Die Jäger stürzen sich in Attack on Titan in den Kampf gegen die Titanen. Ob die Schauspieler ihren Anime- beziehungsweise Manga-Vorbildern gerecht werden, verraten wir euch im Folgenden.
Titanen auf dem Vormarsch
Hinter drei 50 Meter hohen Mauern haben sich die Menschen vor den Titanen, riesigen, menschenähnlichen Wesen ohne sichtbares Mitgefühl oder Verstand, sicher gefühlt. Auch Eren, Mikasa und Armin haben noch nie solch ein Monster zu Gesicht bekommen. Doch eines Tages bricht ein gewaltiger Titan ein Loch in die erste Mauer und unzählige dieser Kreaturen dringen durch. Sie veranstalten ein Massaker und Eren kann nur zusehen, wie auch Mikasa den Monstern zum Opfer fällt. Den Menschen bleibt nichts anderes übrig, als sich hinter die zweite Mauer zu retten und das Gebiet hinter der ersten aufzugeben. Zwei Jahre später ist es endlich soweit, Eren und Armin treten ihren Dienst beim Aufklärungstrupp an. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, das verlorene Land zurückzuerobern, indem sie das Loch in der Mauer schließen und alle Titanen zwischen der ersten und zweiten Mauer töten.
Die Reste einer vergangenen Zeit
Die Realverfilmung schlägt einen anderen Weg ein als der Manga und der Anime. Statt mittelalterlichen, bäuerlichen Häusern und Trachten tragen die Menschen zerschlissene, moderne Kleider und leben zwischen Hochhäuserruinen, Flugzeugwracks und anderen Resten einer modernen Zivilisation. Auch die Farbstimmung im Bild ist meist grau und düster im Gegensatz zum recht bunten, hellen Anime. Das erzeugt eine verzweifeltere Grundstimmung. Trotzdem ist der erste Moment, in dem man die Titanen sieht, einer, in dem man sich zumindest ein Grinsen nicht verkneifen kann. Sie sehen zwar auch im Anime und Manga kurios und oft witzig aus – echte Menschen so zu sehen, ist allerdings nochmal eine Spur merkwürdiger. Dennoch ist die Umsetzung der Titanen in meinen Augen damit gut gelungen.
Blut fließt oft und auch nicht zu knapp. An manchen Stellen wirkt der Film schon wie ein Splatterstreifen, besonders zu Beginn, wenn die Titanen die Stadt überfallen. Die Actionszenen, in denen die 3D-Manöver zum Einsatz kommen, sehen gut aus und wirken überzeugend. Schade ist dabei, dass sie nicht so oft zum Einsatz kommen, wie man es sich gewünscht hätte. Das könnte aber am Budget des Films liegen, denn diese Szenen sind sicher die aufwendigsten.
Durchwachsene Charaktere
Achtung, Spoiler! Hier werden wesentliche Ereignisse, die nach der Hälfte der Laufzeit von Attack on Titan passieren, besprochen. Das Fazit ist wieder spoilerfrei.
Die Besetzung und Darstellung der bekannten Lieblinge sind in meinen Augen recht durchwachsen. Armin und Eren sind keine Glanzsterne, aber auch keine Totalausfälle. Bei Mikasa stoßen mir aber schon mehrere Charakterzüge sauer auf. Sie benimmt sich zu Beginn des Films recht mädchenhaft und ist offensichtlich in Eren verliebt. Dennoch hat sie ihn bei ihrem Wiedersehen scheinbar überwunden und bandelt lieber mit ihrem wesentlich älteren Mentor an. Das ist erstens nicht die Mikasa, die wir kennen, zweitens verliert ihr Charakter dadurch seinen speziellen Reiz.
Auch der neue Charakter Shikishima hat mir persönlich nicht gefallen. Ähnlich wie Levi ist er ein berühmter und begnadeter Jäger, er sieht nur leider nicht so gut aus und wirkt schmierig und selbstverliebt. Gut umgesetzt finde ich dagegen Hanji und Sascha. Beide bekommen eine größere Rolle zugeteilt als in der ersten Staffel des Animes, behalten aber ihre Charakterzüge und somit auch die Sympathien, die man für sie im Anime entwickelt hat.
Übermenschliche Kräfte und Teenieliebe
Daneben gibt es noch ein paar Ungereimtheiten im Film. Wie bereits erwähnt finden sich nicht so viele 3D-Manöver-Szenen, wie man es erwarten würde. Schließlich ist es die stärkste Waffe gegen die Titanen. Die meisten Mitglieder des Aufklärungstrupps scheinen auch kein Training im Umgang mit diesen erhalten zu haben. Da greift man dann stattdessen zu einer simplen Axt, um einen Titanen in die Knie zu zwingen und zerrt ihn mit bloßen Händen über den Boden.
Die für mich absurdeste Szene war jedoch die, in welcher ein Mädchen versucht, Eren näher zu kommen und ihn zum Vater ihres Kindes zu machen, während fünf Meter weiter ein anderes Pärchen zu Gange ist. Allgemein erschließt sich mir nicht, was dieses ganze Teenie-Rumgeturtel im Attack on Titan Film zu suchen hat. Es beginnt mit Mikasas Schwärmerei, geht dann über mögliche Gefühle zwischen Armin und Sascha, Erens “fast Techtelmechtel” bis hin zu Mikasas seltsamer Beziehung zu Shikishima. Das alles hätte durch interessantere Ereignisse getauscht werden können, wie beispielsweise mehr Hintergrund zu verschiedenen Charakteren, Training in den 3D-Manöver-Taktiken oder einer Zusammenfassung der zwei Jahre von Armins und Erens Weg zum Aufklärungstrupp.
Fazit Attack on Titan:
Zu viel Hollywood, zu wenig Attack on Titan
Insgesamt stehe ich dem Attack on Titan mit recht gemischten Gefühlen gegenüber. Der unsinnige Fokus auf Beziehungen und Drama zwischen den Charakteren, gehört hier einfach nicht hin und nimmt Zeit für interessantere Szenen weg. Die Charaktere sind zum größten Teil gut umgesetzt worden, wobei mich die Veränderungen an Mikasa sehr stören und sie eine wichtige Rolle spielt. Die 3D-Manöver sehen gut aus und geben gute Actionsequenzen ab. Auch bei den Titanen hat sich das Eye See Movies Studio Mühe gegeben, dennoch sehen sie mehr witzig als angsteinflössend aus. Es kommt beim Gucken einfach nicht dasselbe Gefühl wie beim Anime oder Manga auf, es fehlt dieser Adrenalin-Faktor. Somit hat mich der Attack on Titan Film leider nicht in seinen Bann gezogen.
Infobox:
- Titel: Attack on Titan
- Publisher: Kazé
- Release: 17.03.2017
- Medium: DVD, Blu-ray
- FSK: 16
- Genre: Action, Horror
- Sprachausgabe: Japanisch (Audio), Deutsch (Audio und Untertitel)
- Schauspieler: Haruma Miura, Kiko Mizuhara, Kanata Hongou, Hiroki Hasegawa
- Besonderheiten: Doppelseitiges Poster enthalten, Steelbook Edition erhältlich
Bildquelle(n): Hajime Isayama, Toho Pictures, Toho Co. Ltd., Eye See Movies, Kazé (VIZ Media Switzerland)