Reboot Kapitel 3: Star Trek Beyond läuft in den Kinos. Wir haben uns den Blockbuster angeguckt und fanden ihn solide: eine Verneigung vor der Original-Serie, jedoch mit viel mehr Action.
Die Enterprise hat drei Jahre einer fünfjährigen Mission in den Tiefen des Alls zur Erforschung desselben hinter sich gebracht. Bei einem Zwischenstopp trifft die Kapitänin eines anderen verunglückten Schiffes auf die Crew der Enterprise und bittet darum, ihre verschollene Mannschaft zu retten. Kurzum entschließt sich der von Selbstzweifel geplagte Captain Kirk zu der Rettungsmission aufzubrechen. Doch was sie hinter den dichten Partikeln einer kosmischen Wolke finden, ist eine Falle, welche die Enterprise samt Crew auseinanderreißt. Auf einem gefährlichen Planeten gestrandet, müssen sich Spock, Kirk, Pille, Scotty und co. erst wiederfinden, um das Geheimnis hinter dem übermächtigen Feind mithilfe einer anderen Gestrandeten zu lüften und nicht weniger als das Universum zu retten.
Alte Nummer neu aufgesetzt – mit viel Krach
Star Trek Beyond beschwört alte Raumschiff Enterprise-Geister und wird zur Blockbuster-Version einer Folge der klassischen Serie. So ist jedenfalls die Wirkung. Einzelne Grüppchen von Enterprise-Crewmitgliedern stranden verteilt auf der Oberfläche eines felsigen Planeten, um sich mit technischen Finessen oder akrobatischen Kampfeinlagen dem Ziel zu nähern: die Zusammenführung der Mannschaft und das Überwältigen des merkwürdig eindimensionalen, per Maske aber gut inszenierten Bösewichtes. Dabei spielt der Retrofaktor stets eine große Rolle. Die zerklüfteten Felsen des Planeten nähern sich den Requisiten der Originalreihe auf eine merkwürdige Weise gut an. Auch eine Spritztour mit einem verstaubten Motorrad lässt sich Kirk nicht entgehen. Wenn er aber schon am Anfang des Films eines seiner senfgelben Hemden zerreißt und vor dem Kleiderschrank steht, um sich ein neues von unzähligen einfarbigen Stücken auszusuchen, muss man einfach schmunzeln.
Dennoch ist Star Trek Beyond keineswegs so spröde und ruhig wie die frühe Serie. Regisseur Justin Lin, bekannt durch vier Fast & Furious-Filme, lässt es hier schon früh krachen. Auch die Lust an der Zerstörung lässt einen Vergleich zu SciFi-Blockbustern wie Transformers oder Independence Day zu. Die große Leinwand muss ausgefüllt werden – und was kann da besser sein als großflächige Explosionen und das buchstäbliche Auseinanderfleddern jenes ikonischen Raumschiffes in einem Schwarm zerstörerischer Jets?
Star Trek Beyond: Die Crew
Man nimmt Chris Pine seine Rolle als Captain Kirk immer mehr ab. Über die bisherigen drei Filme des Star Trek-Reboots mauserte er sich vom rebellischen Underdog zum Karriere machenden Befehlshaber seiner Crew. Doch auch er ist nicht ohne Ecken und Kanten. Nach drei Jahren auf Mission sucht er sich selbst und findet dieses Ich vielleicht sogar auf seinem Abenteuer gegen Oberbösewicht Krall. Dieser wird von Idris Elba in einer wunderbaren Maske gespielt. Leider bekommt er nicht den größten Raum an Charakterentwicklung, doch eine kleine Überraschung hält er dennoch bereit. Spock (Zachary Quinto) plagen auch alte Geister, aber der Plot macht aus seiner Story nicht viel. Die gestrandete Jaylah (Sofia Boutella) macht in ihrer Rolle als technisch versierte Punk-Amazone eine gute Figur. Leider bleiben die andere Crewmitglieder eher eindimensional und auf ihre Bordfunktionen beschränkt: Pille gibt beim Verarzten lustig-lockere Sprüche von sich, Uhura (Zoë Saldaña) kommuniziert mit Krall und Chekov (der leider viel zu früh verstorbene Anton Yelchin) quält mit seinem Akzent. Einzig Leutnant Sulu (John Cho) bekommt ein wenig Platz, um zeitgemäßen Humanismus zu demonstrieren. In einer sehr kurzen Szene hat er Zeit, seinen Lebensgefährten samt Tochter in den Arm zu nehmen. Dieses filmische Coming Out wurde im Vorfeld heftig diskutiert und selbst Original-Sulu-Schauspieler George Takei kritisierte diese Figurenentwicklung. Doch seien wir einmal ehrlich: das Thema Homosexualität wurde in Star Trek Beyond so sehr an den Rand gedrückt, dass es dem Otto Normal-Blockbuster-Zuschauer vermutlich nicht einmal auffällt.
Auch die Diskussion um einen William Shattner-Auftritt wurde schon früh angeheizt. Doch seit einigen Monaten wissen wir, dass es diesen nicht geben würde. Dennoch ließ man es sich nicht nehmen und demonstrierte noch einmal Ehrfurcht vor der ‚alten‘ Crew. Schließlich auch der verstorbene Leonard Nimoy wurde samt Filmtod geehrt. Ihm und Chekov-Darsteller Anton Yelchin wurde Star Trek Beyond gewidmet. Nebenbei kann den Score des Films durchaus loben. An die Seite der typischen Filmmusik reiht sich im Film selbst als „Klassische Musik“ betitelte Varianten heutiger moderner Stücke, die einen netten Sidekick darstellen und ruhig auch als handlungstreibend bezeichnet werden dürfen.
Star Trek Beyond läuft seit dem 21.07.2016 in deutschen Kinos. Alle Trekkies der alten und neuen Filme werden begeistert sein. Auch Blockbuster-Kinogänger werden ihre Freude haben. Ein durchaus solider Film, mit den ein oder anderen Star Trek-typischen Logikfehlern.
Marc Zehmke
Bildquelle(n): Paramount Pictures