Rüpel verschrien ist.
Der dänische Regisseur Janus Metz sorgt sehr geschickt für eine wachsende Spannung, während der Film seine Kreise um das Wimbledon-Match im Finale enger zieht. Er porträtiert nämlich die beiden Tenniskontrahenten als gegensätzliche Charaktere, nur um zu demonstrieren, dass sie doch mehr verbindet. Mit häufigen Rückblenden in Borgs Vergangenheit eruiert der Film vor allem die Gefühlswelt der schwedischen Tennislegende sehr überzeugend. Er setzt diesem Mann, der seinen Platz an der Spitze noch einmal unter Aufbietung aller mentalen und physischen Kraft verteidigt, ein sympathisches, berührendes Denkmal.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Alamode Film, Camino Filmverleih, Universum Film