“Vom Weltall in die Wüste”
Cross Cult Verlag hat sich mittlerweile zum deutschen Hausverlag in Sachen Image Comics etabliert. Neben Erfolgsmarken wie “The Walking Dead” und “Saga” brachte der Verlag im Juli 2015 auch den Sci-Fi-Western Drifter zu uns in die Läden.
Niemand Geringeres als Nic Klein, der unter anderem zusammen mit Rick Remender an Winter Soldier gearbeitet hat, drückt der Geschichte seinen ganz eigenen Stempel auf. Seine Zeichnungen strotzen vor Bildgewalt und Liebe zum Detail. Als einer der wenigen deutschen Künstler hat er sich seinen Platz im amerikanischen Comiczirkus redlich verdient. Auch Autor Ivan Brandon ist kein unbeschriebenes Blatt. Er arbeitete mit Nic Klein bereits am Comic “Viking”.
“Ein Priester und ein Bruchpilot kommen in eine Bar…”
Da hört der Witz auch schon auf, denn Hauptfigur Abram nimmt seine Situation nämlich verdammt ernst.
Nach einer Bruchlandung mit seinem Raumschiff strandet Abram Pollux auf OURO. Ein trostloser, rauer und unfreundlicher Fleck im Universum. Ein Planet für gestrandete Existenzen und Gauner. Nach dem Absturz von einem maskierten Mann angeschossen, landet er auf der Krankenstation von Lee Carter. Doch wer hat ihn angeschossen und warum fällt es ihm so schwer seine Erinnerungen zu sortieren? Welches Geheimnis steckt hinter den gelbäugigen Kreaturen? Warum verhält sich der Priester so merkwürdig und warum ist eigentlich das Raumschiff abgestürzt?
So verwirrt, wie Abram, ist auch der Leser nach der ersten Hälfte. Viele Fragen werden aufgeworfen. Mal sehr clever, mal eher plump. Die inneren Monologe von Abram sind sehr sperrig und Nebencharaktere sind eher Mittel zum Zweck, als dass sie den Leser fesseln können. Es fühlt sich wie ein typischer Auftakt einer großen Serie an. Viele offene Türen in welche man mal einen Blick werfen konnte, lassen den Leser aber eher neugierig und ratlos zurück. Was irgendwo ja auch gut ist, denn so hat man Lust mehr zu erfahren und möchte wissen wie es weiter geht.
Was man an dieser Stelle nochmal heraus stellen muss, sind die unglaublich atmosphärischen Zeichnungen von Nic Klein. Diese allein sind es schon wert, sich näher mit Drifter zu beschäftigen.
Trotz einiger Startschwächen kann ich Drifter jedem ans Herz legen, der auf dreckige Sci-Fi – Western Ästhetik steht. Stimmungsvoll und bildgewaltig ist Drifter ein echter Hingucker in jedem Comicregal.
Stefan Ernst
Bildquelle(n): © Cross Cult, c/o Amigo Grafik GbR, Hardy Hellstern & Andreas Mergenthaler GbR