Die Kinostarts dieser Woche werden angeführt von „Underworld: Blood Wars“ und dem neuen Film von Regisseur Clint Eastwood, „Sully“. Der Hollywood-Veteran Eastwood hatte mit seinem vorigen Spielfilm „American Sniper“ über den militärischen Scharfschützen Chris Kyle viele seiner Fans irritiert. Vor allem in Europa wurde die fehlende kritische Distanz zur Titelfigur und ihren Taten bemängelt. Nun widmet sich Eastwood einer weniger umstrittenen Heldenfigur, dem Piloten Chesley Sullenberger. Der Mann hatte 2009 weltweit für Schlagzeilen gesorgt, weil ihm die Notlandung eines defekten Airbus A320 auf dem Hudson River in New York gelungen war. Dabei waren alle 155 Menschen an Bord unverletzt geblieben. Folglich wird auch filmisch kaum noch viel schiefgehen, zumal Tom Hanks die Titelrolle spielt.
Das Biopic „Marie Curie“ befasst sich mit einer Heldin der Naturwissenschaften. Die Radioaktivitätsforscherin Marie Curie ging als zweifache Nobelpreisträgerin in die Geschichte ein. Aber leider porträtiert die deutsche Regisseurin Marie Noëlle sie hauptsächlich als schöne Frau und tief empfindende Gattin, Geliebte, Mutter. Da macht das sehenswerte deutsche Drama „Die Hände meiner Mutter“ schon einen besseren Eindruck. Denn es setzt sich sehr ernsthaft mit dem schwierigen Thema des sexuellen Missbrauchs in der Familie auseinander.
Underworld: Blood Wars
Regie: Anna Foerster, Verleih: Sony Pictures
Die Vampirin und Todeshändlerin Selene (Kate Beckinsale) ist bei den Blutsaugern in Ungnade gefallen. Doch nun wird sie gerufen, um ihnen im Kampf gegen die Lykaner zu helfen. Die Werwölfe sind unter ihrem Anführer Marius (Tobias Menzies) so erstarkt, dass sie ihre ewigen Kriegsgegner auslöschen könnten. Aber Selene und ihr Gefährte David (Theo James) müssen bald feststellen, dass die Vampirherrscherin Semira (Lara Pulver) Böses gegen sie im Schilde führt.
Nach „Underworld: Awakening“ aus dem Jahr 2012 geht es nun in die fünfte Runde der düsteren Horror-Action. Kate Beckinsale wirkt ausgesprochen sexy in hautengen schwarzen Outfits. Und auch sonst überzeugen die Schauwerte. Vampire reagieren bei Lichteinfall wie ein Stück Papier im Feuer, grimmige Haudegen verwandeln sich im Kampf in zähnefletschende Raubtiere. Hier geht es garantiert ernst zur Sache. Dazu passen die stilvollen Schlosskulissen, eisigen Landschaften, die Farbpalette aus grauen und schwarzen Tönen. In einem solchen Ambiente kommen blutrote Beigaben besonders gut zur Geltung.
Die Hände meiner Mutter
Regie: Florian Eichinger, Verleih: farbfilm
Der 39-jährige Ingenieur Markus (Andreas Döhler) erinnert sich auf einer Familienfeier plötzlich an eine verdrängte Wahrheit aus Kindertagen. Seine Mutter hatte ihn öfter sexuell missbraucht. Er erzählt seiner Frau Monika (Jessica Schwarz) davon, bricht mit der Mutter, will zum Therapeuten gehen. Doch die Psychologen glauben ihm nicht so recht oder können ihn nicht verstehen. Markus schlittert in eine gravierende Lebenskrise.
Regisseur Florian Eichinger setzt sich differenziert und schonungslos mit sexuellem Missbrauch in der Familie auseinander. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass einmal nicht der Vater, sondern die Mutter die Taten begeht. Und dass das Opfer viele Jahre später überraschend von seinem Kindheitstrauma eingeholt wird. Das Spiel von Andreas Döhler beeindruckt ebenso wie die realitätsnahe Inszenierung. Sie schildert die Not des Opfers und die fatalen Folgen des Stillschweigens mit hoher Glaubwürdigkeit und frei von reißerischen Tönen. Dabei nimmt die Geschichte auch das soziale Umfeld sehr überzeugend ins Visier.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Sony Pictures, farbfilm verleih