Korosensei aus Assassination Classroom ist gelb, süß, verständnisvoll und der beste Lehrer, den sich ein Schüler wünschen kann – dumm nur, dass er in einem Jahr die komplette Erde zerstören wird.
Korosensei sieht mit seinem breiten Grinsen und seiner fast schon kitschigen Lehrerkutte aus wie das netteste Tentakelwesen, das die Erde jemals überfallen hat. Doch hinter ihm steckt mehr: Er besitzt unermessliche Kräfte. Er zerstörte bereits den Mond und möchte als nächstes unsere heiß geliebte Erde in ihre atomaren Bestandteile versetzen. Die menschlichen Militärs kennen keinen Ausweg und sind hoffnungslos unterlegen. Doch Korosensei gibt der Menschheit noch eine Chance: Er möchte ein Jahr lang eine Schulklasse unterrichten. Eine Schulklasse, die das Schicksal der Menschheit ändern kann.
Tödliche Schule
Willkommen in Klasse 3-E der Kunugigaoka-Mittelschule. Die Schüler dieser Klasse gelten als hoffnungslose Fälle: Nicht besonders klug, soziale Außenseiter – und schon im zarten Jugendalter meißeln ihre Mitmenschen ihre Zukunft in Stein. Eine Zukunft haben sie nämlich nicht: Sie sind dazu verdammt, für den Rest ihres Lebens der Bodensatz der Gesellschaft zu bleiben.
Die Schüler staunen nicht schlecht, als sich im neuen Schuljahr das gelbe Tentakelwesen als ihr neuer Klassenlehrer vorstellt. Als wäre es nicht überraschend genug, dass sich überhaupt ein Lehrer ermbarmt, sie zu unterrichten, ist ihr neuester Pauker nicht nur ganz und gar außerirdisch, sondern gibt der Klasse eine noch ganz und gar ungewöhnliche Hausaufgabe:
Ermordet mich innerhalb dieses Schuljahres, ansonsten werde ich die Erde zerstören.
Mathe, Englisch, Töten
Von nun an wird im Klassenzimmer nicht mehr nur mit mathematischen Gleichungen und englischem Vokabular hantiert, sondern auch tödliche Waffen geschwungen (oder zumindest Waffen, die für ein gelbes Oktopuswesen tödlich sind). Sich Korosenseis schleimiger Präsenz zu entledigen, entpuppt sich jedoch selbst nach unzähligen Schulstunden in der Kunst des Tötens als äußerst knifflig. Korosensei überhaupt zu erwischen, stellt sich bereits als fast unmöglich dar: Er kann nämlich nicht nur nett grinsen, sondern sich auch mit Überschallgeschwindigkeit fortbewegen – und selbst, wenn man ihn einmal treffen sollte, wachsen seine Gliedmaßen in Windeseile einfach wieder nach.
So verbringen die Schüler das Schuljahr damit, die potentiellen Schwachstellen ihres Lehrers zu analysieren, um ihm irgendwann aller Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz die Lebenslichter auspusten zu können.
Der beste Lehrer
Schnell wird den Schülern allerdings noch etwas ganz anderes klar: Korosensei ist ein durch und durch liebenswertes Wesen. Erstmals in ihrem Leben engagiert sich ein Lehrer für die vermeintlich hoffnungslosen Fälle der Gesellschaft. Er glaubt an sie, nimmt sich Zeit und findet selbst im hoffnungslosesten Fall noch einen Funken Hoffnung.
Einfach nur zu dumm, dass er die Erde auslöschen möchte. Wie verhält man sich, einem solchen inneren Zwiespalt ausgesetzt?
Live-Action mit Manga-Charme
Realverfilmungen von Mangas wirken oftmals komisch – und das auf einer durch und durch unfreiwilligen Art und Weise. Obwohl Assassination Classroom 1 auf dem Papier alle Zutaten für einen Film besitzt, der aus seinem ursprünglichen Medium gerissen einfach nicht so richtig funktionieren will, hat Regiesseur Eiichiro Hasumi ein geschicktes Händchen bewiesen und eine Adaption aus den Ärmeln geschüttelt, die ihrer Vorlage gerecht wird.
Die abstruse Mischung aus Untergangsstimmung, Schulleben und einem Bösewicht, der nicht nur süßer aussieht als eine Hauskatze, sondern sich auch einfach nicht so richtig böse anfühlen will, bekommt durch die Kollision zwischen realen Darstellern und einem omnipräsenten CGI-Wesen in dieser Version noch zusätzlichen Ausdruck verliehen.
Auch wenn bekannte Schauspieler wie Ryosuke Yamada und Kippei Shiina eine tolle Figur machen, ist es natürlich eben jenes Computerwesen, welches zu begeistern weiß. Erstellt vom CGI-Studio Robot Communications (Space Battleship Yamato) fasziniert Korosensei nicht nur mit einem tollen Look, sondern auch mit abgefahrenen Animationen, die den speziellen Charme der Manga-Vorlage voll und ganz einfangen.
Auf Licht folgt allerdings auch Schatten: Einen umfangreichen Manga auf Filmlänge zusammenzukürzen, ist immer wieder ein schwieriges Unterfangen. Und so verstreicht auch in Assassination Classroom 1 die Zeit wie im Flug – vergingen in Film fiktive Monate, fühlt es sich für den Zuschauer so an, als wäre gerade einmal eine Woche vergangen. Das Gefühl tatsächlich der Entwicklung eines längeren Zeitraums und nicht nur wenigen Schnappschüssen zu folgen, fehlt leider etwas.
Assassination Classroom 1 – Fazit
Assassination Classroom 1 präsentiert sich als eine mehr als gelungene Live-Action-Adaption des Manga- und Anime-Hypes. Trotz kleinerer Mängel handhelt es sich hierbei nicht nur um Fanservice für Japano-Fans — sondern um einen faszinierenden Film, der mit seiner absurd-genialen Thematik jedem ausdrücklich ans Herz gelegt werden kann, der ein offenes Auge für Filme der etwas anderen Sorte beweist.
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