Die Kinostarts dieser Woche haben nicht nur leichte, sommerliche Kost, sondern auch Schwergewichtiges zu bieten. An erster Stelle wäre da der Fantasyfilm „Der Dunkle Turm“ zu nennen, der auf dem gleichnamigen, achtbändigen Epos von Stephen King basiert.
Das Historiendrama „Der Stern von Indien“ vertieft sich in die problematische Rolle, die England bei der Abspaltung Pakistans von Indien gespielt hat. Die Regisseurin Lisa Azuelos erzählt vom Leben der unvergesslichen Sängerin Dalida in ihrem gleichnamigen Biopic. Musik spielt auch in dem Tanzfilm „Heartbeats“ eine wichtige Rolle. Darin verliebt sich eine junge, tanzbegeisterte Amerikanerin auf Indienbesuch in einen einheimischen Tänzer. Auch die deutsche Beziehungs-Dramedy „Die Hannas“ ist im Ton recht locker und beschwingt geraten.
Doch was wäre ein sommerliches Kinoprogramm ohne ein Roadmovie? „Helle Nächte“ von Thomas Arslan schickt einen Vater und seinen entfremdeten Sohn auf eine ziemlich konfliktreiche Kennenlernreise durch Nordnorwegen. Die deutsche Komödie „Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille“ handelt von einem Vater und seiner Tochter und spielt auf einem Campingplatz, weil der Vater seine Bleibe verloren hat. Urlaubsfeeling kommt beim französischen Spielfilm „Der Wein und der Wind“ auf, der von drei Geschwistern erzählt, die den Weinberg ihres Vaters erben.
Helle Nächte
Regie: Thomas Arslan, Verleih: Piffl Medien
Michael (Georg Friedrich) reist zur Beerdigung seines Vaters nach Nordnorwegen und nimmt seinen 14-jährigen Sohn Luis (Tristan Göbel) mit, der bei der Mutter wohnt. Michael schlägt vor, noch ein paar Tage länger zu bleiben und eine Wanderung zu machen. Doch die Beziehung, die über Jahre gefehlt hat, lässt sich nicht so einfach herstellen. Während sich die Sonne nachts weigert, unterzugehen, bleibt die zwischenmenschliche Atmosphäre düster.
Der deutsche Regisseur Thomas Arslan hat ein minimalistisches Roadmovie inszeniert, das dem Klischee über glückliche Vater-Sohn-Outdoortrips vollkommen zuwiderläuft. Georg Friedrich spielt einen relativ unsympathischen und unbeholfenen Mann, der leicht aufbraust und den sein pubertärer Sohn kühl auflaufen lässt. Tristan Göbel wirkt in dieser wortkargen Rolle sehr souverän. Es wird viel geschwiegen, auf der Fahrt gerät die negative Stimmung schon mal außer Kontrolle. So kann es eben in Wirklichkeit aussehen, wenn ein Vater und sein Sohn zusammen Ferien machen. Der ungewöhnliche Film bietet trotz seines Realismus auch ein spannendes Drama-Finale.
Der Wein und der Wind
Regie: Cédric Klapisch, Verleih: Studiocanal
Nach dem Tod ihres Vaters müssen drei Geschwister Jean (Pio Marmaï), Juliette (Ana Girardot) und Jérémie (François Civil) entscheiden, was mit dem Weinberg im Burgund geschehen soll. Jean, der der Heimat schon vor zehn Jahren den Rücken kehrte und aus Australien angereist ist, möchte verkaufen. Jérémie arbeitet auf dem Gut seines Schwiegervaters in der Nachbarschaft. Juliette aber möchte das Weingut weiterführen und ihren eigenen Wein herstellen. Die Weinlese steht an und die Geschwister arbeiten zusammen. Werden sie sich auch geschäftlich einig werden?
Warum der französische Wein einen ausgezeichneten Ruf genießt, wird auch beim Betrachten dieses sehr realitätsnahen Dramas verständlich. Man muss schon im Elternhaus mit den Arbeitsabläufen im Weinberg und der Kunst der Weinherstellung vertraut gemacht werden, um dann, wie Juliette, Aussicht auf einen erstklassigen Jahrgang zu haben. Die Konflikte der drei Geschwister sind eingebettet in einen Jahreszyklus im Weinbau, der mit schönen Landschaftsaufnahmen eingefangen wird. Der nüchterne, fast dokumentarische Tonfall und das kontrovers diskutierte Thema der Verwurzelung ergeben einen modernen französischen Heimatfilm. Das Zuschauen erfordert etwas Geduld, aber es lohnt sich.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Piffl Medien, Studiocanal