Die Kinostarts der neuen Woche bieten Komik, Drama, Action, manchmal sogar alles im selben Film. Ein historischer Kostümfilm und eine Hollywoodkomödie vertiefen sich in Biografie und Werk außergewöhnlicher Persönlichkeiten aus dem realen Leben.
In „The Disaster Artist“ erzählt James Franco, wie der Regisseur Tommy Wiseau seinen Film “The Room“ drehte, der 2003 herauskam und als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten Kultstatus erreichte. Das Drama „Licht“ widmet sich einer in Vergessenheit geratenen Künstlerin, der Musikerin Maria Theresia von Paradis, die im 18. Jahrhundert in Österreich lebte. Die blinde Frau unterzog sich als 18-Jährige einer Therapie beim Wunderheiler Franz Anton Mesmer, um wieder sehen zu lernen.
Um eine Hochzeit, ihre Organisation und alles, was dabei schiefgehen kann, geht es in der französischen Komödie „Das Leben ist ein Fest“. Sie wird aus der Perspektive der professionellen Crew erzählt, die die Feier nach den Anweisungen eines peniblen Bräutigams ausrichtet. Das klappt natürlich nicht ganz wie vorgesehen. Einer Hochzeit zuzuschauen, macht sowieso Spaß, und diesen Kellnern und anderen Bediensteten, die sich bemühen, Pleiten, Pech und persönliche Dramen zu kaschieren, erst recht.
Zum Thriller-Genre zählen der amerikanische Film „Criminal Squad“ mit Gerard Butler und die deutsche Produktion „Freddy/Eddy“ mit Jessica Schwarz. Spannung verspricht aber auch der dritte Teil der Sci-Fi-Actiontrilogie „Maze Runner“, der den Untertitel „Die Auserwählten in der Todeszone“ trägt. Regisseur Paul Thomas Anderson lässt in „Der seidene Faden“ die schwierige Beziehung eines Haute-Couture-Designers und einer jungen Frau in Richtung Krimi laufen. Für dieses Werk gab es kürzlich sechs Oscar-Nominierungen.
In „Die kleine Hexe“, der Realverfilmung des Kinderbuchklassikers von Otfried Preußler, schlüpft Karoline Herfurth in die Titelrolle der aufmüpfigen Nachwuchsmagierin. Wer gerne über die Zukunft und neue Gesellschaftsmodelle diskutiert, sollte sich den Dokumentarfilm „Free Lunch Society“ nicht entgehen lassen. Denn darin wird kenntnisreich für ein bedingungsloses Grundeinkommen plädiert. Interessant ist es auch zu erfahren, dass diese Idee schon vor Jahrzehnten in den USA und Kanada experimentell erprobt wurde.
Licht
Regie: Barbara Albert, Verleih: Farbfilm
Im Jahr 1777 kommt die blinde Klavierspielerin Maria Theresia Paradis (Maria Dragus) zur Behandlung ins Haus des Wiener Wunderheilers Franz Anton Mesmer (Devid Striesow). Der Mann experimentiert mit einer neuen Variante des Heilmagnetismus, bei der er auf Hilfsmittel verzichtet. Es handelt sich um eine frühe Form der Hypnose, zu einer Zeit, in der psychische Mechanismen noch unerforscht sind. Die junge Frau blüht auf, weil sie nicht mehr unter der Aufsicht ihrer strengen Eltern ist, und beginnt sogar zu sehen. Das ist eine medizinische Sensation, über die sich Mesmer allerdings mehr freut als die Patientin selbst.
Barbara Albert präsentiert einen Historienfilm von jugendlicher Frische. Maria Theresia, das blinde Wunderkind am Klavier, wird aus heutiger Sicht porträtiert. Ihre Blindheit ist nicht nur Fluch in einer Zeit, in der gesunde junge Frauen nicht Karriere machen dürfen, sondern heiraten sollen. Die außergewöhnlichen Charaktere, die wahre Geschichte und die hervorragenden darstellerischen Leistungen machen diesen Film zum Genuss.
Der seidene Faden
Regie: Paul Thomas Anderson, Verleih: Universal Pictures
In den 1950er Jahren reißen sich die Damen der Londoner Gesellschaft um die Kreationen des Haute-Couture-Schneiders Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis). Der Junggeselle holt sich die Kellnerin Alma (Vicky Krieps) als neue Lebensgefährtin ins Haus. Sie soll ihm als Muse dienen und sich sonst möglichst unauffällig im Hintergrund halten. Das gefällt Alma auf Dauer aber nicht. Sie will, dass ihr der Meister mehr Beachtung schenkt.
Das Psychodrama, das sich im Hause dieses fiktiven Designers abspielt, inszeniert der Amerikaner Paul Thomas Anderson mit viel satirischem Humor. Daniel Day-Lewis, der angekündigt hatte, dass diese Filmrolle seine letzte sein werde, spielt den von sich selbst eingenommenen Pedanten mit sichtlichem Spaß. Vicky Krieps macht neben ihm auch eine gute Figur. Das Drama hat einige Längen, ist aber wegen seiner Mischung aus Spannung und Witz ganz unterhaltsam.
The Disaster Artist
Regie: James Franco, Verleih: Warner Bros.
Ende der 1990er Jahre will der junge Greg Sestero (Dave Franco) Schauspieler werden. Er lernt Tommy Wiseau (James Franco) kennen, dessen Karriere ebenfalls nicht so recht vorankommt. Wiseau beschließt, mit Sestero einen eigenen Spielfilm zu drehen. Weil Wiseau Geld hat, mietet er seine eigene Crew und die Dreharbeiten können beginnen. Doch am Set erweist er sich als äußerst launischer Mensch, der alles selbst bestimmen will und sich nichts sagen lässt.
James Franco erzählt nach einer Buchvorlage von Sestero und Tom Bissell über die chaotischen Dreharbeiten zum Spielfilm „The Room“, den Tommy Wiseau aus eigener Tasche finanzierte. Die Allüren Wiseaus, der sich am Set als großer Künstler aufspielt, erinnern an diejenigen echter Hollywoodberühmtheiten. So wird die Komödie auch eine Art satirische Abrechnung mit der Traumfabrik, in der das Talent so unterschiedlich verteilt ist und Höhenflüge schwer zu steuern sind. Die skurrile Geschichte entpuppt sich als reizvolles Kinovergnügen.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Farbfilm Verleih (2), Universal Pictures, Warner Bros.