Laut einer Studie besitzen die reichsten 85 Menschen der Welt ebenso viel wie die ärmsten 3,5 Milliarden. Kein Wunder, dass diese Thematik auch einen Weg in die Comicwelt findet. In Lazarus ist die Welt unter 16 Familien aufgeteilt. Der Rest der Bevölkerung wird in “Knechte” und “Abfall” unterteilt. Zum Schutz besitzt jede Familie einen Lazarus. Diese sind genetisch modifizierte Menschen, die nahezu unbesiegbar und unsterblich sind.
Familie über Alles
Auf den ersten Seiten erleben wir wie eine junge Frau erschossen wird. Durch einen Lungenschuss hingerichtet, liegt sie blutend am Boden. Ende der Geschichte? Nein, eher nicht. Nach kurzer Zeit erhebt sie sich, schleift sich zum naheliegenden Raum in dem ihre Angreifer noch sind und übt brutale Rache. So weit, so blutig. Die junge Frau ist Forever Carlyle aus der Carlyle Familie, Lazarus und Tochter des Familienoberhauptes. Der Angriff wird schnell einer benachbarten Familie zugeschrieben und prompt steht das Wort “Krieg” im Raum. Doch irgendwas ist faul. Einzelheiten machen keinen Sinn und manche Familienmitglieder verhalten sich komisch. Zeit etwas zu unternehmen. Forever wird auf eine geheime Mission geschickt um Licht ins Dunkeln zu bringen. Eine lang verborgene Intrige tut sich auf und Forever steht plötzlich mitten im Schussfeld.
Kompromisslose Gesellschaftskritik
Wer jetzt denkt: “Gesellschaftskritik, politischer Kommentar und Supermenschen in einem? Mensch, das klingt kompliziert.“ Keine Sorge, ist es nicht. Greg Rucka (Gotham Central) schafft eine Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt, sich aber nicht in dieser Nachdenklichkeit verstrickt. Die Geschichte wird klar erzählt, sodass der Leser nie das Gefühl hat etwas zu übersehen oder zu verpassen. Unterstützt wird diese Geschichte vom gewohnt düsteren Zeichenstil von Michael Lark (Gotham Central, Winter Solider). Beide ergänzen sich sehr gut und schaffen eine Science-Fiction Story, die mit ihrem Ansatz sehr frisch wirkt.
Lazarus ist ein wirklich grandioser Auftakt gelungen und macht Lust auf mehr. Actionreich, gesellschaftskritisch und kompromisslos. Wer sich an den düsteren Zeichenstil nicht stört und eine etwas andere Zukunftsvision haben möchte, sollte hier zugreifen.
Stefan Ernst
Bildquelle(n): Splitter-Verlag